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Gott gebe Friede zu unsern Zeiten

Festsaal
Vortrag
Vortrag
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  Di 19. Nov. 2019 19:30 - 21:00

Als im vergangenen Jahr der Turmknopf der Oberkirche heruntergenommen und geöffnet wurde, befand sich darin auch ein Pergamentdokument aus dem Jahr 1627. Durchaus gut informiert, berichten darin Frankenhäuser Ratsherren und Pfänner von Geschehnissen des Krieges, der bereits 9 Jahre andauerte und nun auch die Kyffhäuserregion vollauf erfasste. Mit allen Drangsalen wie Plünderung, Zerstörung und Vergewaltigung in Berührung gekommen, wünschten sie sich nichts sehnlicher, als das »Gott gebe Friede zu unseren Zeiten«.

Doch dieser Krieg sollte noch viele Jahre andauern und auch nach Verkündigung des Friedens von Münster und Osnabrück 1648 keineswegs beendet sein. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges wird in der Historie mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 verbunden. Bewaffnete protestantische Adlige des Königreichs Böhmen drangen in die Prager Burg Hradschin ein und warfen die Statthalter des Königs von Böhmen, einem katholischen Habsburger, aus dem Fenster.

Durch die Niederlage der Aufständischen 1620 in der Schlacht am »Weißen Berg« nahe Prag gelangten erste Flüchtlinge nach Sachsen und Thüringen. Im weiteren Verlauf der militärischen Auseinandersetzungen kamen ab etwa 1626 zunächst katholische Truppen in unser Gebiet. Der militärischen Stärke sowohl der katholischen als auch der protestantische Seite hatten die regionalen Gewalten - wie die Grafen von Schwarzburg - nichts entgegenzusetzen.

Ab 1626 waren die schwarzburgischen und sächsischen Gebiete im Norden Thüringens zum Spielball der rivalisierenden Mächte geworden. Die Hoffnung der Protestanten, Schutz und Schirm durch Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, zu erhalten, erwies sich in kurzer Zeit als Trugschluss. Auch der sächsische Kurfürst verlangte unaufhörlich Gelder, um seine eigenen, dynastischen Interessen im fernen Dresden zu vertreten.

Die sächsische Feste Heldrungen war nur ungenügend gesichert. Einige der vorhandenen Geschütze waren noch vor Ausbruch des Bauernkrieges 1525 gegossen worden. Letztlich wurde sie erobert und gegen Ende des Krieges gar »geschleift«. Bereits 1626 gebarten sich sowohl katholische als auch protestantische Truppen gegenüber der einheimischen Bevölkerung auf ungeheuerliche Weise. Streit und Zank innerhalb des Hauses Schwarzburg verschlimmerte die Situation zusätzlich.

Regionale Adlige, die in Friedenszeiten kaum einer Erwähnung wert gewesen wären, stiegen in militärischen Diensten empor und wurden im Schutz der rivalisierenden Mächte zu einer Bedrohung des Herrschaftsgebietes der Schwarzburger und sogar des Kurfürsten von Sachsen selbst. Zu ihnen gehörte Ernst Albrecht von Eberstein auf Gehofen, der in den Diensten der Landgrafen von Hessen-Darmstadt zu einem General mit militärischem Geschick und Erfolg aufstieg. Gegenüber ihm verhielten sich die Grafen von Schwarzburg fast unterwürfig, gaben regional das Amt Frankenhausen preis, um ihren Herrschaftssitz Sondershausen weitgehend von Verheerung frei zu halten. Dass der selbsternannte Beschützer des Protestantismus, König Gustav II. Adolf von Schweden, in der Rückschau auf sein Auftreten in der Region 1631 durchaus unterschiedlich gesehen wird, zeigt ein Blick nach Artern und der Vergleich mit den schwarzburgischen Gebieten um Frankenhausen.

Territoriale Besitzstände bzw. -verschiebungen in unserer Region fanden auch Eingang in den Friedensschluss von Osnabrück 1648. Hier wurde festgeschrieben, dass das Kloster Göllingen an die im Krieg erfolgreich agierende Landgrafschaft Hessen-Kassel fällt. Die Auswirkungen des Krieges lasteten noch lange auf der Region. Geldknappheit und Armut brachten es mit sich, dass sich die Bevölkerung ihr Baumaterial durch den Abbruch von Burgen besorgte. So z. B. durch das Gewinnen von Steinen und Quadern von der Arnsburg bei Seega. Auch das Abdanken ihrer Truppen ließen sich die Schweden gut bezahlen. Gingen die Gelder nicht pünktlich ein, holten sie von der bereits ausgeplünderten Bevölkerung, was gerade noch zu holen war. Erst 1652 zogen sie ihre Soldaten vollständig ab. Und erst in diesem Jahr wurde von den Kirchenkanzeln in Sachsen und Schwarzburg offiziell dem Friedensschluss gedacht. Aus der damaligen Zeit sind auch einige Zeugnisse erhalten geblieben. Hierzu gehört die Grabplatte des Obristen Johann Meyer (1583-1627), der u. a. auch in den Diensten Kaiser Ferdinand II. stand. Ursprünglich in der Oberkirche bestattet, befindet sich die Grabplatte in gut erhaltenem Zustand heute in der Unterkirche.

Der Vortrag verbindet an ausgewählten Beispielen die überregionalen Geschehnisse mit den Ereignissen der Region. Anhand von historischen Dokumenten aus regionalen Archiven werden die Ereignisse zusätzlich beleuchtet.

 

 

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  • 19. Nov. 2019 19:30 - 21:00

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