Große und kleine Gebietsveränderungen
Durch das Aussterben der Linie Schwarzburg-Sonderhausen 1909 im Mannesstamm gelangte am 28. März des Jahres Fürst Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt auch auf den Sondershäuser Thron. Eine Wiedervereinigung der nun in Personalunion regierten Fürstentümer scheiterte 1916 an inneren Interessengegensätzen der beiden Landesparlamente als auch am Widerstand von Kaiser und Reichskanzleramt. Kaiser Wilhelm II. forderte Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (Kanzler 1909-1917) auf, Fürst Günther Viktor höflich doch abschlägig zu bescheiden. Offizieller Ablehnungsgrund war die allgemeine Kriegslage.
Sowohl die Novemberrevolution als auch das Abdanken des Fürsten hatten 1918 keine unmittelbaren Auswirkungen auf den territorialen Bestand. Mittels Kreisordnung vom 10. März 1919 und mit Wirkung vom 1. Juli 1919 erklärte die Landesregierung die Landratsamtsbezirke zu Kreisen mit Selbstverwaltungsbefugnissen. Frankenhausen wurde Sitz des Kreises. Dieser nannte sich selbstbewusst bis 1922 »Kyffhäuserkreis«. Das Landratsamt war bereits im März 1918 in das - im Vorjahr aus dem Besitz von Ehrenbürger Wilhelm Schall - kostengünstig erworbene, neue Behördenhaus auf der Westseite des Frankenhäuser Marktplatzes umgezogen.
© Karte Schlossmuseum Sondershausen, L 425
Foto: Sammlung Regionalmuseum, Bad Frankenhausen
Am 23. April 1920 verabschiedete die Nationalversammlung das Gesetz über die Bildung des Landes Thüringen. Das Gesetz trat zum 1. Mai 1920 in Kraft. Schwarzburg-Rudolstadt trat dem neuen Freistaat Thüringen bei. Innerhalb des Freistaates Thüringen trat zum 1. Oktober 1922 eine Verwaltungsreform in Kraft. Aus den beiden ehemaligen schwarzburgischen Unterherrschaften, den nunmehrigen Kreisen Sondershausen und Kyffhäuserkreis Frankenhausen, ging der neue Kreis Sondershausen mit Kreissitz in Sondershausen hervor. Bereits 1921 war im gesamten Kreis Frankenhausen die Gebietsreform auf Ablehnung gestoßen: Protest der Gemeinde Borxleben gegen die von der Thüringischen Regierung geplante Verlegung des Landratsamtes nach Sondershausen. Forderungen des Ausschusses zur Erhaltung des Kreises Frankenhausen nach einer Volksabstimmung wurden von der Landesregierung abgelehnt. Die Folge waren deutliche Stimmenverluste der Regierungsparteien auf Landes- und Kreisebene in den kommenden Wahlen. Ein Kompromiss war die Einsetzung des Landrates des Kyffhäuserkreises Frankenhausen, Emil August Reinbrecht (1882-1929) aus Borxleben, als neuen Landrat im Kreis Sondershausen. Die letzte Sitzung des Kreisausschusses des Kyffhäuserkreises fand am 29. September 1922 demonstrativ und mit patriotischem Bekenntnis zu Schwarzburg-Rudolstadt im Gasthaus Rathsfeld in Nachbarschaft des fürstlichen Jagdschlosses Rathsfeld im Kyffhäusergebirge statt.