Im Jahr 1872 begannen sich die ersten Frankenhäuser Weiß- und Lohgerber als auch Schuhmacher zu organisieren. Die Weißgerber schlossen sich dem am 2. August des Jahres gegründeten »Allgemeine(n) Weißgerberverband Deutschland« und die Schuhmacher dem im November des gleichen Jahres begründeten »Allgemeine(n) Schuhmacherverein« an. Beide Verbände bzw. Vereine gründeten sich in der Reichshauptstadt Berlin. Aus dem Verband der Weißgerber und dem »Zentralverein Deutscher Gerber und Lederzurichter« ging 1893 der »Deutsche Lederarbeiterverband« hervor. In Frankenhausen gehörtem diesem Verband neben den weitaus meisten Gerbern auch zahlreiche Schuhmacher an. Seine gewerkschaftliche und politische Hochzeit besaß der örtliche Frankenhäuser Verband im Ersten Viertel des 20. Jh., bevor durch die Schließung der ersten Glacéleder- und Lederhandschuhfabriken ein Abschwung in der Mitgliederzahl zu verzeichnen war.
(1875 - 1963)
Hinter den Knopfmachern waren die Gerber und Schuhmacher die zweitstärkste Beschäftigungsgruppe in Frankenhausen. Mit dem Weißgerber Louis Karl Kratz (1881 - 1959) kam aus den Reihen der Gerber ein überregional wirkender Gewerkschafter des Lederarbeiterverbandes und Politiker. Er war bis zur Vereinigung von KPD und SPD 1946 der letzte Ortsvereinsvorsitzende der SPD in Bad Frankenhausen und Mitglied des Stadtrates. Einer der bedeutendsten gewerkschaftlichen und politischen Vertreter in Frankenhausen als auch im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt vor dem Ausklingen der Monarchie 1918 war der Weißgerber und Sozialdemokrat Friedrich Schünzel (1875 - 1963). Während der Novemberrevolution trat er in Frankenhausen für einen gewaltfreien, jedoch konsequenten Wechsel in der Besetzung des Amtes des Bürgermeisters ein. Zunächst kommissarisch - durch den Arbeiter- und Soldatenrat - als Bürgermeister eingesetzt, bekleidete er nach gewonnener Wahl das Amt von 1921 bis 1925 hauptamtlich. Von 1931 bis 1933 wirkte er als stellvertretender Bürgermeister. In der Zeit des Nationalsozialismus aller politischer und gewerkschaftlicher Funktionen enthoben, arbeitete er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zeitweilig als Geschäftsführer der »Frankenhäuser Lederwerke e. GmbH«. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, drei Tage nach dem Einmarsch der US-Amerikaner in die Stadt, am 13. April 1945, setzten ihn die Besatzungsbehörden wieder als Bürgermeister ein. Im 73. Lebensjahr stehend und gesundheitlich angeschlagen schied er 1948 aus dem Amt des Bürgermeisters aus. Zeit seines Lebens setzte er sich für die Interessen der in den Lederfabriken und Gerbereien arbeitenden Gerber ein. Zahlreiche Interventionen bei den Fabrikeignern führten zu Beginn der 1920er Jahre zu innerbetrieblichen sozialen Verbesserungen als auch zu Lohnerhöhungen.
Zur Erinnerung an das 30. Stiftungsfest
hinten: G. Hahnemann, R. Probst, H. Zwanziger, A. Muth, W. Schaub, W. Rüdiger
vorn: A. Lindner, H. Schmidt, K. Hahnemann, K. Steiniger sen., F. Schünzel