Rohſtoffe und Rohſtoffknappheit
Im Oktober 1914 wurde Petroleum knapp und teuer. Seitens der regionalen Energieversorger dem Gaswerk Frankenhausen (heute Standort Stadtwerk Bad Frankenhausen) und dem Elektrizitätswerk Bretleben (Königreich Preußen) wurde eine Umstellung auf Strom, der aus Wasserkraft oder der Verstromung von Kohle erzeugt wurde, empfohlen. Petroleummangel führte seit Januar 1916 zur intensiven Suche nach Erdöl zwischen den Gemeinden Esperstedt und Oldisleben (Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach). In der Nähe von Oldisleben glaubte man schließlich, auf eine ergiebige Quelle gestoßen zu sein. Gegen Ende und nach dem Krieg waren auch Kohlen knapp. Landes- und Gemeindebehörden versuchten, die geringen Kohlenmengen gerecht zu verteilen. Oft war der Kohlemangel so enorm, dass das Gaswerk Frankenhausen seine Stromversorgung einstellen musste. Die Folge waren zeitweilige Betriebsstillegungen, Schulschließungen und das Abschalten der Straßenbeleuchtung in der Nacht, insbesondere in den Jahren 1919 bis 1921. Zugleich wurden die Strompreise mehrfach angehoben, wodurch bedürftigen Familien und Bürgern der Bezug erschwert wurde. Die Kohlennot der Nachkriegszeit wurde als so bedrückend empfunden, dass der Arbeiter- und Soldatenrat Frankenhausen seine Beseitigung und damit die Linderung sozialer Not als eine seiner Hauptaufgaben ansah.
In zahlreichen Kommunen war zudem die direkte Belieferung von Haushalten und Gewerbe mit Strom durch fehlende Leitungsnetze kaum möglich. In Frankenhausen wurde daher bis 1921 das Leitungsnetz durch das Setzen von Strommasten und Hängen von Leitungen bedeutend ausgebaut. Einige dieser Leitungsnetze - wie in der Weidengasse von Bad Frankenhausen - wurden erst 2016 demontiert.
Dem Mangel an Kohlen, der auch durch die Abtretung von Steinkohlengebieten wie Oberschlesien an Polen hervorgerufen wurde, sollte durch die Wiederaufnahme der vor dem Krieg zwischen Esperstedt und Udersleben eingestellten Kohleförderung abgeholfen werden. Im März 1923 begann zwischen Esperstedt und Ringleben die Erschließung der Braunkohleflöze. Einen Monat darauf erfolgte bereits der Verkauf der in ihrer Qualität als gut bezeichneten Braunkohle. Im Jahr 1925 wurde die Förderung allerdings wieder eingestellt.
Während des Krieges wurden fast alle Rohstoffe durch Festlegungen auf Reichsebene bewirtschaftet. Aufforderungen zur Ablieferung oder gar Beschlagnahmungen von Gummi, Leder, Metallen und anderen Rohstoffen waren die Normalität. An März 1916 gab es sogar Aufrufe zu gemeinsamen Papiersammlungen in den Gemeinden der Unterherrschaft.
Foto: Sammlung Peter Kawe, Bad Frankenhausen