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Bau Mimas

Beitrag aus dem Frankenhäuser Wochenblatt 2008

Die dominierende Rolle der Baufirma C. Reichenbach dauerte zu Lebzeiten des Begründers uneingeschränkt an. Obwohl der Bauboom durch die sich abzeichnenden Kriegsvorbereitungen nachließ, etablierte sich eine Anzahl von Baufirmen in Frankenhausen. Noch vor Beginn des 1. Weltkrieges meldete auch der Sohn Heinrich Reichenbach im Januar 1914 sein Gewerbe in Form eines Architekturbüros an. Neben Neu- und Umbauarbeiten waren Reparaturen und Schornsteinsanierungen erforderlich.

Anhand der registrierten Bauanträge muss man schlussfolgern, dass in den letzten zwei Jahrzehnten vor der Jahrhundertwende alle Holzschornsteine durch den Bau von massiven Rauchabzügen ersetzt wurden. Insbesondere waren die oberen Etagen in früherer Zeit mit Holzröhren ausgestattet und somit ein Brandrisiko.

Zu den bekanntesten Maurermeistern und Baugeschäften gehörten bereits vor der Jahrhundertwende

  • Wilhelm Sünzel
  • Franz Roſe, Jungfernſtieg 32
  • Louis Henning, An der Wipper 101a
  • Albert Hundt. Bahnhofſtraße 53k
  • Adolf Förderer. Kloſterſtraße 121

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden weitere Baugeschäfte, wie

  • Guſtav Ahenbach, Seehäuser Straße 72a
  • Carl Karnſtedt, Langeſtraße 141
  • Franz Sengelaub, Bleie 28a
  • Robert Kirner, Bahnhofſtraße
  • Albert Wallrodt, Breiteſtraße 64b
  • J. Landgraf & Sohn, Abt. Baugehä & Dampfſägewerk, Bahweg 125
  • Förderer & Weinrei
  • Warodt & Böhme
  • Mimas GmbH

Die kleinen Maurergeschäfte waren keineswegs unbedeutend, jedoch aufgrund der Vielzahl waren die vorhandenen Aufträge begehrt und gefragt. Der Zusammenschluss von Wettbewerbern lässt die Schlussfolgerung eines umkämpften Baumarktes zu. Im Detail soll an dieser Stelle nur auf die Mimas GmbH als Kurzbezeichnung für Mitteldeutsche Massiv Sparbau Gesellschaft m.b.H. eingegangen werden. Am 21.04.1921 erfolgte die Gewerbeanmeldung als technisches Büro zur Bauausführung und dem Handel mit Baumaterialien. Geschäftsführer und Gesellschafter war zum Gründungszeitpunkt der 33 jährige Rudolf Schünzel, der jedoch nach einem erfolgreichen Beginn des Unternehmens am 25.08.1922 verstarb.

Die Geschäftsführung übernahm Karl Boettger. Die schwere Zeit der Inflation musste auch die junge Baugesellschaft mit durchleben und brachte ebenfalls Wertscheine anstelle des nicht vorhandenen Geldes in Umlauf.1

Das Büro der Mimas GmbH befand sich westlich neben der Firma Reichenbach am Bahnhof. (Die Bausubstanz ist als Nebengelass des Wohnhauses Am Bahnhof 8 bis heute erhalten geblieben) Für eine Erweiterung auf Nachbargrundstücke waren keine Voraussetzungen gegeben. So ist es verständlich, dass 1925 nach Abklingen der Inflation südwestlich der Stadt zwischen Mühlgraben und der Bahnlinie ein Gatterschuppen errichtet wurde. Derselbe diente vornehmlich der Materiallagerung. 2

Seit der Jahrhundertwende arbeitete der Architekt Walter Landgraf, der zur Familie des Mühlenbaubetriebes J. Landgraf & Sohn am Bachweg gehörte, selbständig. In diesen Jahren war durch die Technisierung ein spürbarer Rückgang der Wasserräder und ähnlicher Holzausrüstungen zu verzeichnen. Die Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik J. Landgraf & Sohn reagierte darauf mit der Gründung einer Betriebsabteilung Baugeschäft und Dampfsägewerk. Nur so konnten die ausbleibenden Holzaufträge im Mühlenbau kompensiert werden.

In den Jahren nach 1931 wurde W. Landgraf Geschäftsführer der Mimas GmbH und der Bachweg 125 zum Sitz des Unternehmens. Schließlich waren auch hier die Voraussetzungen für einen Holzverarbeitungsbetrieb vorhanden. Die Mimas errichtete mit dem Ilmenauer Architekten A. Pabst 1922 die Einfamilienhäuser in der Jahnstraße 22 und 24 sowie in der Heimstättenstraße 1-11.3

Diesen folgten noch im gleichen Jahr die Reihenhäuser zur Bebauung des Schweinemarktes, Seehäuser Straße 14-20 und der Andreasstraße 1 - 7 sowie 9-15. Die Reihenhäuser mit je vier Wohnungseinheiten besitzen ein Grundraster von 4.30 m x 7,40 m. Im Kellergeschoß sind Waschküche und Kellerraum, im Erdgeschoß sind Wohnküche und Wohnzimmer sowie im ausgebautem Dachgeschoß zwei Schlafzimmer untergebracht. 4

Zur optimalen Nutzung des Dachraumes, war die Gaube nahezu über die gesamte Hausbreite ausgebildet. Ein separater Schuppen im Hof gehörte zu jeder Wohnung. Vom gleichen Typ entstanden drei derartige Reihenhäuser. Heute ist von dem soliden Reihenhaustyp als architektonisches Gesamtbild infolge des Verkaufs einzelner Wohnungen sowie dadurch folgende Um- und Anbauten nicht mehr viel zu erkennen.

Im Jahre 1925 erhielt die Mimas GmbH den Zuschlag von der Lonarit-Gesellschaft in Berlin-Schöneberg. An der Ecke Bahnhofstraße zum Seegaer Weg sollte eine Außenstelle des Werkes entstehen. Während das Eckgebäude als Wohnhaus projektiert war, sollten die Flachbauten die Büro- und Produktionsräume aufnehmen. An der Ecke zur Hälterstraße entstand nördlich des Flachbaues ein separater Bau für eine Mahlanlage. Da die Produktion in den Anfängen bereits wieder eingestellt wurde, erfolgte 1934 ein Umbau des Flachbaus zur Nutzung als Arbeitsdienstlager. 5 6

In den Jahren 1926 - 27 realisierte die Mimas GmbH das Kindersanatorium am Weinberg. Auf einem künstlich geschaffenen, großzügigen Plateau wurde der in seinen Abmessungen gewaltige Bau des Kindersanatoriums gegründet. Unter Leitung des Leipziger Architekten Georg Wünschmann (1868 - 1937), der seit 10.01.1927 ein Büro in Frankenhausen angemeldet und geleitet hat, entstand ein neues Wahrzeichen unserer Stadt - das »Hermann-Hedrich-Heim« und spätere »Helmut-Just-Heim«. Ein einfacher, kompakter Bau, der aus Muschelkalksteinen und im Innenbereich auch mit Anhydrit - Feldsteinen gemauert wurde. Das Material wurde teils auf der schwer passierbaren, mit einem steilen Anstieg versehenen, ungepflasterten Straße zur Baustelle transportiert.

Zum Bau eines Einfamilienhauses für den Knopffabrikanten Walter Wenke in der Kreuzgasse 8 erhielt die Mimas GmbH 1934 den Auftrag. Das Projekt lieferte Reinhard Erasmus (1876 - 1953). ein Architekt und ehemaliger Dozent am Kyffhäuser-Technikum zu Frankenhausen. Der Baustil vereinigt die mittelalterliche Fachwerkbauweise mit der Backsteingotik in einfacher und schlichter Form. Anbauten, wie der Eingangsbereich dienen zugleich als Gestaltungselement. Weiterhin werden verbrannte, deformierte Klinker als Gestaltungselement eingesetzt. Die Bauform ist harmonisch, nicht monumental und überladen jedoch abwechslungsreich und fast streng, unauffällig und schön. Die Abrundung erhält das Bauwerk durch eine abgestimmte Farbgebung sowie die Bauausführung durch die Fachleute der Mimas GmbH in hoher Qualität. Der gesamte Hausbau erfolgte vom 4.06.1934 -15.07.1934, in 33 Arbeitstagen. 7

Bereits 1933 entstand der Fabrikneubau für Hermann Wenke im gleichen Stil des Wohnhauses durch die Mimas GmbH. Mit insgesamt 8 Wochen wird die Bauzeit für das fertige Gebäude angegeben. Nebengewerke, wie die Anfertigung von Türen durch die Firma Franz Sengelaub, die Schwerkraftheizung durch 6m Schlossermeister Otto Banse usw., sind von anderen Firmen ausgeführt worden.

In den Folgejahren verwirklichte die Mimas GmbH den Bau des Freibades auf dem ehemaligen Söldengelände der Pfännerschaft. Zur Schaffung der Baufreiheit musste im Frühjahr 1935 das Siedehaus »Schwan« abgebrochen werden. Nach anfänglichen Gründungsproblemen wurden schließlich Pfeiler von 1,80 m x 1,00 m Querschnitt im Abstand von 1,90 m bzw. 2,90 m auf tragfähigem Baugrund betoniert und das eigentliche Wasserbecken darauf abgesetzt. Die Abnahme erfolgte am 15.06.1938. 8

Es muss immer wieder hervorgehoben werden, dass es sich um ein aufgefülltes Terrain in unmittelbarer Nachbarschaft der geologischen Verwerfungslinie am Südhang des Kyffhäusers handelt.

Neben den hier genannten und beschriebenen Bauten hat die Mimas GmbH noch weitere bekannte Gebäude errichtet (Seegelflugproduktionshalle in der Lindenstraße, Quinkes Villa in der Geschwister-Scholl-Straße, Hallen des Kyffhäuser-Technikums. Rekonstruktion der Saline »Hoffnung« und Wohnhäuser am Weinberg sowie in der Altstadt) und auch Instandhaltungen kleineren und größeren Umfanges durchgeführt. Mit dem Ausgang des zweiten Weltkrieges war das Ende der Mimas GmbH gekommen. Auch die Bauabteilung des Landgraf'schen Betriebes wurde aufgelöst. Nur der Stammbetrieb orientierte sich nach dem Krieg wieder an Mühlenausrüstungen und nahm 1946 bereits die Produktion auf. Später als VEB Fanal umbenannt, war der Betrieb unter Fachleuten bekannt und geschätzt. An dieser Stelle sei den Herren Hans Wenke und Werner Schünzel nochmals Dank gesagt für die freundliche Unterstützung bei der Zusammenstellung der Informationen.

Eckhard Pförtner

Quellen- u. Literaturnachweise

  1. Historische Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft, Heft 7, Das Notgeld Frankenhäuser
  2. Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII - 69, 1925
  3. Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII - 64, 1922
  4. Augenzeugenbericht eines leider unbekannten Verfassers (Museumsbestand)
  5. Bauanträge, Stadtarchiv Bad Frankenhausen 1/VIII - 65, 1925
  6. Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XVIII. 1934,
    Thüringer Staatsarchiv Gotha, April 2004
  7. Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XIX, 1934
    Thüringer Staatsarchiv Gotha, April 2004
  8. Bauakten des Thüringischen Kreisamtes Sondershausen, 987 Band XIV, 1938
    Thüringer Staatsarchiv Gotha, April 2004

 

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