Bergbau, Induſtrie und Rüſtungsgüterherſteung
Name durch Klick auf Förderturm-Symbol,
Vergrößern, Verkleinern (Karte oben links) oder Mausrad verwenden
Bei Ausbruch des Krieges stellten die Kaliwerke Gewerkschaft »Günthershall« in Göllingen und Gewerkschaft »Schwarzburg« in Seega ihre Arbeit infolge Einberufung großer Teile der Belegschaft und dem zum Ruhen kommenden Versand der Kalisalze ins Ausland ein. In Seega wurde die Förderung nur kurzeitig wieder aufgenommen und 1919 endgültig eingestellt. Die Förderquote wurde der Gewerkschaft »Günthershall« übertragen. In Göllingen wurden Förderung und Verarbeitung während des Kriegs immer wieder aufgenommen. Wo es betriebsbedingt möglich war, wurden bis 1918 auch Frauen eingestellt. Jedoch kamen auch Kriegsgefangene zum Einsatz. Im Jahr 1924 kam die Kaliförderung zum Erliegen, die Belegschaft wurde größtenteils entlassen und im darauffolgenden Jahr wurden die Betriebsanlagen bereits demontiert. Neben einer erhöhten Arbeitslosigkeit führte dies zu einem Rückgang in der Bevölkerungszahl durch Abwanderung junger Menschen als auch ganzer Familien.
Foto: Sammlung Regionalmuseum Bad Frankenhausen
Waren Leder und Tabak vorhanden, hatten die Gerbereien und Zigarrenfabriken in Frankenhausen gut zu tun. Dagegen kam es in der modeabhängigen Knopfindustrie schnell zu Stockungen in der Herstellung und hoher Erwerbslosigkeit. Im Herbst 1914 verzeichnete der Frankenhäuser Stadtrat 550 Erwerbslose und 400 besonders Bedürftige. Abhilfe sollte durch die Vermittlung der Erwerbslosen in die mitteldeutsche Kohleindustrie geschaffen werden. Allerdings waren viele Knopfmacher nicht bereit, im Bergbau zu arbeiten. Von den Bergleuten in Göllingen und Seega wurden sie daher teilweise verhöhnt. Auch nach dem Krieg führte die verminderte Kaufkraft in Deutschland zu keiner kontinuierlichen Knopffertigung. Im Jahr 1923 kam es zum Streik der Knopfarbeiter und ihrer Beteiligung an den Demonstrationen hinsichtlich der Lebensmittelversorgung.
Die Abneigung zwischen Bergleuten und Knopfmachern untereinander führte diesbezüglich zu getrennten Protesten. Betriebserweiterungen nach 1919 gab es vor allem bei den Gerbereien. Ab 1924 entstand mit der Elektroindustrie in der Bahnhofstraße ein bis heute existierender neuer Industriezweig.Eine Rüstungsgüterherstellung hatte es vor dem Krieg in der Unterherrschaft nicht gegeben. Auch die Knopfindustrie produzierte nicht für das Militär, sondern fast ausschließlich für die Textilmodeindustrie. Heeresaufträge vermochten nur wenige zu erhalten wie die Sattlerei Gustav Rummel in der Klosterstraße in Frankenhausen. Zweigniederlassungen auswärtiger Firmen wie der »Auto-Räder-Compagnie« entstanden nur vereinzelt nach 1916 und wurden nach dem Waffenstillstand 1918 wieder geschlossen.
Foto: Sammlung Regionalmuseum Bad Frankenhausen