Das Kyffhäuſer-Denkmal
Sein Protagoniſt, ſein Aritekt, ſein Bauleiter
Innerhalb weniger Jahre, zwischen 1916 und 1924 verstarben mit Prof. Dr. ing. h.c. Bruno Schmitz (1858 – 1916), Baumeister Carl Reichenbach (1852 in Weischütz an der Unstrut – 1918 in Frankenhausen) und Geheimrat Prof. Dr. Alfred Westphal (1850 – 1924) der Architekt, der Bauleiter und der Protagonist des Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhäuserberg. Die Asche von Prof. Schmitz, die eigentlich auf dem Rhein verstreut werden sollte, durfte 1917 mit ausdrücklicher Genehmigung von Fürst Günther Viktor in einer Urne im Denkmal aufgestellt werden. Nach einem Entwurf von Bildhauer Prof. Franz Metzner (1870 – 1919), zeitweilig Mitarbeiter von B. Schmitz, war die Urne vom Steinmetzmeister Heidrich in Steinthaleben ausgeführt worden. Auch die Urne von Prof. Westphal wurde im September 1924 in einer erhebenden Beisetzungsfeier im Denkmal aufgestellt. Dem Bauleiter des Denkmalsbaues wurde diese Ehre nicht zuteil.
Seinen beruflichen Werdegang begann Carl Reichenbach mit einer Lehre als Zimmermann, anschließend sammelte er erste Erfahrungen beim Dombau zu Köln. Am 14. Februar 1881 meldete er sein Gewerbe als Maurer- und Zimmermeister in Frankenhausen an. In den kommenden Jahren entstanden eine Reihe von Wohn- und Geschäftshäusern. Für Frankenhausens bekanntesten und populärsten Ehrenbürger, Wilhelm Schall, erbaute er entlang der kleinen Wipper eine Villa nebst Nebengebäuden, die W. Schall der 1876 ins Leben gerufenen Kinderheilanstalt zum Geschenk machte und heute Bestandteil der Kinder-Reha-Klinik ist.
Foto: Privatbesitz von Karl Heinrich Reichenbach, Bad Frankenhausen
Foto: Privatbesitz von Karl Heinrich Reichenbach, Bad Frankenhausen
Doch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht hat ihn die Bauausführung für das »Kaiser-Wilhelm-Denkmal« auf dem Kyffhäuser. Den von Architekt Prof. Schmitz befürworteten Vertrag mit dem »Deutschen Krieger-Bund« zur Übernahme der »Maurerarbeiten« unterzeichnete er am 25. November 1890. Mit krankheitsbedingter Unterbrechung 1892/93 leitete er die umfassenden Bauarbeiten bis zur Denkmalsweihe am 18. Juni 1896, die im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und Fürst Günther Viktor, dem »Landesherrn des Kyffhäusergebirges«, erfolgte. Engagement und korrekte Bauausführung trugen ihm Ehrungen als auch die Übertragung der ständigen baulichen Betreuung des Denkmals ein. Schon kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde er mit Entwürfen zur Erweiterung des Denkmales betraut. In Planung war eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Krieges, dessen schnelles Ende für 1915 erwartet wurde. C. Reichenbach erlebte die Beendigung des Krieges nicht mehr. Schon vor seinem Tod ging ihm sein ältester Sohn Carl Heinrich zur Hand. Bis zur Verlegung des Firmensitzes 1927/28 nach Hamburg betreute er auch weiterhin den Denkmalsbau in weithin fast allen Belangen, bis hin zur Einkleidung der Denkmalswärter. Wahrscheinlich die komplette Sammlung aller Unterlagen einschließlich der persönlichen Bautagebücher von C. Reichenbach, alles in allem mehrere Regalmeter Akten, verblieben dabei im ehedem väterlichen Baugeschäft in der Poststraße. Zunächst erhalten durch C. Reichenbach’s zweiten Sohn Johannes (1892 – 1938), übergab sein Enkel Karl-Heinrich Reichenbach den Nachlass 2010 als Dauerleihgabe dem Regionalmuseum Bad Frankenhausen