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WIEDERHOLUNG

Studenten, Segelflieger, Raumfahrtingenieure

Wiederholung
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Vortrag
Vortrag
Technikum_Studierende_Flugwesen_um_1930_800
  Mi 2. März 2022 19:30 - 21:00

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wird der Vortrag an diesem Datum nun zum 4. Mal wiederholt

Am 05. Oktober 2025 jährt sich zum 125.Mal der Gründungstag des ehemaligen »Kyffhäuser-Technikum Bad Frankenhausen«. Für rund 50 Jahre bestimmte diese »höhere technische Lehranstalt« das Alltagsleben in unserer Stadt mit. Nach heutigen Maßstäben würde das am 05. Oktober 1896 feierlich eröffnete Technikum einer Fachhochschule entsprechen. Einige, nur wenige Jahre zuvor gegründete Technika, z. B. Ilmenau, haben es gar bis zur Technischen Universität gebracht.

Einen Vergleich mit anderen Technika brauchte das »Kyffhäuser-Technikum« während seiner Existenz nicht zu scheuen. Seine Fachabteilungen Allgemeiner Maschinenbau, Elektrotechnik, Landmaschinentechnik und ebenso Luftfahrzeugbau besaßen ein über die Staatsgrenzen Deutschlands hinaus anerkanntes und bekanntes Niveau. Zwei seiner Fachabteilungen, Landmaschinentechnik und Luftfahrzeugbau, gehörten in Deutschland zu den ersten und ältesten Studienmöglichkeiten ihrer Art.
In einem ersten Vortrag wenden wir uns der Fachabteilung Luftfahrzeugbau zu. Bereits im Jahre 1908 richtete der von 1902 bis 1931 wirkende Direktor des »Kyffhäuser-Technikum«, Prof.-Ing. Siegmund Huppert (1871 - 1945), diese Abteilung am Technikum ein. Selbst am sich sprunghaft entwickelten Luftfahrzeugbau interessiert, holte er 1911 den deutschen Flugpionier Hans Grade (1879 - 1946) für einen Schauflug in die kleine Stadt am Kyffhäusergebirge. Einige Absolventen des Technikums sollten später in seiner Automobilbaufabrik in Bork (heute Borkheide) nahe Berlin eine Anstellung finden. Im Jahr 1913 veröffentlichte Prof. Huppert eines der ersten Fachbücher für Flugzeugbau in deutscher Sprache.

Einen enormen Aufschwung nahm die Fachabteilung 1919 mit der (Neu)-Gründung der »Abteilung für Luftfahrzeugbau«. Bis zu 600 Studenten jährlich besuchten in den 1920er Jahren das »Kyffhäuser-Technikum«. Zahlreiche von ihnen wählten Luftfahrzeugbau als Haupt- oder Zusatzfach. Einige Absolventen als auch Dozenten haben eine bemerkenswerte Lebens- und Berufsgeschichte vorzuweisen. Ernst A. Steinhoff (1908 - 1987), in den Jahren 1933 bis 1936 Leiter der Abteilung Flugzeugbau, war einer der führenden Ingenieure an der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und hier unter anderem für Teile des Raketenversuchsprogramms zuständig. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging er in die USA und war hier wieder bei der Entwicklung von Raketensystemen tätig. Fritz Freytag (1908 - 1975), der 1927 bis 1929 ein Ingenieurstudium in Luft-und Kraftfahrzeugbau am Technikum absolvierte, wurde in den 1950er Jahren einer der führenden Ingenieure im Flugzeugbau der DDR und war maßgeblich an der Entwicklung des ersten strahlgetriebenen Passagierflugzeuges Deutschlands beteiligt.

Begleitend zum eigentlichen Studienbetrieb wurden in Frankenhausen zahlreiche Segelflugzeuge für den eigenen Bedarf als auch für den Weiterverkauf hergestellt. Ab den 1920er Jahren waren die Werkstätten in verschiedenen Objekten in der Stadt untergebracht. In diese Zeit fällt auch die Anlegung des ersten Flugplatzes auf der Hainleite.

Viele der Studenten, die sich bis in die 1930er Jahre lediglich »Studierende am Technikum« nennen durften, waren in Burschenschaften organisiert. Ihr Outfit als auch ihre ureigenen Gebräuche bestimmten teils das gesellschaftliche Leben in der kaum 7000 Einwohner zählenden Stadt. Manch junges Mädchen aus Frankenhausen »nahm« sich einen Techniker zum Mann und ging mit ihm in die »Welt« hinaus.

Allerdings blieben sowohl unter den Studenten als auch unter den Dozenten antisemitische Tendenzen nicht aus. Prof. Huppert, der Begründer der Abteilung Luftfahrzeugbau, wurde 1931 Opfer antijüdischer Anwandlungen zahlreicher Studenten und konnte sein Amt als Direktor nicht fortsetzen. Die Ausschreitungen der Studenten aus »aller Herren Länder« untereinander gingen schließlich soweit, dass Bürgermeister Dr. Karl Bleckmann und die Stadträte in den Berliner Botschaften der betroffenen ausländischen Studenten vorsprachen und das teils verspielte Ansehen der Lehranstalt zurückzugewinnen suchten. Unter diesen Umständen ist es erstaunlich, welch wissenschaftlichen Höchststand das Technikum und die Studenten zu erreichen vermochten.

Bitte für den Vortrag etwas mehr Zeit mitbringen (ca. 1 ½ bis 2 h).

Ebenso bitte zuvor telefonisch anmelden, da uns momentan nur 50 Plätze im Vortragsraum zur Verfügung stehen.

 

 

Alle Daten


  • 2. März 2022 19:30 - 21:00

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