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Bauernschlacht bei Frankenhausen 15. Mai 1525

Saal
Vortrag
Vortrag
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  Mi 22. Juni 2022 19:30 - 21:00

+ + + +   Wiederholung des Vortrags aufgrund hoher Nachfrage  + + + +

Im Frühjahr des Jahres 1525 erfasste auch den thüringischen Raum ein Ereignis, dass in die Geschichte als der »Deutsche Bauernkrieg« eingegangen ist. Unter dem Einfluss des Pfarrers und Reformators Thomas Müntzer und seiner Anhänger kristallisierten sich mit Mühlhausen und Frankenhausen zwei Städte zu Zentren des Aufruhrs heraus.

Im Unterschied zu manch anderen Zentren im deutschsprachigen Raum beteiligte sich in der nordthüringischen Kleinstadt Frankenhausen die übergroße Mehrheit der Einwohner am Aufruhr und verbündete sich mit den aufständischen Bauern der gesamten Kyffhäuserregion. Der Aufstand der Einwohner, die vor allem von der Gewinnung von Salz aus Sole und dem Salzhandel lebten, richtete sich zunächst gegen die Landesherren, die Grafen von Schwarzburg.

Innerhalb weniger Tage versammelten sich in und um Frankenhausen mehrere tausende Aufständische. Ihre radikalsten Vertreter riefen Thomas Müntzer und dessen Anhänger in Mühlhausen um militärischen Beistand gegen ihre Gegner aus dem hohen und niederen Adel der Umgebung an. Das Erscheinen Thomas Müntzer’s führte zu dramatischen Entwicklungen, die in der Hinrichtung von Dienstleuten und Kirchenvertretern Graf Ernst von Mansfeld ihren Höhepunkt fanden. Daraufhin entschlossen sich die gegen die Aufständischen operierenden Fürsten unter Herzog Georg dem Bärtigen von Sachsen, zuerst den so genannten »Frankenhäuser Haufen« zu besiegen. Das Charisma und der unbedingte Wille eines Thomas Müntzer den Aufruhr zum Erfolg zu führen, ließen keinen Raum für Kompromisse. Am 15. Mai 1525 führte dies zu einer entscheidenden wie blutigen Niederlage der Aufständischen im Kampf gegen die Truppen der Fürsten.

Die Niederlage war verbunden mit unzähligen Toten und der Plünderung und Bestrafung der Stadt Frankenhausen. Die einst stolzen Salzherren wurden tief gedemütigt. Die Ansätze der Reformation durch den katholischen Herzog von Sachsen ausgelöscht. Die nach Selbständigkeit strebenden Einwohner zurück in die Abhängigkeit ihrer Landesherren gedrängt.

Über die Kyffhäuserregion hinaus bedeutsam war der Ausgang der Schlacht bei Frankenhausen für den weiteren Verlauf des Aufruhrs in Thüringen. Ungeahnt schnell brachen die Aufstandszentren zusammen. Da die in den 14 »Frankenhäuser Artikeln« formulierten Forderungen unerfüllt blieben, schwelte der Widerstand im Hintergrund weiter und machte sich ein halbes Jahrhundert später erneut Luft.

Die Teilnahme am Aufruhr und die vernichtende Niederlage in der Schlacht bei Frankenhausen hat das Leben der Einwohner der Stadt über Generationen hinweg bis in die Gegenwart beeinflusst und geprägt. Kein Ereignis in der Geschichte von Bad Frankenhausen hat tiefere Spuren im Denken und Handeln der Menschen hinterlassen.

Unter dem Titel »Schlacht bei Frankenhausen 15. Mai 1525 – ein Ereignis prägt eine Stadt« wird sich die Stadt Bad Frankenhausen einschließlich ihrer Einrichtungen und Institutionen, z. B. dem Regionalmuseum, als seit 2020 offizieller Partner an der Landesausstellung 2025 beteiligen.

Im Zeitraum vom 10. Mai bis 31. Oktober 2025 wird das Regionalmuseum eine Sonderausstellung gestalten. Ausgangspunkt und Mittelpunkt der Ausstellung ist die so genannte »Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525«. Eingehend wird unter der Präsentation ausgewählter Objekte aus der eigenen Sammlung als zahlreicher Leihgaben das soziale und wirtschaftliche Leben in und außerhalb der einst bedeutsamen Salzhandelsstadt dargestellt. Insbesondere der Weg in den Aufruhr und der Verlauf und der Ausgang der Schlacht werden ein wichtiger Ausstellungsteil sein. Inhaltlich werden die Naturräume rings um die Stadt und ihre Veränderung bis in die Gegenwart dargestellt. Dies ist eine Voraussetzung für die Begreifbarkeit des Schlachtortes und seine heute zum Teil bauliche Überformung.

Breiten Raum wird die daraus resultierende Rezeptionsgeschichte zur Schlacht einnehmen. Sie setzt bereits im 16. Jahrhundert an und findet ihren Höhepunkt im zweiten, nunmehr erfolgreichen Aufruhr 1575 und ersten zaghaften Äußerungen zur Person Thomas Müntzer’s. Gezeigt wird der langsame Wandel in der Betrachtung Müntzer’s als Verderber der Bauern und der Frankenhäuser Einwohner hin zu einem Reformator von Format noch vor Ausklang der Monarchie 1918. Für die Arbeiterbewegung des späten 19. Jh. im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt wurde Thomas Müntzer zu einem »Vorkämpfer ihrer Klasseninteressen«. Um 1900 setzte ununterbrochenes Gedenken an die Schlacht und Thomas Müntzer ein, dass seinen Ausdruck im Anbringen und Aufstellen von Gedenktafeln, der Aufführung mehrerer »Thomas-Müntzer-Festspiele« und des Begehens zahlreicher Jahrfeiern ab 1925 fand.

Der Name Thomas Müntzer wurde an Straßen, Institutionen und Einrichtungen vergeben. Einige von ihnen, z. B. Schule, Pionierlager und Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), sind heute als Bauwerk verschwunden oder als derartige Einrichtung kaum noch erkennbar. Ihr Entstehen, Werdegang und Vergehen sind bedeutsam in ihrer Darstellung zum Verstehen der Stadtentwicklung in den zurückliegenden 100 Jahren.

Für die größte Umwälzung in der deutschen Agrargeschichte, die Bodenreform 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), waren der Ausgang der Schlacht und das Schicksal der Bauern und Thomas Müntzer’s eine unverzichtbare Propaganda der politischen Akteure der Nachkriegszeit. Unter dem Motto »Wir teilen die Rittergüter auf« wurde im Oktober 1945 in einer groß angelegten Kundgebung auf dem Markt vor dem Rathaus die vollständige Umsetzung der Bodenreform im Kreis Sondershausen-Frankenhausen, als erstem Kreis in Thüringen propagiert. Ein Jahrzehnt später mündete dies in das erste und einzige »Gesamtdeutsche Bauerntreffen« 1955 in Frankenhausen mit dem Ziel, die Bodenreform für ganz Deutschland zu fordern.

Dieses Ereignis anlässlich des 430. Jahrestages der Schlacht bei Frankenhausen nahmen Historiker und Geschichtsinteressierte in der Stadt zum Anlass, um unermüdlich für die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Schlachtberg oberhalb von Bad Frankenhausen zu werben. Ihren erfolgreichen Abschluss fanden die Aktivitäten in der Grundsteinlegung 1974 für das so genannte »Bauernkriegspanorama«, dem heutigen Panoramamuseum.

Unter Rückgriff auf den Aufruhr 1525 wurde im Gefolge der Bodenreform ein Neubauernprogramm in Angriff genommen, dass durch die Entstehung ganzer Siedlungen, z. B. der Thomas-Müntzer-Siedlung, das Stadtbild unabänderlich veränderte. Doch weder die Familie eines Stadtbürgers noch eines Bauern der Umgebung kann von sich behaupten, dass sie beginnend 1525 über Jahrhunderte bis zu ihrem Aussterben im Mannesstamm 1971 mit diesem Ereignis verbunden war. Dies vermochte allein das Haus Schwarzburg, das von 1339 bis 1918 die Geschicke der Stadt selbst lenkte. Regionales Ziel der Aufständischen 1525 mussten sie immer wieder hinnehmen, dass Aufruhr und Schlacht sich auch direkt mit ihnen verbanden. Anlässlich der Wiedereinweihung 1911 der sanierten Oberkirche, der einstigen Hauptkirche der aufständischen Salzherren und Salzknechte, musste die letzte regierende Fürstin Anna Luise von Schwarzburg in der ersten Reihe sitzend die Rede des Superintendenten hören, in der er von der außergewöhnlichen Person Thomas Müntzer sprach. 1951, in ihrem letzten Lebensjahr, erlebte Fürstin Anna Luise, nunmehr Staatsbürgerin des Arbeiter- und Bauernstaates DDR, die Eröffnung des Pionierlagers Thomas Müntzer direkt vor ihrem einstigen Lieblingsschloss, Schloss Rathsfeld, inmitten des Kyffhäusergebirges.

Kaum ein Ereignis hat einen so breiten Raum im Schaffen regionaler Künstler gefunden. Sowohl Volkskunstschaffen als auch Werke gestandener Künstler mit Darstellungen zum Bauernkrieg und seiner Rezeptionsgeschichte bilden heute einen besonderen Sammlungsbestand des Regionalmuseums. Eine Auswahl an Werken wird innerhalb der Sonderausstellung anschaulich verdeutlichen, wie tiefgehend und teilweise bewegend die Auseinandersetzung der nachfolgenden Generationen mit der Thematik Bauernkrieg war.

Einige historische Gebäude und Bauwerke in der Stadt waren und sind noch immer eng mit dem Bauernkrieg verbunden. Schloss Frankenhausen, in dem seit mehr als 100 Jahren das Regionalmuseum seine Heimstatt hat, ist auf und aus den Trümmern der im Aufruhr 1525 zerstörten Burganlage entstanden. Bereits kurz nach seiner Gründung 1920 erhielt es aus der Zeit des Bauernkrieges oder zu dessen Rezeptionsgeschichte geschenkt. 1925 bildete der kleine Sammlungsbestand für die Ausstellung anlässlich des 400. Jahrestages zur Schlacht bei Frankenhausen. Nur wenige museale Einrichtungen in Deutschland haben eine so durchgehende Ausstellungstradition in Bezug auf den Deutschen Bauernkrieg aufzuweisen wie das Regionalmuseum Bad Frankenhausen.

Den 500. Jahrestag und die Landesausstellung wird unser Museum für Stadt und Region zum Anlass nehmen, die Ereignisse 1525 und die Vielschichtigkeit der Rezeptionsgeschichte in Schloss Frankenhausen zu präsentieren.

Unter dem Motto »Rückblick – Einblick – Ausblick« werden in diesem Vortrag einzelne Aspekte zur Ereignis- und Rezeptionsgeschichte heraus- und aufgegriffen und so ein Stück unserer Stadt- und Regionalgeschichte beleuchtet. Ein Ziel des Vortrages ist es, im Vorfeld des Jahres 2025 das Interesse der Einwohner zu wecken, sich in die vielfältige Vorbereitung des Themenjahres einzubringen.


Da wir momentan lediglich 50 Plätze im Festsaal zur Verfügung haben, bitten wir, sich möglichst im Voraus unter 034671 62086 oder museum[ät]bad-frankenhausen.de

 

 

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  • 22. Juni 2022 19:30 - 21:00

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