Frankenhausens »Musikszene« um 1800
Zum Zeitpunkt, als Johann Georg Friedrich Bischoff seine Stelle als Kantor in Frankenhausen antrat, wurde die Musikszene der Stadt durch zwei verschiedene Richtungen bestimmt – die Kirchenmusik und die volkstümliche Musik der Stadtmusiker. Vertreter der ersteren waren der jeweilige Kantor, der Organist und der Schul- bzw. Kirchenchor. Die zweite Richtung wurde vorrangig vom Stadtmusikus vertreten, der Angestellter der Stadt war.
In Frankenhausen lassen sich die Stadtmusiker bis in das Jahr 1668 zurückverfolgen. Ihre Anstellung erfolgte durch die Erteilung eines Privilegs, dass dem Landesherrn zur Genehmigung vorgelegt werden musste. Das Privileg beinhaltete Rechte und Pflichten des Stadtmusikus. Demzufolge durfte außer ihm kein anderer innerhalb der gesamten Schwarzburg-Rudolstädtischen Unterherrschaft Frankenhausen auf Verlöbnissen, Hochzeiten, Kindtaufen und Stadt- und Dorffesten aufspielen. Wer gegen die Bestimmungen des Privilegs verstieß, wurde mit einem Bußgeld belegt.
Wollte ein anderer Musiker auftreten, hatte er an den Stadtmusikus eine Entschädigung, dass so genannte »Stimmgeld«, zu entrichten. Ihm war es freigestellt, zur Erfüllung seiner musikalischen Verpflichtungen weitere, vor allem ausgebildete Musiker einzustellen. Gemeinsam mit dem Stadtmusikus Gottlob August Löscher (um 1752 - 1825) organisierte G.F. Bischoff 1804 sein erstes großes Konzert, die Aufführung von Joseph Haydn’s »Die Schöpfung«. G.A. Löscher stammte aus Auerbach/Vogtland und war seit 1786 Stadtmusikus.
Das Privileg des Frankenhäuser Stadtmusikus wurde bis zum Jahr 1859 in der Familie weitergegeben. Angehörige der Familie Löscher unterstützten Kantor Bischoff bei der Organisation der Musikfeste 1810, 1811 und 1815 und traten im Verbund des Orchesters auf. Die Stellung des Stadtmusikus wurde dadurch in erheblichem Maße aufgewertet. Die Tradition des Stadtmusikers führte gegen Ende des 19. Jh. zum Aufbau einer Stadt- und Kurkapelle.
Heute: Ecke Lindenstraße
Für die Aufführung musikalischer Veranstaltungen standen vordergründig der Rathaus- und der Schützenhaussaal zur Verfügung. In die Planungen des 1764 fertiggestellten Schützensaales war der Orgelmacher Johann Friedrich Nordt (Nord) (1731 - 1764) eingebunden worden. Freiluftkonzerte fanden in den angrenzenden Gärten der Gasthäuser als auch auf der Wiese vor Schloss Rathsfeld im Kyffhäusergebirge, hier z.T. in Anwesenheit der fürstlichen Familie, statt.