Paul Schäfer wurde am 15.09.1894 in Erfurt, Steinstraße 19, als Sohn der Schuhfabrikarbeiterin Johanna Marie Schäfer geboren. Als 14jähriger begann Paul Schäfer, nach erfolgreichem Volksschulbesuch, die Tätigkeit des Jungarbeiters in der Erfurter Schuhfabrik »Hess«. Im Oktober 1910 wechselte er in die Schuhfabrik »Lingel« über. Zu Beginn arbeitete Paul Schäfer als Einkleber später als Spitzendrücker. In dieser Zeit wurde er Mitglied im »Zentralverband der Schuhmacher Deutschlands«. Während des 1. Weltkrieges (1914 - 1918) leistete Paul Schäfer seinen Militärdienst. 1915 heiratete Paul Schäfer, die Schuharbeiterin Hulda Schmidt. Aus dieser Ehe gingen 3 Kinder hervor, 2 der 3 Jungen wurden Opfer des 2. Weltkrieges. Sein Sohn Horst, Jahrgang 1925, hatte seinen Wohnsitz in Erfurt. Dahin kehrte Paul Schäfer als Mitglied des Soldatenrates zurück.
1894 - 1938
Am 8./9. November 1918 bildete sich im »Tivoli« der Arbeiter- und Soldatenrat. Die Oktoberrevolution gab Paul Schäfer Anlass, dem Aufruf der »Spartakusgruppe« zu folgen. Daraufhin bildete sich eine Gruppe des »Spartakusbundes« in Erfurt. Am 2. Januar 1919 wurde der Ortsverband der Kommunistischen Partei (KPD) ins Leben gerufen. Gründungsmitglied war Paul Schäfer. Im gleichen Jahr nahm er seine berufliche Tätigkeit im »Lingel Konzern« wieder auf. Anfang der 20er Jahre wurde Paul Schäfer in den Betriebsrat des Konzerns gewählt. Hier setzte er sich für die Interessen seiner Kollegen aktiv ein. Am 16. Mai 1924 erhielt er das Vertrauen seiner Genossen und wurde Stadtverordneter der kommunistischen Partei. Aufgrund seiner kommunistischen Tätigkeiten wurde Paul Schäfer aus der Lingel AG entlassen. Begründung: »Entlassung wegen Arbeitsmangels«. Die KPD stellte ihn darauf als Sekretär der Arbeiterhilfe ein. Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) flüchtete Paul Schäfer zunächst innerhalb von Deutschland. Später musste er das Land verlassen und floh nach Frankreich, später in die Sowjetunion. Dort wurde Schäfer jedoch im Zuge der sogenannten »Deutschen Operation« zur Zeit des »Großen Terrors« am 11. März 1938 vom NKWD (Innenministerium der UdSSR) verhaftet. Er wurde wegen »Spionage für Deutschland« angeklagt. Am 17. Mai wurde Paul Schäfer zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag in Butowo bei Moskau durch Genickschuss hingerichtet. Am 12. September 1989 wurde er in der UdSSR formal rehabilitiert, auf der Basis eines Dekrets des Präsidiums des Obersten Sowjets vom 16. Januar 1989 zur Rehabilitierung aller von Sondergerichten Verurteilten. Das Leben von Paul Schäfer war davon erfüllt, was Nikolai Ostrowski (russischer Schriftsteller 1904 - 1936) in seinem Buch »Wie der Stahl gehärtet wurde« schrieb:
Das wertvollste was der Mensch besitzt, ist sein Leben. Es wird ihm nur ein einziges Mal gegeben, und benutzen soll er es so, dass ihn zwecklos verlebte Jahre nicht bedrücken.