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Wohnungsnot

Wohnungsnot und Wohnungsbau

Eine stabile Entwicklung im Kur- und Badewesen, steigende Zahlen der Studierenden am Kyffhäuser-Technikum und eine hohe Geburtenrate führten in Frankenhausen seit 1900 zu einer Verknappung an Wohnraum und steigenden Mieten. Ein seitens der Stadtverwaltung 1908 unterbreiteter Wohn- und Bebauungsplan konnte vor dem Krieg nur bedingt umgesetzt werden. Völlig unerwartet vervielfachten sich nach dem Krieg die Zahlen der Studierenden und der großen und kleinen Kurgäste. Unter den jungen Menschen registrierte man eine große Lust am Heiraten und ihre Suche nach geeignetem Wohnraum. Fast gleichzeitig gründeten sich im Februar 1919 der »Verein zur Bekämpfung des Wohnraummangels« vor allem für finanziell Minderbemittelte und der »Gemeinnützige Heimstätten-Bauverein e. GmbH«. Für seine 36 Mitglieder errichtete der Heimstätten-Bauverein in der so genannten »Heimstättenkolonie« bis 1921 Reihenhäuser und Doppelhaushälften in der Jahnstraße und der Heimstättenstraße. Vor allem für seine kriegsgeschädigten Mitglieder erbaute der »Krieger-Heimstätten-Bauverein«, ein Abzweig der Ortsgruppe des »Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen«, bis Februar 1922 12 Einfamilienhäuser in der Seehäuser- und in der Feldstraße.

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Anzeige in der »Frankenhäuser Zeitung«

Oberhalb der Rottlebener-Straße (»Heimathof«) und an der Esperstedter-Straße (»Finke-Siedlung«) begannen die Planungen für eine Reihe von Mehrfamilienhäusern. Die auf der Initiative von Vereinen beruhenden Wohnungsbauvorhaben wurden vom Stadtrat finanziell gestützt. Im Januar 1921 bezeichneten die Stadträte die Bekämpfung der Wohnungsnot als dringendste Aufgabe:

»Die Bevölkerungsbewegung war im Jahre 1920 nit günſtig. Die Sterbefäe überſtiegen die Geburten. Es nd 146 Geburten und 147 Todesfäe zu verzeinen. Einen Litbli geben 78 Eheließungen, tro der Wohnungsnot und der unerwinglien Möbelpreiſe. Im neuen Jahre werden wir mit aen uns zu Gebote ſtehenden Mieln der Erritung von Wohnungen widmen müen. Am beſten geieht das an fertigen Straßen vermiels größerer Häuſer. Die Wohnungsbelagnahme zeitigt viel Arbeit und viel Ärger, der Erfolg iſt glei Nu. Die Wohnungsnot kann nur dur Neubauten beſeitigt werden. Hierfür werden und müen Miel aufgebrat werden, jedenfas dur eine Wohnungsluxusſteuer.«

Die durch das Wohnungsamt unter dem Vorsitz des jeweiligen Bürgermeisters seit 1919 betriebene Wohnraumerfassung und Wohnraumbeschlagnahme wurden nach massiven Protesten seitens der Bevölkerung aufgegeben. Dafür wurde der Mieterschutz gestärkt und Klagen auf Räumung mussten seit März 1922 dem städtischen Einigungsamt zur Schlichtung übergeben werden. Eine Entspannung der Wohnungsnot trat jedoch erst Ende der 20er Jahre ein.

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Jungfernstieg Nr. 8. Mit 3,10 m heute das schmalste Haus in Bad Frankenhausen.
Aufnahme vor 1914.
Foto: Sammlung Stadtarchiv Bad Frankenhausen

 

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