In japanier Kriegsgefangena
Einige junge Männer aus der Unterherrschaft dienten fernab der Heimat in den deutschen Kolonien bzw. Schutz- und Pachtgebieten. Bei Kriegsausbruch befanden sich die Angehörigen der Kaiserlichen Marine Franz Andrä (Borxleben), Karl Bischoff (Rottleben) und Max Dünisch (Frankenhausen) im deutschen Pachtgebiet Kiautschou mit der Stadt Tsingtau (heutige Schreibweise Qingdao) in China. Die Verteidigung von Tsingtau gegen Japaner und Briten endete am 7. November 1914 mit der deutschen Kapitulation. Der weitere Weg führte die drei in japanische Kriegsgefangenschaft, aus der sie 1920 entlassen wurden. Über seinen Aufenthalt in Japan gab Max Dünisch der Frankenhäuser Zeitung einen zusammenfassenden Bericht:
»Aus japanier Gefangena heimgekehrt
iſt der Bäer, Soldat Max Düni (Sohn des Malermeiſters Chriſtian Düni, Brauhausſtraße 3), der im Oktober 1913 beim 3. Stamm-Seebataion in Cuxhaven eintrat und am 12. Januar 1914 die 42 tägige Überfahrt na Tngtau (Kiautou) antrat, um dort ſeiner Militärdienſtpflit zu genügen. Mit Kriegsausbru bombardierten die Japaner das deute Patland und nahmen mit 40.000 Mann und 25 Kriegsfahrzeugen (Siffen), darunter ein englies, den Angriff gegen 2.800 Deute in der Feuerlinie auf. Na 3 Monaten, am 7. November 1914, gelang es ihnen, infolge Munitionsmangels der Deuten, die Stadt zu beſeen. Die überlebende Beſaung geriet in Gefangena und mußte zunäſt 4 Tage lang auf einem ineen Friedhofe zubringen. Dann wurde e auf einem japanien Transportdampfer na dem japanien Hafen Moji übergeſet und dem Lager Kurume auf der Inſel Kiu Siu (Kyushu) zugeführt.
Hier blieben die Gefangenen 5 voe Jahre lang hinter hohem Breerzaun, auf dem no ein 2 Meter hoher Staeldrahtzaun befeſtigt war. Die Verpflegung war anfangs gut, wurde aber von Tag zu Tag leter. Auffaend let war die Behandlung dur die japanien Poſten, die aneinend Rae über die vor Tngtau zahlrei gefallenen Japaner an den hilfloſen gefangenen Deuten nehmen woten. Faſt jeden Tag waren Fäe zu verzeinen, wo die Poſten mit dem Gewehrkolben auf die Gefangenen einlugen. Beſonders hart wurde das Arbeitsverbot empfunden, wodur viele Gefangene aus Mangel an Abweung geiſteskrank wurden. Infolgedeen verſute man, die Langeweile dur Spiele, Boxen und muzieren zu überwinden. Merkwürdige Strafen verhängten die Japaner: So wurde einmal ein Gefangener, der wegen heiger Zahnmerzen nätlierweile zu einem Kameraden in die näſte Barae ging, um Jod zu erbitten, von dem Poſten zur Wae gebrat und dort mit ein paar Eimer kalten Waers begoen.
Pudelnaß mußte dann der arme Men 4 Stunden lang in kalter Nat vor dem Wahauſe ſtehen bleiben. – Die Heimreiſe erfolgte am 1. Januar 1920 von Moji aus zunäſt na Kobe (Japan), wo 1000 Heimkehrer auf dem japanien Dampfer „Himalaya Maru“ die Überfahrt na Deutland antraten. Die Reiſe ging über Singapore (Singapur), Sumatra, Suez na Wilhelmshaven, wo der Transport am 2. März wohlbehalten eintraf. In Wilhelmshaven, das zuglei Durgangslager war, wurde den Heimkehrern ein würdiger Empfang bereitet. – Au dieſem Heimkehrer, der ſolange Zeit fern der Heimat in einem fremden Erdteil zubringen mußte, rufen wir ein „Herzlies Wikomen“! zu!«
(»Frankenhäuser Zeitung«)
Foto: Nachlass A. Paulsen, Stadtarchiv Bad Frankenhausen