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Schwimmbad-Geschichten (1)

70 Jahre Soleschwimmbad - eine kleine Geschichte der Schwimmbäder in Bad Frankenhausen (2008)

Beiträge aus dem Frankenhäuser Amtsblatt 2008

Am 26. Juni 2008 jährte sich die Eröffnung des Soleschwimmbades zum 70. Mal. Inzwischen sind nun auch schon wieder mehr als 10 Jahre vergangen, seitdem die Pforten des Schwimmbades geschlossen wurden. Anlass genug, um die Geschichte des Soleschwimmbades einmal etwas näher zu beleuchten. Und nicht nur die Historie dieses Schwimmbades, sondern ebenso die Geschichte weiterer Badeeinrichtungen der Stadt, ohne die die Entstehung des Soleschwimmbades vielleicht gar nicht zustande gekommen wäre.

Die Anregung, nicht allein das Soleschwimmbad ins Blickfeld zu stellen, kam von Peter Kessler. Selbst einst Rettungsschwimmer, Schwimmtrainer und nun bei der DLRG engagiert, kam ihm der Gedanke, nach über einem Vierteljahrhundert der Schließung dem einstigen Schwimmbad in der Weidengasse eine Rückbetrachtung zu widmen. Ziel ist es nach wie vor, ein Büchlein mit Geschichten rings um Schwimmbad und ums Baden herauszugeben. Seinem im »Amtsblatt der Kur- und Erholungsstadt Bad Frankenhausen« im Februar 2008 abgedruckten Aufruf, dem Stadtarchiv Geschichten- und Fotomaterial zukommen zu lassen, sind viele Bad Frankenhäuser und Auswärtige bis heute gefolgt.1

Anfänge an der Grabenmühle

Dieser Beitrag beschäftigt sich zunächst mit dem Werden und Verschwinden des »Volksbades« am Wallgraben. Gleich den ihm nachfolgenden Schwimmbädern besaß es eine lange Vorgeschichte, bevor es den Badegästen seine Pforten öffnen konnte.

Den Gedanken, ein so genanntes Kaltwasserbad einzurichten, setzte erstmals die Direktion der Pfännerschaft um. 2

Dabei handelte es sich jedoch um kein Schwimmbad im eigentlichen Sinne, sondern um zwei geschlossene Badezellen. Im Gegensatz zu den übrigen Zellen wurden die Wannen mit Wipperwasser und nicht mit Sole gefüllt. Im Jahre 1870 wurden diese Badezellen wegen Baufälligkeit abgetragen und 1872 durch eine neue Zelle ersetzt. Diese allein genügte den Ansprüchen jedoch nicht. Einem allgemeinen Wunsch der Bevölkerung und den Aufforderungen des Fürstlich Schwarzburg-Rudolstädtischen Landratsamtes Frankenhausen folgend, stellte der Stadtrat 1876 dann selbst die Summe von 500 Mark in den Haushalt ein, um ein eigenes Projekt anzuschieben.

Insgesamt 11 Jahre gingen ins Land, bevor der Wunsch nach einem städtischen Bad umgesetzt werden konnte. Hinderungsgründe waren vor allem die Suche nach einem geeigneten Bauplatz, die Eigentumsfrage an den ins Auge gefassten Grundstücken und die Nutzungsrechte am Wasser der Wipper. Bauplätze, die vor der alten Brauerei in der Zinkestraße oder der Grabenmühle lagen, stießen fast regelmäßig auf den Widerstand oder die kostenintensiven Sonderwünsche der Brauereibetreiber und des Grabenmühlenmüllers. Und dabei hatte die Stadtverwaltung bereits den Fürstlichen Baurat Junot mit der Ausarbeitung von Planungen beauftragt. Allerdings konnte die Stadt die Wassergerechtigkeiten keineswegs außen vor lassen. Insbesondere die Brauerei wollte beim Brauen nicht in den Genuss gebrauchten Badewassers kommen. Der Grabenmüller hingegen befürchtete einen zu geringen Wasserdurchlass zum Betreiben seiner Mühle.

Noch ehe die Stadtverwaltung einen geeigneten Bauplatz gefunden hatte, reagierte die Pfännerschaft auf die gestiegene Nachfrage nach einem einfachen Bad. Unter ihrem neuen Direktor Christian Wilhelm Herrmann (1828 - 1907) errichtete sie 1878 auf ihrem Gelände im Bereich des heutigen Soleschwimmbades und Quellgrundes eine neue »Kaltwasserbadeanstalt«, die aus mehreren Zellen bestand und das getrennte Baden von Männlein und Weiblein ermöglichte.

Seitens Stadtrat und Stadtverwaltung scheint danach die Umsetzung eines eigenen Bades nicht mehr so zielstrebig wie zuvor verfolgt worden zu sein. Denn im Jahre 1883 regte das Fürstliche Landratsamt erneut den Bau eines »städtischen öffentlichen Bades« an. Nun stellte der Stadtrat für das kommende Jahr die Summe von 3.000 Mark in den Haushalt ein. Doch erst 1887 legte sich dann der Stadtrat auf einen Bauplatz fest. Ausgewählt wurde ein stadteigenes Grundstück südlich der Grabenmühle. Der Bauplatz entsprach in etwa dem heutigen Basketballplatz des Kyffhäusergymnasiums. Die Gesamtkosten für den Bau wurden auf 13.000 bis 15.000 Mark veranschlagt, wodurch sich der Schuldenberg der Stadt vergrößerte. Zuvor hatten sich der Erste und der Zweite Bürgermeister Frankenhausens die Bäder in Sondershausen und Bad Lauterberg angesehen. Entsprechend den gewonnenen Eindrücken wurden zu Hause die erforderlichen Arbeiten in Auftrag gegeben.

Stadtmauer und Turm mussten weichen

Heute wohl eher mit gemischten Gefühlen betrachtet, damals noch nicht als erhaltenswert eingeschätzt, wurde ein in unmittelbarer Nähe befindlicher Teil der Stadtmauer und ein Stadtmauerturm abgetragen und zugleich als Baumaterial für das Becken verwendet. Letzteres bekam eine Größe von 24 m Länge, 11 m Breite und 2 m Tiefe. Sowohl für die erwachsenen als auch die Nichtschwimmer im Kindesalter wurde je ein eigenes Becken geschaffen. Im Jahre 1888 war es dann endlich soweit und das erste öffentliche, städtische Schwimmbad konnte seiner Bestimmung übergeben werden. In den kommenden Jahren setzte sich die Benennung als »Volksbad« durch. Seit dem Jahre 1904 ist auch die Anstellung eines Bademeisters in städtischen Diensten nachweisbar.

Bereits nach wenigen Jahren machten sich größere Reparaturen erforderlich, deren Aufwand sich seit 1904 kontinuierlich erhöhte, um im März 1914 das stark undicht gewordene Becken einer größeren Ausbesserung zu unterziehen. 3 Kurz vor der Eröffnung der Badesaison am 2. Mai wurden die Arbeiten beendet. Eine ins Auge gefasste größere Instandsetzung verhinderte nach Beendigung der Badesaison im September 1914 der kurz zuvor ausgebrochene Erste Weltkrieg. Diese Unterlassung führte im Sommer 1916 zur Beurteilung als baufällig. 4

Im September 1918, noch vor Beendigung des Weltkrieges, kam der Fürstliche Bezirksbaumeister zu dem Schluss, dass eine Instandsetzung unmöglich sei. Als Grund gab er Triebsand im Untergrund an. In seiner Sitzung vom 09. September 1918 kam der Stadtrat daher zu der Überzeugung, dass Schwimmbad aufzugeben und abzutragen. 5 Abtragung und Einebnung des Bades wurden im Verlaufe des Jahres 1919 abgeschlossen. 6

Kleine Wipper als neuer Standort

Ganz ohne Schwimmbad wollte und konnte die Stadtverwaltung nicht bleiben. Und so ging es wieder auf die Suche nach einem geeigneten Standort. Hierbei erinnerte sich die Verwaltung, dass einst auch Verhandlungen zwecks des Ankaufes eines geeigneten Geländes an der Wipper geführt wurden. Unabhängig der Existenz des Volksbades am Wallgraben wurde in der Wipper immer gebadet. Als geeigneter Platz zum Bau eines »Flussbades« wurde ein Geländestreifen zwischen heutiger Straße in Richtung Sondershausen und Kleiner Wipper in Höhe der Gelben Brücke, die »krumme Spitze« bezeichnet, ausgewählt. 7 Die Wipper, die damals wesentlich mehr Wasser führte als heute, hatte hier eine kleine Sandbank gebildet.

Der Frankerhäuser Baumeister Görmar wurde mit der Ausarbeitung eines Projektes beauftragt. Hierin kam dieser zu dem Schluss, dass die Kosten nur 15.000 Reichsmark (RM) betragen würden. Als Grund benannte er dass sich durch die Untergrundverhältnisse das Niederbringen von vier Bohrungen und Pfeilern notwendig machen würde, um ein Becken ausbilden zu können. Kosten und Risiko eines Nichtgelingens schienen dem Stadtrat zu hoch, wodurch sich von neuem die Suche nach einem Baugrundstück ergab. Dem Baden in der Wipper tat dieses keinen Abbruch.

Dr. Ulrich Hahnemann

Literaturnachweis

  1. Kessler, Peter (Peke): Das Alte- (Jugend)Bad - Geschichten, im Amtsblatt der Kur- und Erholungsstadt Bad Frankenhausen, Nr. 04 vom 20.02.2008, S. 10.
  2. Lemcke, Paul: Frankenhausens Entwicklung in den Jahren 1884 bis 1888 - Verwaltungsbericht, Frankenhausen 1888. S. 28 - 30.
  3. Stadtarchiv Bad Frankenhausen (StadtA Bad F), 1 A/lll-54: Bauliche Unterhaltung der Badeanstalt 1904 -1914.
  4. StadtA Bad F, 1/11 A - 193b: Stadtrats-Sitzungsprotokolle 1916 1919, Blatt 43, vertrauliche Stadtratssitzung vom 10.08. 1916.
  5. Ebenda, Blatt 198.
  6. Nachrichtenblatt für die Vereinigung ehemaliger Schüler des Realgymnasiums zu Solbad Frankenhausen am Kyffhäuser; Nr. 18, Oktober 1924, S. 5, »Der erste Spatenstich zum Schwimm- und Flußbad«.
  7. StadtA Bad F, 1/11 A - 198: Stadtrats-Sitzungsprotokolle 1922 - 1927Blatt 212, vertrauliche Sitzung des Stadtrates vom 29.09.1922, Tagesordnungspunkt 9.
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