Fürst Günther Viktor von Schwarzburg
Foto: Sammlung Regionalmuseum Bad Frankenhausen
Günther Viktor (reg. 1890-1918) übernahm 1890 die Regierung in Rudolstadt, nachdem sein Großcousin Fürst Georg Albert ohne erbberechtigte Nachkommen verschieden war. Weder sein Vater noch sein Großvater waren regierende Fürsten des Landes gewesen. 1870 meldete er sich freiwillig zum Militär und machte den deutsch-französischen Krieg innerhalb der mecklenburgischen Truppen, deren Befehlshaber sein Schwager, Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin war, mit. Er blieb beim Militär, besuchte jedoch zwischenzeitlich die Universität Leipzig und studierte Rechts- und Staatswissenschaften und hörte Vorlesungen in Kunstgeschichte.
Sowohl vor als nach seiner Heirat 1891ging er gern auf Reisen durch die Habsburger Monarchie, Italien, Griechenland und das Osmanische Reich. Selbst eher zurückgezogen und öffentliche Auftritte meidend, überließ er nach der Eheschließung Repräsentationspflichten gern seiner Gemahlin, Fürstin Anna Luise. Zu den liebsten Aufenthaltsorten des Fürstenpaares gehörten die Schlösser Schwarzburg und Rathsfeld.
Anlässlich der Einweihung des Kyffhäuser-Denkmals am 18. Juni 1896 durfte er Kaiser Wilhelm II. auf Schloss Rathsfeld zu seinen Gästen zählen und hielt aus gegebenem Anlass eine seiner seltenen Ansprachen. Der Tod Fürst Karl Günthers von Schwarzburg–Sondershausen 1909, ohne einen erbberechtigten Nachfolger zu hinterlassen, ließ ihn nun auch die Regierung in diesem Fürstentum antreten.
Dem Ansinnen, aus der Personalunion durch eine Vereinigung beider Fürstentümer ein einziges Fürstentum Schwarzburg werden zu lassen, erteilte Kaiser Wilhelm II. 1916 eine Absage. Im November 1918 dankte Fürst Günther Viktor in beiden Fürstentümern ab. Dem Fürstenpaar verblieben auf Lebenszeit die Schlösser Schwarzburg sowie Rathsfeld, einschließlich der Jagdrechte, und gewährte Wohnrechte sowohl in Schloss Sondershausen als auch auf der Heidecksburg in Rudolstadt.
Vermögenswerte, Liegenschaften und fürstlicher Kunstbesitz gingen in die nach ihm benannten Günther-Stiftungen 1918 für die Oberherrschaft und 1919 für die Unterherrschaft ein. Im Stadtschloss Frankenhausen wurde daraufhin 1920 das heute noch dort befindliche Museum gegründet.
Eine tiefe Religiosität wurde dem Fürsten nicht nachgesagt.