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Vortrag: 30jähr. Krieg (2019) #2

Was passiert wiederum in unserer Region?

1631 probiert Kurfürst Johann Georg etwas. Er lädt alle Protestanten zum Leipziger Konvent, dabei ist zu berücksichtigen, er lädt auch die ganzen Thüringer Herzöge und Grafen ein, die Schwarzburger, die Reusen aber auch den niederen Adel, hierbei auch die Mansfelder, die eigentlich schon kein eigenständiger Stand mehr sind.

Die Verhandlungen finden also in Leipzig statt, und zwar an der Stelle des heutigen neuen Rathauses, hier stand früher die Pleissenburg. Eine der wichtigsten Befestigungen. Mancher kennt heute eher die Moritzburg, (Studentenclub).

Die Schwarzburger schicken zur Pleissenburg jedoch einen Abgesandten, erscheinen also nicht persönlich. Man beabsichtigt ein Heer von 40.000 Mann aufzustellen, damit man sich somit alle Eindringlinge vom Leibe hält. Von der Neisse bis nach Bad Langensalza, einschließlich aller Schwarzburgischen Gebiete. Dafür sollen die Schwarzburger 2.400 Mann allein stellen.

Jetzt als Vergleich: in der Grafschaft Schwarzburg-Rudolstadt einschließlich Frankenhausen gab es bei Ausbruch des Krieges vielleicht 25.000 Einwohner und in Schwarzburg-Sondershausen mit Arnstadt zusammen etwa die gleiche Anzahl. Auf 50.000 Einwohner also 2400 Bewaffnete, Erwachsene im besten Alter. Das ist natürlich ein hoher prozentualer Anteil der Bevölkerung. Der ist 1631 gar nicht mehr zu leisten, weil wir da schon das Pestjahr hinter uns haben.

Der »Deal« kommt auch nicht zustande. Der Kaiser schreitet ein. Er fordert auf, dass das Leipziger Manifest, das unterschrieben wurde, aufgehoben wird und die Truppen, die bereits geworben wurden, auseinander gehen. Er lässt es nicht bloß bei einer Aufforderung, sondern er zeigt den Ernst seiner Absicht indem er das erste Mal auch Truppen nach Sachsen einmarschieren lässt.

Bis dahin ist Sachsen weitestgehend vom Kriegsgeschehen verschont geblieben. Bis auf ein paar - eine vielleicht nicht ganz unbegründet anhaftende Ableitung vom Grafen von Merode, (marodieren), - Marodeure, die bereits ab 1626 im Arterner Gebiet gestreift haben, sind in Sachsen eigentlich kaum Kampfhandlungen zu vermelden.

So bricht nun auch über Kursachsen der Krieg richtig herein. Interessant dabei präsentiert sich der erste Angriff auf Leipzig im September 1631. Leipzig wird von Tilly eingenommen. Auf der Pleissenburg, wie auf der Moritzburg hat man zudem etwas eingelagert, was für das Betreiben der Geschütze wichtig war: enorm viel Salpeter aus der Salpeterhütte in Heldrungen.

Somit wurde auch aus unserer Region Material geliefert, zur Verteidigung der damals größten Stadt Sachsens, die jedoch nicht standgehalten hat. Sachsen bzw. Leipzig wird eingenommen und damit ist dieses Vorhaben von Johann Georg null und nichtig. Leipzig wird fast immer besetzt sein. Zwischen Dresden und den Thüringischen Gebieten herrscht gewissermaßen ein Brennpunkt - entweder stehen hier die Kaiserlichen oder später auch die Truppen der Schweden. Johann Georg hatte es also sehr schwer in unserem Gebiet noch Einfluss auszuüben.

Bevor die Truppen nach Leipzig kommen, durchstreifen sie unser Gebiet, insbesondere Truppen des Grafen von Pappenheim, der uns die nächsten zwei Jahre schwer beschäftigen wird. Er zieht mit seinen Truppen erstmalig in unser Gebiet. Er wird mächtig plündern und wüten. In Sondershausen wird man die gesamte Stadt und das Schloss zur Verteidigung vorbereiten. Das Schloss kann zwar gehalten werden, die Stadt hingegen nicht. Sie wird ausgeplündert. Das befestigte Schloss wird den gesamten Krieg über gehalten werden. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass die Befehlshaber nicht unbedingt den Grafen auf den Leib rücken wollten, sondern sie haben nur Druck ausgeübt, um das zu bekommen, was sie fordern.

Bevor die Truppen abrücken, lagern sie zwischen Artern und Oldisleben. Hier befindet sich zeitweilig das Hauptquartier von Tilly und Pappenheim. Außerdem werden hier eine ganze Reihe Schutzbriefe ausgestellt. Nach Ende der ersten Plünderung wird auch Sondershausen einen Schutzbrief fordern, aber auch Ebeleben wird einen Brief bekommen. Welchen Wert diese noch beinhalten, nachdem man die ersten Plünderungen hinter sich hatte, das ist eine Frage, die man so nicht einfach beantworten kann. Manchmal haben sie gewirkt, aber nicht immer durchweg.

Die Ausschreitungen zuvor von Merode, dann später von Pappenheim führen dazu, dass die Leute in die Hainleite ziehen und sich das erste Mal im Raum Sondershausen richtig tatkräftig gegen die anrückenden Soldaten zur Wehr setzen. Der erste große Widerstand der Bevölkerung gegen marodierende Soldaten ist aus dem Jahr 1631 überliefert. Diese Gegenwehr wird sich in den kommenden Jahren in unterschiedlicher Stärke und an unterschiedlichen Orten auch immer wiederholen.

Mit den Grafen von Schwarzburg haben wir unterdessen mehrere Linien, die untereinander streiten. Damals, die Zeit aus der das o.g. Pergament vom Turmknopf der Oberkirche stammt, regierte Albrecht Günther in Frankenhausen. Jener ließ sich hier aber kaum sehen. Sein Bruder Graf Karl Günther ist etwas früher gestorben. Daraufhin streitet sich Albrecht Günther mit seinem jüngeren Bruder um das Erbe. Es geht u.a. um Frankenhausen. Die Schwarzburg-Sondershäuser Linie vermittelt in der Stadt Frankenhausen. Es wird demzufolge eine Teilung vorgenommen.

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Graf Karl Günther (reg. 1605 – 1630) (links)
Bild: Wir photographieren selbst [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
Graf Albrecht Günther (reg. 1605/1612 – 1634) (rechts)
Bild: Wir photographieren selbst [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
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Frankenhäuser Schloss um 1650 nach Matthäus Merian von C. Walter, um 1850
Bild: Sammlung Regionalmuseum

Dieses Verhalten muss man sich einmal vor Augen führen: der Krieg ist mit all seinen Facetten in vollem Gange, und die Schwarzburger haben nichts besseres zu tun, als das Land zu teilen und wollen dann obendrein, dass die zuvor genannten, Hauptmann von Gehofen und Stefan Bonner, auch noch bestimmen, welcher Ort, wieviel Steuern gegeben hat, damit man die Orte aufteilen kann - bis hin zu den Gehöften. Dies ist eine absolute Unmöglichkeit. Doch wird sie hingegen mitten in diesen Kampfhandlungen durchgeführt. Wobei, so wie hier das Frankenhäuser Schloss zu sehen ist, wird es 1650 gar nicht mehr ausgesehen haben, denn 1632 wird es ganz stark mitgenommen, wie auch die gesamte Stadt.

Was beeinflusst den Krieg nun für die nächste Zukunft?

Die Schweden landen 1630 an Deutschlands Küsten, aber interessant daran ist eigentlich nicht die Tatsache an sich, sondern nebenstehendes Gemälde. Es stammt aus der Sammlung Ewald Engelhardt aus Artern, bekannt auch als Engelhardt Kyffhäuser.

In Artern ist die Überlieferung zum Thema Gustav Adolf und Schweden eine wesentlich positivere, als im Schwarzburgischen. Das hat auch mit der Nachkriegsgeschichte zu tun und auch mit der religiösen Entwicklung im Schwarzburgischen. In dieser verdrängt man die Sache Gustav Adolf relativ schnell. Es gibt nur ganz wenige Anwandlungen überhaupt dafür, dass man den Schweden positiv betrachtet. Das ist in Artern anders.

Engelhardt hat dieses Bild wahrscheinlich selber gemalt oder vielleicht auch in Auftrags gegeben. Es ist eines der Attribute, die in Artern ganz typisch sind, dass man sich mit dem Protestanten Gustav Adolf auseinandersetzt, und dass man ihn positiv sieht.

Die Schweden sind in einigen Regionen positiv angesehen. Hervorgehoben durch den Gedenkstein für die Schlacht bei Breitenfeld, als die Schweden das erste Mal zusammen mit den Kursachsen die Kaiserlichen unter Tilly schlagen. Darauf steht, man mag es glauben oder nicht...:

»Glaubensfreiheit für die Welt reete bei Breitenfeld Guſtav Adolf Chriſt und Held«

Aufgestellt worden ist der Stein 200 Jahre nach dieser Schlacht. Es ist einer der Gedenksteine bei dem die Botschaft klar ist, die von Gustav Adolf ausgestrahlt wird: Ich trete ein für den Protestantismus, ich trete ein für das Luthertum. Dieses Attribut sehen wir auch ganz stark in der Lützener Gedächtniskirche, Gustav Adolf am Altar zusammen mit Martin Luther. Obwohl am Ende des Krieges oder im Verlauf des Kriegs deutlich wird, was die Schweden wollen. Es geht um Eroberung, Land und Leute. Und Protestantismus steht irgendwo eigentlich weiter hinten. Aber es wird sehr stark herausgestellt.

Johann Georg muss nun - nachdem er als Protestant nicht mehr die höchste Autorität darstellt - den Schwedenkönig anerkennen und er übergibt ihm unsere Gebiete hier als Quartier. Damit diese ja nicht im Raum Dresden, Chemnitz oder Leipzig hausen, kommen sie in den Raum Artern, Heldrungen Frankenhausen, sowie in weitere Thüringische Gebiete und können sich einquartieren.

In Artern sieht man die Sache entspannter. Das Ankommen von Gustav Aldolph wurde schließlich auch mittels eines Gedenksteins gedacht, ebenfalls 1832 Erstaufstellung zum 200. Todestag von Gustav Aldolph. Zu sehen heute oben auf dem Königstuhl. Das Erscheinen Gustav Adolph wurde in der Arterner Geschichte positiv bewertet. Es gibt nebenbei die »Gustav-Adolph-Straße«.

Hinzu kommen außerdem erstmalig Bürger aus Erfurt, welche ihre Stadt an Gustav Adolph übergeben - ein wichtiger Meilenstein, denn Erfurt wird ein wichtiges Bindeglied der Schweden in Mitteldeutschland und in Thüringen ohnehin.

In Artern und Heldrungen halten sich jedoch die Schweden im Zaum. Das Gebiet gehört zu Kursachsen, was hingegen anders behandelt wird. Kommt man allerdings nach Frankenhausen, Ichstedt, Esperstedt und Seehausen, hier hat man wiederum Scharzburgisches Gebiet, und die Schwarzburger halten zum Kaiser.

Das ist natürlich ein Nachteil für die protestantische Bevölkerung, die von den Finnen und Schweden wie Feinde behandelt werden. Sie behandeln jene genauso wie sie einen Katholiken behandeln würden, in den Gebieten, die sie noch erobern werden. Sie fordern Kontributionen, fordern Geld, Naturalien und nehmen keine Rücksicht auf die protestantischen Hintergründe unseres Gebietes.

Man macht somit seine Ansprüche deutlich. Der Schwedenkönig ordnet an: Alle haben zu gehorchen, haben diesbezügliches abzugeben. Untenstehend wurde aufgeführt, was jeder zu bekommen hat und was seinen Offizieren und Soldaten zusteht.

Sie fordern darüber hinaus von Frankenhausen Salzlieferungen. Frankenhausen war damals eine der vier bedeutendsten Salzstädte im »Heiligen Römischen Reich deutscher Nation«. Damals auf dem Höhepunkt seiner Salzgeschichte. Nach dem 30jährigen Krieg ging es mehr oder weniger bergab.

Hinzu kommt, wohin fordern sie diese? Die Schreiben, die hier eintreffen kommen alle aus Erfurt. Während des gesamten Krieges lassen sich die Schweden Salz nach Erfurt liefern. Erfurt ist ihr wichtigster Stützpunkt. Hier wird es gelagert und anschließend dorthin verteilt, wo sie es benötigen. Diese Salzlieferungen haben ständig zu erfolgen und setzen somit die Frankenhäuser Saline unter Druck, u.a. erfolgen diese Lieferungen in die Festung Cyriaksburg, heute besser bekannt auf dem EGA-Gelände als Gartenbaumuseum.

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Forderung der Lieferung von Salz in die schwedische Festung Erfurt
Bild: Schreiben im Stadtarchiv Bad Frankenhausen
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Salzlieferungen u.a. in die Cyriaksburg westlich von Erfurt
Bild: Regionalmuseum

Obendrein verlangen Sie für die stationierten Soldaten entsprechende Löhne. Das Amt und die Stadt Frankenhauen haben also Geld zu entrichten und dieses nach Erfurt abzuliefern. Amt bedeutet hierbei alles, was von Borxleben über Ichstedt beginnt bis hoch nach Seega und Günserode, einschließlich Rottleben, Steinthaleben, Esperstedt Ringleben, Seehausen und Udersleben.

Geldforderungen aus Erfurt

Die Kontributionsforderungen - immer aus Erfurt datiert -  gehen hier ein und aus. Davon befinden sich im Stadtarchiv etwa an die hundert Akten, jeder Stoß etwa 5cm dick.

Schon bemerkenswert, was hier gefordert wurde, in einem Gebiet, in dem die Bevölkerungszahl stetig schrumpft und man sich eigentlich nichts mehr leisten kann.

Die Schweden halten also ihre Festung in Erfurt. Sie wird nur einmal - unter großem Druck - von den Schweden aufgegeben. Ansonsten ist es ihre wichtigste Festung, die versorgt werden muss. Dies wird auch deutlich durch das Gustav-Adolph-Denkmal und durch die Predigerkirche. In dieser befindet sich ein Leuchter, der mitten im 30jährigen Krieg von einem Erfurter Bürger gestiftet wurde, zu Ehren Gustav Adolphs.

Erfurt gehört zum Erzbistum Mainz, katholisches Gebiet, möchte jedoch davon loskommen - und der Schwedenkönig ist der Garant dafür. Das Umland ist der Garant dafür, dass Erfurt durchhält. Die Lieferungen aus unserem Gebiet und rings um Erfurt sorgen dafür, dass die Festung gehalten werden kann.

Der Schwede rückt indessen nach Süden ab.

Gustav Adolphs Frau war öfters auch in Erfurt anwesend, u.a. bei militärischen Handlungen. Dort hat sie auch von seinem Tod in der Schlacht bei Lützen erfahren. Auf ihren Abzug nach Süden nehmen sie München ein.

Die Schweden machen eine typische Äußerung über unsere Gegend:

»Denn e überlegen heute, was e häen geſtern tun ſoen.«

Dieser Spruch hat an Aktualität nichts verloren, besonders im Hinblick auf Frankenhausen.

Aber die Frankenhäuser haben Geld (ein-)gespart - wie immer. Die Stadtbefestigung ist nicht in Ordnung, Widerstand nicht möglich und somit stehen Pappenheims Truppen innerhalb der Mauern.

Drei Tage und zwei Nächte wird ab dem 21. Oktober geplündert. In der Unterkirche wird sogar das Grabgelege des ehemaligen regierenden Grafen von Schwarzburg-Frankenhausen, Wilhelm, zerstört. Dessen Frau Klara, die wir bereits kennen, die in Heringen sitzt, weil sie wesentlich jünger war als er, war ja fast noch ein Kind als sie verheiratet wurde.

Sie nehmen weiterhin das gesamte Kirchengeschirr, also alles, was heiliges Gerät ist, an sich. Sie brechen sogar Wände dafür auf. Kurz nach dieser Plünderung lassen einige Frankenhauser, wie die Familie Bonner, die viel Geld ausgibt, wie auch einige andere, dieses Kirchenornat wieder herstellen.

Es gibt darüber eine Patene, eine Schale, aus dem Jahr 1632, die auf der Rückseite eine Inschrift trägt, die diese Angelegenheit vom 21. / 22. Oktober beschreibt. Alle Taten Pappenheims sind auf der Rückseite dieser Schale geschildert.

Sie wurde damals gestiftet und ist somit ein Beleg dafür. Aus dieser Zeit gibt es mehrere Kannen, Kelche etc., die gestiftet wurden und somit versuchten, das Religiöse Leben aufrecht zu erhalten.

Heutzutage ist man natürlich leicht geneigt zu sagen: Dann ist es halt weg, was soll's. Aber zu jener Zeit hatte es einen gewissen Anspruch an Qualität und Anspruch an Gott. Das bedeutet, diese Gegenstände mussten wieder aus einem bestimmten Material, Silber bzw. entsprechender Legierung hergestellt werden. Gottesdienste konnten somit nicht immer durchgeführt werden, da es an heiligen Utensilien mangelte.

Pappenheim ist jedoch sehr stark - noch während er 3 Tage und 2 Nächte plündert, rücken die Truppen bereits nach Heldrungen vor. Am 22. Oktober 1632 stürmen sie die Festung Heldrungen. Man könnte meinen, nun ja, Heldrungen ist nicht grade eine große Ortschaft, wenn dann Pappenheim mit seinen 1500 - 2000 Mann anrückt, ist dies schon beeindruckend. Heldrungen hatte etwa 100 Verteidiger, doch was war da noch, und was passiert.

Einer meiner Studienkollegen ist heute in Dresden bei der Bundeswehr als Restaurator im Militärmuseum tätig. Er ist einer, der sich mit Artilleriewesen beschäftigt, er hat das Artilleriewesen und das Festungswesen in Sachsen ausführlich untersucht. Dabei ist er in seinen Betrachtungen auch auf das Schloss Heldrungen bis zu seiner Eroberung 1632 eingegangen.

Er hat festgestellt, dass es eine ganze Reihe von Misswirtschaft dort gab, die auch aktenkundig war. 1624 z.B. gibt es eine große Inspektion, bei der etliche Mängel festgestellt wurden. Das reichte von Feldstücken, Geschütze, Kugeln bis in alle Details. Was jedoch besonders angemahnt wird - die Geschütze in Heldrungen. Das älteste ist von 1519, ein weiteres war von 1520, welche schon Ernst II. gießen hat lassen, ein anderes von 1528, keines ist jünger als von 1548.

Sie verfügten demnach über kein modernes Geschütz. Das war natürlich keine große Wehr gegenüber Pappenheims Waffen.

Man muss es den Heldrungern zugutehalten - in der Festung gibt es gerade einmal 25 Söldner. Vom Kommandanten über den Geschützmeister usw. Dazu kommen etwa 80 Defensionen, also diejenigen, die für die Verteidigung bestimmt wurden, mit Familienangehörigen, vielleicht etwa 150 Personen. Sie verteidigen sich sehr tapfer gegen Pappenheims Männer. Aber Pappenheim macht etwas sehr interessantes:

Der damalige Inspekteur bemängelte außerdem ein weiteres Vorkommnis - das Dach der Kirche müsste herunter genommen werden und der Turm müsse abgetragen werden. Der Turm war so hoch, dass man von dort in die Festung hineinschießen könnte. Und Pappenheim erkannte dies, nutzte die Gunst der Stunde, platzierte seine Geschütze oben auf dem Turm und schoss von dieser erhöhten Stellung in die Festung hinein.

Die Pappenheimer rücken daraufhin vor, sie sind obendrein sehr aktiv, haben mächtig zu tun, um sie aus dem ersten Wall zu vertreiben. Daraufhin passiert den Heldrungen ein weiteres. Die Zugbrücke zur inneren Festung funktionierte nicht ordnungsgemäß. Pappenheim und seine Mannen rücken hinein, Männer, Frauen, Kinder - es bleibt keiner am Leben. Die Festung wird komplett niedergemacht. Wer nicht draußen ist und fliehen konnte, ist des Todes.

Die westlichste kursächsische Festung ist somit gefallen. Damit verliert Kursachsen seine Festung und wird sie im Krieg kaum wieder besetzen. Heldrungen fällt aus dem Festungswege heraus. Leipzig war gefallen und besetzt. Die Kontakte nach Dresden waren sowieso nur noch auf halber Strecke möglich.

Pappenheim rückt indes weiter. Die Schweden haben vorher unheimlich viel Werbung durchgeführt. Viele aus der protestantischen Bevölkerung folgen nun den Fahnen Gustav Adolphs. Ob Schwarzburger ob Mansfelder, also Heldrunger oder Arterner, ziehen mit dem Heer Gustav Adolphs in Richtung Lützen. Er folgt schließlich Wallenstein.

In der Schlacht bei Lützen wird er fallen, seine Truppen werden das Schlachtfeld behaupten. Wallenstein ist offiziell der geschlagene, aber damit ändert sich auch etwas in den Gegebenheiten. Wir haben auf Schwedischer Seite jetzt eine ganze Reihe von Truppenführern, die zwar ein hohes Format haben, aber die auch ganz andere Ansichten vertreten. Wir werden sehen, einige werden sich ihre Taschen füllen. Das ist deren wichtigstes Ziel.

Unsere Region erfährt nun eine ganze Reihe von Durchzügen. Und von jeden, der durchzieht, einem hohen Offizier oder Adligen, hier von Franz Heinrich von Sachsen-Lauenburg. Dieser Herzog stellt einen Schutzbrief aus. Er ist in Schwedischen Diensten. Der Schutzbrief von 1636 ist aber eigentlich null und nichtig. In diesem Jahr bekommt Frankenhausen allein 11 Schutzbriefe. Jeder Schutzbrief kostet einige hundert Taler. Etwa diesen Betrag hatte man immer aufzubringen. Daraufhin hatte man jedoch vor diesen Truppen Ruhe. Somit konnte man sich diesen Schutzbrief anhängen, auch Salva Guardia genannt. Man ließ auch Schutzwachen zurück. Dieser Schutzbrief wurde außen vor den Toren der Stadt aufgehängt und sollte sicherstellen, dass man nicht behelligt wurde.

Dieser »Schutz« hielt aber nur so lange, wie auch die entsprechenden Truppen in der Stadt waren. 1636 gab es allein elf solcher Schutzbriefe ohne großen Wert. Einer der wertlosesten war der des Kurfürsten von Sachsen Johann Georg.

Schweden als auch kaiserliche Truppen dürften darüber nur gelacht haben. Er hatte schließlich keine Soldaten mehr Vorort, die Festung ist gefallen, wo also soll eine Gegenwehr herkommen, bzw. wer sollte diesen Schutzbrief durchsetzen.

Wir kommen nun zu einem hohen Offizier, später Feldmarschall in verschiedenen Diensten. Wir kennen bereits Wallenstein und Tilly, wir kennen Gustav Adolph. Ernst Albrecht zu Eberstein jedoch ist einer, der hier zu Hause war. Geboren und auch gestorben in Gehofen, ebenso dort beigesetzt. Herr auf Gehofen und Rheinsdorf.

Dieser Adlige gehörte allerdings eher zur zweiten Garnitur. Er steht in hessischen, kursächsischen als auch in schwedischen Diensten. Er ist ein Feldherr, der aber obendrein viel für seine eigene Tasche wirtschaftet und für sein eigenes Gebiet. Er ignoriert sogar einen Schutzbrief seines obersten Befehlshabers, Johan Banner, einer der Nachfolger, dem Oberbefehl der Schweden nach Gustav Adolph. Dieser Schutzbrief von 1636 wird sogar von den eigenen hohen Offizieren ignoriert. Er steht seinerzeit auf dem Standpunk, meine hessischen Truppen kämpfen zwar für den Schwedenkönig, aber ich habe meine eigenen Interessen.

Zu Friedenszeiten hätte sich kaum jemand mit ihm beschäftigt. Das wäre irgendein Adliger gewesen, mit gewissem Land und gewissen Gütern, Vieh usw., jedoch ohne Rang und Namen, außer was er in seinem Dorf zu melden hatte.

Nun kommt er aber und hat Reiter-Regimenter, die er selber geworben hat. Ein Regiment mit über 600 Mann. Er rückt damit an und verteilt diese um Gehofen herum zum eigenen Schutz, ja sogar bis nach Frankenhausen. Diesen »Schutz« lässt er sich obendrein noch bezahlen. In einem Brief, von ihm unterzeichnet, fordert er von der Stadt Frankenhausen Geld, da er seine Soldaten in der Stadt platziert. Er lässt seine Regimenter auf fremde Art und Weise finanzieren und derart verfährt er permanent.

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Links: »Schutzbrief« des schwedischen Oberbefehlshaber Johann Baner für die Stadt Frankenhausen und ihr Umland aus dem Jahr 1636
Rechts: Geldforderung an die Stadt Frankenhausen mit eigenhändiger Unterschrift und Siegel von Eberstein,
Quellen: Stadtarchiv Bad Frankenhausen
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Wappen derer »von Ebra« über dem Portal der Kirche in Ichstedt
Bild: Regionalmuseum

Diesen »munteren Zeitgenossen« wurden wir seit 1636 auch nicht mehr los. Aber auch andere nicht. Er nutzte u.a. die Gelegenheit andere Adlige, die Güter in Gehofen und anderen Orten besitzen, aus ihren Ortschaften zu vertreiben. Dazu gehören die Familie »von Trebra« und auch »von Ebra«, die in diversen Dörfern Besitzungen haben.

Er kauft offiziell diese Güter auf, bezahlt diese aber nicht, stellt nur einen Brief über das Geld aus und verkauft diesen Brief wieder an jemand anders, der ihm dafür Geld überreicht. Ein Handel hin und her. Am Ende aber erhält er diese Güter.

1651 schließlich gibt die Adelsfamilie »von Ebra« klein bei und zieht nach Ichstedt, um sich somit in Sicherheit vor Ebersteins Schergen zu bringen.

Noch interessanter wird es angesichts des Hofes von Gorsleben. Hier ist »von Trebra« der sogenannte Eidam, der Schwiegersohn, der von Germers. Er wird unter Druck gesetzt indem man verfügt, wenn du deinen Schwiegervater nicht dazu bringst, dass er nach Frankenhausen kommt und hier sein Gut per Schriftstück überträgt, dann reiße ich dir deinen Hof nieder. Sein Hof wäre dann hinfällig gewesen. Hartmann von Gehofen und Stefan von Borner versuchen immer wieder mit diesen Leuten zu verhandeln, hier in diesem Fall nun mit Eberstein.

Sie versuchen Kompromisse zu finden, die am Ende einen Schuldbrief nach dem anderen nach sich ziehen. Die Stadt Frankenhausen prozessiert bis 1659, damit sie aus diesem Schuldenbrief herauskommen.

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