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Max Daniel Hermann Fritz

Max Daniel Hermann Fritz wurde 1873 hoch in den Kammlagen des Thüringer Waldes in Neuhaus am Rennweg geboren. Gleich Bad Frankenhausen gehörte der Ort bis 1920 zum Fürstentum bzw. Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt.

Kindheit und Jugendzeit verbrachte er in einem der höchstgelegenen Orte Schwarzburgs. Bezüglich seiner Eltern war seine Mutter Henriette Luise Fritz (1833 in Neuhaus a. R. bis 1920) seine wichtigste Bezugsperson. Über die Beziehung zu seinem Vater, Karl Reißland (1829 – 1914), ist nichts überliefert. Mutter und Vater waren nicht verheiratet.

Im Forstdienst der Fürsten von Schwarzburg stehend, trat der Vater drei Jahre nach der Geburt des Sohnes in der schwarzburg-rudolstädtischen Unterherrschaft Frankenhausen eine Stelle als Förster an. In die Oberherrschaft Rudolstadt kehrte er nur noch sporadisch zurück. Während seiner Forstlehre hatte die fürstliche Forstbehörde Karl Reißland Fertigkeit und Geschmack im Zeichnen bescheinigt. Möglicherweise eine Gabe, die er an seinen Sohn »vererbte«.

In jungen Jahren besuchte Hermann Fritz die Zeichen-, Mal- und Modellierschule in Lichte, heute einem Ortsteil von Neuhaus am Rennweg. Um Nachwuchs für die heimische Porzellanherstellung zu gewinnen und zugleich die Herstellungsqualität zu sichern, hatten der Herzog von Sachsen-Meiningen und der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt 1862 den Entschluss gefasst, die Gründung der Zeichenschule zu unterstützen. Seit 1867 wirkte hier der aus Sonneberg stammende Louis Hutschenreuther als Zeichenlehrer.

Wahrscheinlich in der Voraussicht, sich in Dresden künstlerisch weiterentwickeln zu können, ließ er sich 1898 in der sächsischen Landeshauptstadt nieder. Ob er sich wie weitläufig angenommen, lediglich autodidaktisch weiterbildete oder jedoch an einer Kunstakademie bewarb, kann bislang nicht eindeutig belegt werden.

Hermann Fritz wurde 1910/11 Mitglied im Dresdner Künstlerverein und ab 1911/12 Mitglied der Allgemeinen Deutschen und der Dresdner Kunstgenossenschaft. Er beteiligte sich an einer Vielzahl Kunstausstellungen in und außerhalb Dresdens, so z. B. 1904 Große Kunstausstellung Dresden, 1906 III. Deutsche Kunstgewerbeausstellung Dresden, 1908 an Kunstausstellungen in Berlin, Dresden und München, 1910 und 1911 Internationale Kunstausstellungen und Frühjahrsausstellung der Münchner Sezession, 1912 Große Kunstausstellung Dresden und 1941 Große Deutsche Kunstausstellung München.

Veranlasst durch Fürst Günther Viktor von Schwarzburg-Rudolstadt (regiert 1890 – 1918) wurde der im Auftrag seiner Gemahlin, Fürstin Anna Luise, bis 1912 fertiggestellte »Schwarzburger Jagdtafelschmuck« auf der Dresdner Kunstausstellung des gleichen Jahres präsentiert. Ob Hermann Fritz, der sich selbst an der Ausstellung beteiligte, die Porzellanfigur seines Vaters, Oberförster Karl Reißland, wahrnahm, bleibt ungewiss.

In seinem Dresdner Atelier entwarf und gestaltete er auch größere Plastiken und Grabdenkmale. Als Beispiele genannt seien vier monumentale liegende Löwen für das königlich-sächsische Ministerium des Innern 1916 in Dresden, vier Kindergruppen als Brückenfiguren in Aue/Vogtland, eine Lutherstatue für die St. Petri Kirche in Freiberg/Sa. und vier Putten für den Rosengarten in Dresden.

In unserer Sonderausstellung konzentrieren wir uns auf die von ihm modellierten Porzellane, Kleinbronzen, Medaillen und Plaketten. Seine Entwürfe von Menschen- und Tierfiguren wurden in den Jahren vor 1907 vor allem von Porzellanfabriken im thüringischen Lichte ausgeführt. Zwischen 1907 und 1913 gelang ihm eine Zusammenarbeit mit der Porzellan-Manufaktur Meißen, an die er fünf Modellentwürfe veräußerte. Die Tätigkeit für Meißen stellte etwas Außergewöhnliches dar, da auswärtige Künstler eher selten berücksichtigt wurden. Von 1918 bis etwa 1925 bestand eine gedeihliche Zusammenarbeit mit der Kunstabteilung der Porzellanfabrik Fraureuth (seit 1990 zu Sachsen gehörend) in Lichte-Wallendorf. Einschließlich zugeschriebener Arbeiten wurden 77 Modelle von ihm umgesetzt.

In den Jahren 1926 bis 1946 war er für die Rosenthal-Kunstabteilung Selb (Bayern) tätig, die rund 120 Modelle von ihm in Porzellan oder Keramik ausführte. Ein Jahr darauf, 1927, jedoch parallel zur 1879 gegründeten Firma Rosenthal, arbeitete er für die Kunstabteilung der von Lorenz Hutschenreuther 1859 in Selb eröffneten Porzellanmanufaktur. Für die Kunstabteilung lieferte er in den kommenden Jahren 51 Entwürfe.

Während ſeine Entwürfe für Fraureuth ein ausgewogenes Verhältnis zwien Menen- und Tierfiguren erkennen laen, beränkte  Hermann Fri bei Hutenreuther bis auf drei Ausnahmen – darunter einen Art Déco-typien ‚Gazeenri' – auf Tierfiguren. Dabei bekundete er eine Vorliebe für Raubtiere.

Eine der drei Ausnahmen, die Mensch und Tier gleichermaßen in den Mittelpunkt rückt, den »Gazellenritt« (Hutschenreuther, Modellnummer 609), haben wir für den Titel unserer Sonderausstellung gewählt.

Seine zahlreichen Tierentwürfe vermitteln eine intensive Beschäftigung des Künstlers mit Aussehen, Verhalten und Bewegungsabläufen der Tiere. Gerade deshalb erfreuten sich und erfreuen sich noch heute seine Entwürfe reger Beliebtheit bei Porzellanliebhabern. Einige seiner Entwürfe, die zunächst als Großplastiken ausgeformt wurden, erschienen anschließend ebenso in einem kleineren Format. Eine seiner erfolgreichsten Tierplastiken war die 1930 in das Produktionsprofil von Hutschenreuther eingeführte Pferdegruppe »In Freiheit«. Durch ihre Höhe von 40 cm und ihre Länge von 58 cm gehört sie zu den Großplastiken der Hutschenreuther Kunstabteilung. Als Leihgabe von Gabriele und Winfried Bollmann finden wir die Plastik in unserer Sonderausstellung.

Max Daniel Hermann Fritz gehört zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Gestaltern von Tieren auf dem Gebiet des figürlichen Porzellans. Sein Leben als Bildhauer, Kleinplastiker und Medailleur vollendete sich 1948 im Nachkriegsdresden.

Die Initiierung der Sonderausstellung verdanken wir dem Ehepaar Gabriele und Winfried Bollmann in Bad Frankenhausen. Mit Frau Bollmann ergibt sich eine familiäre Verbindung zum aus Neuhaus am Rennweg stammenden Hermann Fritz. Ihre Großmutter und Hermann Fritz's zweite Ehefrau, Susanne Hedwig Wolter (geb. 1886), waren Geschwister. Nach der 1922 geschlossenen Ehe führte der Weg des Ehepaares auch zu Besuchen der Verwandtschaft in Bad Frankenhausen. Ob bei einem der Besuche sein Weg auch zum Grab des Vaters auf dem heimischen Friedhof führte, ist auch hier nicht überliefert.

Die Lebenswege von Vater und Sohn vermitteln zugleich ein Bild der Einwohner eines ehedem kleinen Landes innerhalb des Deutschen Reiches, dass nie ein zusammenhängendes Staatsgebilde war. Geteilt in eine so genannte Oberherrschaft Rudolstadt und eine Unterherrschaft Frankenhausen besaßen die Einwohner ein nur im begrenzten Maße vorhandenes schwarzburgisches Vaterlandsgefühl. Sich dessen bewußt, haben weitblickende Landespolitiker und Einwohner Schwarzburgs 1919 die Gründung je eines Museums für die Ober- und Unterherrschaft auf den Weg gebracht. Hieraus ergab sich 1920 die Gründung des damaligen Heimat- und Stadtmuseums Frankenhausen mit Sitz im Schloss.

Diese Sonderausstellung versteht sich daher, als ein besonderer Ausstellungshöhepunkt im Jubiläumsjahr 2020 unseres Museums.

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