Das fürstliche Haus Schwarzburg – eine Einführung
In der Forschung zur Frühgeschichte des Hauses Schwarzburg stimmt die Mehrheit der Historiker darin überein, dessen Ursprünge im 8. Jahrhundert lokalisieren zu können. In einem Schreiben aus dem Jahre 722 wendete sich Papst Gregor II. (669 - 731, Papst seit 715) an fünf viri magnifici filii und empfahl ihnen den Bischof Bonifatius (672/73 - 754/55), um ihn bei seiner Missionierung in Thüringen zu unterstützen. Unter den genannten Personen ein Asulf und ein Gundhareus (Gunther). Der Name Gunther wurde in seiner späteren Form Günther zu einem der Leitnamen der Schwarzburger bis zu ihrem Aussterben im 20. Jahrhundert. Sowohl in Asulf als auch Gunther werden Vorfahren gesehen. Wurden verwandtschaftliche Beziehungen zunächst allein über den bei keiner anderen Adelsfamilie so häufig verwendeten Namen Gunther/Günther hergeleitet, konnte diese Verbindungslinie durch die Untersuchung von Besitz- und Herrschaftsrechten als auch Handlungsweisen nachfolgender Generationen gesichert werden.
Name der Stammburg diente als Namensgeber
Der Name des Geschlechtes verbindet sich mit einer ihrer Stammburgen, der Schwarzburg im Schwarzatal im Thüringer Wald. Hier im mittelthüringischen Raum um die Orte Arnstadt, Stadtilm, Rudolstadt, Gehren, Königsee und Leutenberg bis hinauf in die Kammlagen des Thüringer Waldes bei Scheibe-Alsbach und Neuhaus am Rennweg formten die Schwarzburger bis zum 14. Jahrhundert einen ersten größeren Territorialbesitz. Nach vorrübergehenden Besitzrechten in Wiehe nahe der Unstrut legten sie mit dem Erwerb von Schlotheim, Greußen und (Bad) Frankenhausen ab 1338 – 1340 einen erneuten und dauerhaften Grundstein für die Ausbildung eines zweiten Herrschaftsgebietes in Nordthüringen. Ein im Jahre 1325 mit den Grafen von Honstein (Hohnstein) geschlossener Erbvertrag trug ihnen 1356 den Besitz von Sondershausen und Umgebung ein.
1599 Trennung in Rudolstädter und Sondershäuser Linie
(Foto: Hajotthu)
Ungeachtet aller Bemühungen blieben die beiden Herrschaftskomplexe in Mittel- und Nordthüringen voneinander getrennt. Für die mittelthüringischen Besitzungen kam bis 1920 die Bezeichnung als Oberherrschaft in Gebrauch, wogegen die nordthüringischen Gebiete als Unterherrschaft bezeichnet wurden. Im Verlaufe ihrer Herrschaft vollzogen die Schwarzburger zahlreiche Teilungen ihrer Gebiete.
Diese Teilungen führten 1599 letztlich zur Trennung in die Linien Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. Die Teilung hatte Bestand bis zum Ausklang der Monarchie im November 1918 und dem Aufgehen der nunmehrigen beiden gleichnamigen Freistaaten im Freistaat Thüringen 1920. Zu diesem Zeitpunkt umfasste Schwarzburg-Rudolstadt eine Fläche von 941 km² und ungefähr 101.000 Einwohner.
Schwarzburger - ältestes edelfreies Geschlecht
An der Gesamtfläche hatte die Oberherrschaft Rudolstadt einen Anteil von 735 km² und die Unterherrschaft Frankenhausen von 206 km². Residenz- und Landeshauptstadt war Rudolstadt. Schwarzburg-Sondershausen besaß eine Fläche von 862 km², die sich mit 519 km² auf die Unterherrschaft Son-dershausen und mit 343 km² auf die Oberherrschaft Arnstadt verteilte. Die Zahl der Einwohner betrug rund 92.700, die Residenz- und Landeshauptstadt war Sondershausen.
Einwohner- / Flächendaten 1920
Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | |||
---|---|---|---|---|
Oberherrschaft Rudolstadt |
Unterherrschaft Frankenhausen |
Oberherrschaft Rudolstadt |
Unterherrschaft Sondershausen |
|
Gesamt-Fläche | 941 km² | 862 km² | ||
735 km² | 206 km² | 343 km² | 519 km² | |
Einwohner | 101.000 | 92.700 |
Die Schwarzburger waren das älteste edelfreie Geschlecht in Thüringen. Bereits die im Schreiben von 722 namentlich genannten Personen müssen über eine herausgehobene Stellung verfügt haben. Nachfolgende Glieder fanden unter den Bezeichnungen comes und vir nobilis Erwähnung. Ihre Benennung als Grafen dürfte zunächst keine Titulatur gewesen sein, sondern verband sich mit dem Grafenamt im Längwitzgau. Im 12. Jahrhundert verbanden sich die Bezeichnung als Graf mit dem Namen und der Benennung nach den beiden Stammburgen, Schwarzburg und Käfernburg. Ihren Aufstieg in den Fürstenrang erreichte die Linie Schwarzburg-Sondershausen im Jahre 1697 und die Linie Schwarzburg-Rudolstadt 1710.