Herzog Georg - unnachgiebig und streng gegenüber allen
Herzog Georg ist jedoch nicht nur Kämpfer, das ist er eigentlich weniger, er ist viel mehr Staatsmann und greift immer auf das Schriftliche zurück. Er lässt eine Menge publizieren. Georg ist es auch, der im Reich beim Kaiser dafür plädiert, dass auch das Katholische reformiert werden muss, damit es erhalten bleiben kann. Er macht das in seinem eigenen Land vor.
Herzog Georg greift auch Vorort durch. Man ist - durchaus mit Recht - geneigt zu sagen: die Bauern sind erschlagen wurden. Ja, einige tausend Bauern sind grauenvoll ums Leben gekommen. Dagegen musste kaum ein Adliger - bis auf einen einzigen - mit seinem Leben bezahlen. Aber Herzog Georg macht keinen Halt vor einem Adligen, nicht mal vor seinem Bruder oder seiner Frau. Er ist streng gegenüber allen. Das erstreckt sich bis zum regionalen Adel, wie z.B. Hans von Werthern auf Schloss Wiehe, der für die Schäden seiner Untertanen im Bauernkrieg selber aufkommen muss.
Ihm wird unmissverständlich klar gemacht: ›du hast Leute nach Frankenhausen ziehen lassen, die haben für Müntzer gekämpft, das ist lutherisch, du bezahlst dafür. Du hättest diese Aufrührer nie wegziehen lassen dürfen.‹
Georg setzt darüber hinaus auch Akzente. Schon vor 1500 beginnt er Klöster zu reformieren. Und 1538 hat er den Kanal voll und konstatiert: Jetzt ist Schluss, alle Reformation der Klöster hat nicht ausgereicht. Die Nonnen und Mönche tun was sie wollen, entweder im guten Sinne, oder auch im schlechten, sie lassen sich gehen... Die Konsequenzen daraus führen dazu, dass er 1538 den Klöstern die eigene Verwaltung auf seinem Territorium entzieht. Das betrifft z.B. auch Kloster Donndorf.
Die Klostervorsteher können somit nicht mehr eigenmächtig vorgehen, sondern alles wird in Dresden vorgegeben. Derart dürfte Herzog Georg eigentlich gar nicht vorgehen. Die Klöster stehen zwar unter seinem Schutz und befinden sich in seinem Land bzw. Herzogtum, aber die meisten Klöster sind direkt dem Reich unterstellt. Das kümmert Herzog Georg jedoch wenig. Wer in seinem Kloster nicht nach seinem Maßstäben (vorbildhaft) lebt, der kommt unter staatliche Kontrolle. Auch im katholischen Herzogtum Sachsen wird staatliche Kontrolle groß geschrieben.
Folgen des Bauernkrieges für unsere Region
Für die Schwarzburger sind die Folgen nach dem Bauernkrieg hart. Herzog Georg entzieht ihnen 1525 die Stadt Frankenhausen. In der Verwaltung und in Regionalem. Die Schwarzburger hatten Frankenhausen auserkoren. Nach Arnstadt sie war das »Kleinod im Schwarzburgischen Besitz«, wie es bezeichnet wird. Die zweitgrößte und reichste Stadt. Es wurde sogar eine Münze errichtet. Man erkennt das Gebäude heute noch, das alte Krankenhaus in der Münzgasse. Und man hat sogar einen Taler prägen lassen.
Doch das alles wird auf einmal eingestellt, endet abrupt mit dem Bauernkrieg. Herzog Georg sorgt weiterhin dafür, dass die Schwarzburger keine Münze mehr errichten werden. Denn er ist auch darin Staatsmann. Georg wird außerdem eine Münzreform im Herzogtum durchführen, der er auch alle Adligen unterwerfen wird.
Zugleich kontrolliert er obendrein die Grafen von Schwarzburg. Er wirft ihnen vor, dass sie im Bauernkrieg den Bauern die 14 Artikel unterschrieben haben und Graf Heinrich hätte von Sondershausen sogar Geschütz geschickt. Die Schwarzburger wehren sich natürlich mit Händen und Füßen dagegen, aber die Kontrolle durch Georg bleibt bestehen.
1532 wird zwischen den Brüdern, Graf Günther XL. dem Reichen und Graf Heinrich XXXIV. von Schwarzburg-Frankenhausen aufgeteilt. Der jüngere darf immer wählen. Heinrich wählt Frankenhausen, Günther bekommt Sondershausen.
Die Abbildung zeigt die Reversseite eines im Auftrag von Heinrich XXXI. von Schwarzburg-Blankenburg in der schwarzburgischen Münzstätte Frankenhausen 1525 geprägten Talers.
Darstellung: Das schwarzburgische Löwenwappen mit gekröntem Helm und gekröntem halben Löwen mit Pfauenfedern. Das Wappen wird von zwei Schildhaltern (Wilder Mann und Wilde Frau) mit Fahnen in den Händen gehalten. Zwischen den Fahnentüchern die geteilte Jahreszahl 1525. Das Foto zeigt eine Nachprägung der „Fachgruppe Numismatik Bad Frankenhausen“ 1981.
Bild: Regionalmuseum
Amtlich vollzogen wird das Geschehen in Dresden im Schloss 1532 unter Aufsicht von Herzog Georg und seinen Räten. Es wird genau kontrolliert, was geteilt wird. Außerdem wird die Auflage zur Durchsetzung und Erhaltung des katholischen Glaubens erteilt. Ansonsten wird Frankenhausen wieder eingezogen. Man ist also immer unter der Fuchtel von Herzog Georg.
1534 in Frankenhausen wird die Propstei und Voigtei in der Klosterstraße neu errichtet. Hier wohnt auch Graf Heinrich XXXIV. als das Schloss gebaut wird und erst 1537 fertiggestellt ist, samt Kapelle. Im Sturz des Portals zu sehen: der Schwarzburger Löwe, wie an der Cruciskirche in Sondershausen. Das schöne Eingangsportal, das leider in den 1990ern sandgestrahlt wurde. Deswegen ist heute der Detailreichtum von einst nicht mehr erhalten. Aber das Kloster in Frankenhausen wird wieder hergestellt. Alles wird für den katholischen Glauben getan.
Nun kommt aber ein Problem dazu. Der gute Heinrich hat sich beim Unterzeichnen und Verhandeln des Vertrages in Dresden in ein Hoffräulein verliebt, jenes des Herzog Georgs, die Margarethe von Schönberg. Das ist ansich ja nicht besonders schlimm, wenn man Liebesheiraten damals hätte machen dürfen, aber die Frau ist unter Stand. Doch Herzog Georg sieht damit eine Möglichkeit, Heinrich an sich zu binden. Günther aus Sondershausen ist darüber jedoch nicht amüsiert.
Aber Margarethe macht nun eins: ihre Familie ist innerlich geteilt. Die einen tendieren zu Luther, die anderen bleiben katholisch. Und ausgerechnet Margarethe kommt in Frankenhausen - weit weg von Dresden - auf den Gedanken, man könnte es doch mal wieder mit einem Priester versuchen, einen Pfarrer im sinne Martin Luthers.
1536 entdeckt der Schöffe von Sangerhausen dieses Techtelmechtel. Man muss sich das vielleicht auch so vorstellen: Überwachungsstaat gab es wohl auch damals schon. Der Schöffe von Sangerhausen war dafür zuständig, die Stadt Frankenhausen zu überwachen. Der hatte also seine Spitzel sitzen und irgendwann kam ihm zu Ohren: Die Gräfin tut Böses! - im Sinne Herzog Georgs.
Hier die Probstei in der Frankenhäuser Klosterstraße, eine der Säulensteine, wie wir ihn auch im Schloss vorfinden, mit Medaillonbildnissen der Grafen von Schwarzburg.
Margarethe hat darüber hinaus das Problem, 1537 stirbt die schützende Hand, ihr Mann Heinrich. Wie weit dieser nun zu Luther tendiert ist, wissen wir nicht genau. Aber jetzt schlägt ihr Schwager in Sondershausen zu. Er macht folgendes. Er muss ihr all das zugestehen, was im Ehevertrag steht. Das passt auf einen Fuhrwagen, so groß etwa wie ein damaliger Salzwagen. Man spannt auch standesgemäß sechs Pferde davor. Es wird alles auf den Wagen gepackt. Sodann fährt er die Frau auf den Markt nach Leipzig. Kaum dort angekommen spannt er die Pferde aus und lässt sie mit dem Wagen stehen. Sowas fällt natürlich auf. In Leipzig ist Messe. Das spricht sich rum bis zu Herzog Georg nach Dresden.
Bild: Regionalmuseum
Bild: Regionalmuseum
Besser kann man seinem Landesherren bzw. Oberlehensherren nicht deutlich machen, dass man zu ihm und gegen die Lutherische Lehre steht. Aber Margarethe hat eine mächtige Verwandtschaft. Den Schönbergern gehören in Sachsen an die 70 Schlösser. Es ist eines der mächtigsten Adelsgeschlechter. Einer aus ihrer Familie, Anton von Schönberg, war zunächst unter Herzog Georg - heute würde man sagen: Ministerpräsident - der erste Mann nach dem Herzog. Bis der Herzog festgestellt hat, dass Anton zu Luther tendierte.
So ging Georg schließlich vor, wie er es immer in derartigen Situationen zu tun pflegte. Er hat Anton zu sich heranzitiert: ›Du bekommst 14 Tage Zeit, bis dahin darfst du dein Hab und Gut verkaufen, nach den 14 Tagen hast du die Landesgrenze überschritten. Bist du nach 14 Tagen immer noch hier, findest du dich im Kerker wieder. Dein Hab und Gut ziehe ich ein.‹ Diese Methode hat unter Herzog Georg System, derart wird oft gehandhabt.
Anton flieht, er bleibt aber im Sächsischen. Er flieht nach Freiberg, was eigentlich zum Herzogtum Sachsen gehört, aber hier residiert mittlerweile der Bruder von Herzog Georg, Herzog Heinrich der Fromme genannt.
Bild: gemeinfrei
Der stellt ihn unter seinen Schutz. So kommt es dazu, dass in Freiberg das erste Mal unter dem Schutz von Heinrich dem Frommen von den Kanzeln im Freiberger Dom, auch lutherisch gepredigt wurde. Das setzt Anton durch. Dies wiederum ärgert den Herzog in Dresden. Er versucht deshalb seiner habhaft zu werden.
Das gelingt ihm aber nicht so ohne weiteres. Es gibt bei den Schönbergern Kardinäle, die in Rom Karriere machen, wie Nikolaus von Schönberg. Und andererseits gibt es Anton von Schönberg - leider kein Bildnis, dafür das Wappenbild - als Anhänger Martin Luthers. Der Adel ist gewissermaßen in sich gespalten. So gespalten sind auch manche Frankenhäuser Familien.
Damit man die Kontrolle über die Stadt und die Region hat, setzt man hierbei auf den katholischen Adel der Region. In einem Brief aus der Zeit des Bauerkrieges 1525, bei uns im Stadtarchiv einsehbar, gibt es ein Schreiben über einen Apel von Ebeleben, der für Nordthüringen und auch für Frankenhausen als Statthalter nach dem Bauernkrieg eingesetzt wird. Ein erzkatholischer Adliger, welcher das Regiment von Herzog Georg Vorort umsetzt. Die Schwarzburger haben somit eins vor die Nase bekommen, von jemandem, der wesentlich tiefer steht wie sie. Ein Ritter, der aber dafür sorgt, dass der katholische Glaube Vorort durchgesetzt wird.
Stadtarchiv Bad Frankenhausen
Es gibt in der Region darüber hinaus auch Adlige, die weiterhin katholisch bleiben, dazu gehört Graf Ernst II. von Mansfeld auf Heldrungen und Artern. Hier sein Grabdenkmal in der Andreaskirche in Eisleben. Er wird bis 1533 leben, manche glauben auch zum Jahreswechsel 1532 gestorben, ganz sicher sind die Daten nicht.
Ernst II. wird den katholischen Glauben aber auch bei seinen Kindern predigen. Herzog Georg allerdings hat ein Problem. Er ist mittlerweile im hohen Alter, und er hat nur noch einen einzigen Sohn, Friedrich (1504 – 1539). Dieser hat obendrein noch eine »Klatsche«, im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich müsste er unter ärztlicher Kontrolle bleiben. Trotz allem sucht man für ihn eine Frau. Er bekommt jedoch keine Habsburgerin. Mittlerweile gibt es zu viele Lutheranerinnen, die kann er nicht gebrauchen. Da fällt ihm ein, er hatte doch einen treuen Kumpanen im Bauernkrieg, Ernst von Mansfeld, auf Heldrungen. Dieser hat doch glatt noch eine katholische Tochter zu bieten.
So wird Elisabeth kurzum nach Dresden transportiert und muss den schwachsinnigen Sohn, Friedrich, im Januar 1539 heiraten. Damit hofft man, dass das Ehegelage etwas hergibt, tut es hingegen nicht. Obendrein stirbt der Sohnemann nach drei Monaten auch noch. Somit hat Herzog Georg ein noch größeres Problem. Er lässt die Frau befühlen, mit dem Befund: leider nicht Schwanger. So ist es mit Elisabeth leider nichts geworden. Daher setzt er ein Testament auf. Normalerweise würde sein Besitz an seinen Bruder fallen. Der ist aber mittlerweile Lutheraner in Freiberg, einschließlich dessen Söhne. Also vererbt er das Herzogtum Sachsen samt Dresden an die Habsburger nach Wien und Prag. Als er stirbt hält man seinen Tod geheim und das Testament zurück. Aus dem ganz einfachen Grund: die Sachsen wollen schließlich nicht unter die Habsburgische Fuchtel. Sie wollen nicht von den Böhmen aus Prag regiert werden.
Heinrich schickt Visitatoren hinaus ins Land
Hierbei wirken die Hussitenkriege nach - zum Glück. Ganz schnell macht sich Heinrich der Fromme von Freiberg nach Dresden auf den Weg. Hier zu sehen sein Denkmal in Marienberg, die Bergstadt in Sachsen, die er selber gegründet hat. Er greift nach dem Vorbild der Kurfürsten von Sachsen zu den Kirchenvisitationen zurück und bringt nach deren Ideal eine eigene Kirchenordnung zu Papier.
Nun geht es auf einmal im Herzogtum rund, es ändert sich alles. Plötzlich möchte man die Reformation im Herzogtum Sachsen noch schneller durchsetzen, als es die Kurfürsten in ihrem Gebiet von Wittenberg aus fertiggebracht haben. Vorort ist Heinrich nebenbei Schutzvoigt einiger Klöster wie z. B. in Oldisleben. Er schickt sodann seine Visitatoren hinaus ins Land. Diese nehmen das Kloster, wie hier Oldisleben, richtig auseinander. Sie wollen wissen, wie viele Mönche hier überhaupt wohnen, wie reich diese sind, wieviel Besitz haben sie privat, wieviel davon ist Kirchenbesitz. usw.
Dabei wird u.a. festgestellt, dass der Besitz Vorort wesentlich größer ausfällt und dass dieser auf schwarzburgisches Gebiet übergreift. Diejenigen, die das durchsetzen müssen, gehören auch der Region an, dem katholischen Adel. Einer davon ist Christoph von Ebeleben († 1547), zeit seines Lebens katholisch. Er wird diese Klostervisitation führen.
Er führt auch die Rechnungsprüfung weiterer Klöster in Thüringen durch. Dieser Christoph von Ebeleben findet ebenso heraus, dass die Schwarzburger mit Seehausen und Udersleben obendrein abhängig vom Kloster Oldisleben sind. Denn hier hat Oldisleben u.a. das Patronatsrecht, die Albertiner dagegen die Oberlehenshoheit.
Christoph möchte nun, dass der Herr von Schwarzburg ihm die Dorftore öffnet und man ihm Zutritt gewährt. Das jedoch verweigert Graf Günther von Schwarzburg vehement. Er lässt niemanden nach Seehausen, weder in die Dreifaltigkeitskirche - hier mit Orgel zu sehen - noch nach Udersleben.
Günther beschwichtigte, er kümmere sich selbst um diese Angelegenheit. Er zögert dies jedoch immer wieder hinaus. Zugleich ist er aber auch Nutznießer dieser Visitationen, denn er hat die Hand auf der Klosterkapelle, bei Günserode/Seega. Das verlehnt er bzw. verpachtet es ganz schnell an die Herren von Vippach, - Schlossvippach vielleicht eher ein Begriff. Natürlich zieht er daraus seinen Nutzen. Hier der Grabstein eines Abtes, den man bei uns unten im Schloss in der Gewölbewand vorfindet.
Sammlung Regionalmuseum Bad Frankenhausen
rechts: Wappen der Herren von Vippach
Aber Heinrich der Fromme lebt nicht lange. 1541 stirbt er und wird von seinem jungen energischen Sohn, Herzog Moritz von Sachsen beerbt. Moritz greift - genau wie sein Vater - auf Teile der katholischen Räte seines Onkels Herzog Georgs zurück. Man möchte die Reformation im Herzogtum Sachsen unter Zuhilfenahme von Katholiken durchsetzen. Das klappt teilweise recht gut - am Ende sogar sehr gut. Die Katholischen sind zu hundert Prozent von ihm abhängig. Wenn sie sich nicht fügen, jagt man sie aus dem Land, sprich: 14 Tage Zeit - wie oben beschrieben…
Die Räte handeln demnach genauso, wie er befiehlt. Das hält sein Schwiegervater fest, Landgraf Philip I. von Hessen, den wir im Bauernkrieg schon kennengelernt haben. Außer Moritz wüsste er niemanden in Dresden, dem die Religion am Herzen läge... Um ihn herum sind nur Katholiken. Diese beschwören Moritz, bloß nichts zu tun, was dem Herzogtum schaden kann. Sie setzen sogar durch, dass in der Region darauf gedrungen wird, dass sich die Grafen von Schwarzburg endlich bekennen, ob sie nun Katholisch oder gar Lutheraner sind. Sie bekommen 1542 eine schriftliche Aufforderung. Ihnen wird außerdem auferlegt, dass sie das Kloster in Frankenhausen kontrollieren müssen und endlich den Nonnen sagen, dass sie ihren katholischen Habit ablegen.
Es geht beispielsweise nicht an, dass sie im katholischen Kloster leben, sich katholisch geben, aber gleichzeitig versuchen, mit den Männern von Frankenhausen ins Geschäft zu kommen. Hier sind Verhältnisse eingerissen, die wieder unter Kontrolle gebracht werden müssen. 1543 fordert Graf Günther von Schwarzburg die Nonnen auf, den Habit abzulegen, zur lutherischen Predigt zu gehen und sich entweder zu Luther zu bekennen - dann können sie auch den Mann, mit dem sie grade anbändeln heiraten - oder aber sie verbleiben im Kloster und benehmen sich, wie sie sich vorher zu benehmen hatten, nämlich keusch.
1543 ist kein Reformationsdatum für uns, wie in Frankenhausen oftmals behauptet wird, es ist vielmehr nur eine Reaktion von Günther auf die Aufforderung aus Dresden, endlich zu handeln. Die Visitatoren besuchen nun Frankenhausen und stellen auf einmal fest: die Stadt, die im Bauernkrieg als Raubhaus von Herzog Georg bezeichnet wurde – immerhin zu Schimpf und Schande seines Landes - ist auf einmal noch ziemlich katholisch.
Es gibt also mehr katholische Bevölkerungsanteile, als man vermutet hat. Von der Feststellung: Reformation hat sich durchgesetzt, ist man noch sehr weit entfernt. 1542 sind Stadt und Umland noch ziemlich katholisch.
Das Gleiche passiert in Wiehe. Die Familie von Werthern wird 1541 aufgefordert. Sie bekennt sich nun zum Luthertum und kann somit auch auf das Kloster Donndorf zugreifen. Diese Handlungsweise macht also auch nicht vor dem regionalen Adel halt, egal wie hoch oder nieder er ist. Januar 1542 erwischt es die Grafen von Mansfeld auf Heldrungen und Artern. Sie mögen nun endlich das Luthertum einführen, sich endlich bekennen. Auch hier ist also Katholizismus in dieser Zeit noch weit verbreitet.
Der nächste Schlag kam 1543. Es wird im Dresdner Schloss beschlossen, dass die Klöster zum Verkauf angeboten werden. Die Landstände entschieden sich nun endlich dafür, weil sie Interesse bekundeten, ein Kloster zu kaufen. Ein Drittel der Klöster dürfen aber auch durch Bürgerliche erworben werden. Demgegenüber ist man in Dresden sehr aufgeschlossen. Es kommt förmlich zu einem Ansturm auf die Klöster. Jeder will eins haben. Auch Christoph von Ebeleben sichert sich ein Kloster, denn er ist in Thüringen dafür verantwortlich, dass diese auch an den Mann gebracht werden. Nun, wenn man so will, typischer Fall von Selbstbereicherung.
Kloster Donndorf wird demnach aufgelöst, aber die Nonnen dürfen bleiben. Man wirft sie nicht einfach aus dem Kloster. Den vollen Zugriff auf das Kloster bekommt man letztendlich erst, wenn der letzte Mönch bzw. die letzte Nonne verstorben ist oder das Kloster verlässt.
In Dresden wird sodann gleich mitbeschlossen: man möge sich im Lande umschauen, irgendwo muss ein Kloster als Zuflucht fortbestehen, sowohl für alle Mönche, die im Kloster verbleiben wollen, als auch für die Nonnen hat man ein Nonnenkloster zu reservieren. Man bietet demnach allen Gottesdienern ein Kloster an und erwirkt somit das Verlassen der bisherigen Klöster. Sollten die Geistlichen damit nicht einverstanden sein, müssen sie Vorort verbleiben und sich außerdem anpassen. Sie haben dann wie eine Nonne zu leben, aber trotzdem zur lutherischen Predigt zu gehen. Diese Sache wird freigestellt. So verfährt man fast überall im Lande.
Weiterhin wird gleichzeitig beschlossen: das Volk muss gebildet werden, natürlich hauptsächlich, um fromme Kirchgänger und gehorsame Landesdiener zu schaffen. So zeugen heute noch viele Schulen davon, dass sie einst aus einem Kloster hervorgegangen sind. Die Klöster, das Eigentum, als auch die Klöstergebäude müssen dem Schulwesen zugeführt werden. Deshalb haben wir auch 1563 in Kloster Donndorf eine Schule.
1552 wird in Marksußra, Ebeleben eine Schule gegründet, vermutlicher Standort ist etwa die heutige Katholische Kirche bzw. der Einkaufsmarkt. In Frankenhausen wird ebenfalls das Kloster aufgelöst. Man sieht hier das ehemalige Refektorium dargestellt. Gräfin Elisabeth von Schwarzburg setzt durch, dass 1552 darin eine Schule gegründet wird, als wahrscheinlich die letzte Nonne verstirbt oder das Kloster verlässt, das wissen wir nicht so genau. Bis heute beherbergt das Gebäude eine Schule, wenn auch in unterschiedlichen Gebrauch, wie z.B. Landschule, Technikum, Berufsschule oder (noch) aktuell: Teil des Gymnasiums.
Die in der Region vielleicht bekannteste Schule ist sicherlich Roßleben. 1554 von der Familie von Witzleben ins Leben gerufen, nämlich durch Heinrich von Witzleben. Er hat dies allerdings nicht ganz freiwillig bewerkstelligt. Das ist eine Sache, die in Dresden ausschlaggebend war. Jedenfalls setzt er die Umwandlung in eine Schule um, und zwar sehr erfolgreich. Zuvor wurden sie an verschiedenen Sachen gehindert.
In Merseburg gibt es einen katholischen Bischof, der ist für Thüringen zuständig. Dieser Bischof Sigismund von Lindenau - zu sehen seine Grabplatte auf dem Merseburger Dom - setzt sogar einen von Witzleben in Gefangenschaft, damit dieser - nach dem Tod Herzog Georgs - bloß nicht etwa einen evangelischen Prediger annimmt. Es sind massive Auseinandersetzungen im Gange. Bis der Bischof schließlich selbst eingreift. Erst als dieser stirbt, kommt es in Merseburg - dies ist für uns wichtig hier im Thüringischen - zu einer Wandlung.
Die Merseburger Szene wird von den Albertinern beansprucht, von Herzog Moritz von Sachsen in Dresden. Er möchte seinen jüngeren Bruder, Herzog August, versorgen. Er kann ihn aber nicht zum Bischof von Merseburg ernennen. Somit kommt es im Gegensatz zum Kurfürstentum Sachsen zu einer kuriosen Besonderheit. Sein Bruder Herzog August wird 1544 zum Administrator gewählt, einschließlich zum Bischof. Aber die bischöflichen Rechte wird ein wirklicher Mann der Religion ausüben, Georg III. von Anhalt. Man teilt die Planstelle somit auf. Das Theologische liegt bei von Anhalt und das Administrative bei Herzog August.
Auf diese Art und Weise sind sie auch für unsere Gebiete in Thüringen verantwortlich. In der Nähe von Dresden gibt es das Kloster Altzella. Die wichtigste Grablege der Wettiner im Mittelalter. Dieses wichtige Zisterzienserkloster wählen sie aus, um hier deutlich zu machen: wir beginnen mit einer Umstrukturierung im Sinne der Reformation in unserem Gebiet, nämlich an historischer Stelle, an der unsere Vorfahren liegen. In einem Mausoleum, welches später errichtet wurde - in der Zeit um 1800 - sind die meisten Markgrafen beigesetzt bzw. aufgebahrt.
1543 wird hier eine Konsistorialordnung nebst einer Eheordnung beschlossen, damit endlich einiges wieder in die richtigen Bahnen kommt, den gewünschten Verlauf nimmt, da alles etwas auseinander geraten ist. Nicht nur bei Nonnen und Mönchen, sondern auch in der Bevölkerung. Es wird außerdem eine Kirchenordnung beschlossen.
Das geht ins Land hinaus und betrifft insbesondere auch die Schwarzburger, Stollberger, Mansfelder, unsere ganze Region. Es bahnt sich ein weiteres Kuriosum an. In Meißen findet sich niemand, der gleichzeitig Administrator und auch Bischof ist.
So wird Herzog Moritz von Sachsen das erste Mal - wie der Kurfürst auch – zusätzlich oberster Kirchenherr in einer Person, wenn auch nur für den Bereich des alten Bistums und nur mit Konsistorium Meißen.
In Merseburg schreitet man zur Tat. Man holt Martin Luther heran. Der Bischof Georg von Anhalt wird von höchster protestantischer Instanz, von Martin Luther selbst, ins Amt eingeführt. Hier wird auch ein Zeichen für einen Wandel gesetzt, denn die Bevölkerung in Stadt und Land ist noch nicht vollständig auf der Seite Luthers.
Was passiert in unserer Region?
Wir haben den Landgrafen von Hessen schon im Bauernkrieg kennengelernt. Bereits früh ein Anhänger der Reformation ist Philipp auch derjenige, der in der Nachbarschaft das Sagen hat, nämlich beim Benedektinerkloster Göllingen, über die Reichsabtei in Hersfeld, zu welcher auch dieses Kloster gehört. Hier zeichnet sich erneut ein Kuriosum ab. Philipp selbst ist zwar ein Vorkämpfer der Reformation, aber er setzt den Abt in der Reichsabtei Hersfeld nicht einfach ab. Bis etwa 1608 wird es einen katholischen Abt geben, der letzte Katholische in der Reichsabtei, alle anderen sind bereits Lutheraner. Er steht immer noch dem Kloster in Göllingen vor. Ein Katholik verwaltet eigentlich Liegenschaften die durch reformatorische Ansätze dem Lutherischen zugeführt wurden.
Bild: Regionalmuseum
Bild: Regionalmuseum
Darüber hinaus gibt es Schwarzburgische Voigte. Der hessische Schutzherr über die Reichsabtei Hersfeld und Vorort ist der Graf von Schwarzburg der Schutzvoigt des Klosters. Zu diesem Zeitpunkt ist der Schwarzburger immer noch katholisch. Günther bekennt sich sehr spät. Der Druck wird jedoch immer stärker. Johann der Beständige war schon nicht gerade fein und zimperlich. Sein Sohn jedoch, Johann Friedrich der Großmütige wird derjenige sein, der für seinen Glauben auch ins Feld zieht. Er wird kein Erbarmen kennen. Er drängt die Grafen von Schwarzburg zur unbedingten Einführung der Reformation. Sie sollen sich bekennen. Ab 1532 geht es dann für die Schwarzburger rund. Bei einem hat er Glück. Das ist der eigentlich in Arnstadt regierende Heinrich, genannt der Reformator, der bewerkstelligt das von allein.
Graf Heinrich regiert zugleich Katholiken und Lutheraner
Aber er kann es nicht überall durchziehen. In Rudolstadt, Arnstadt in den Schwarzburgischen Gebieten der Oberherrschaft mag das vielleicht noch zu meistern sein, aber ihm gehören auch noch Clingen und Greußen. Diese beiden Städte unterstehen dem albertinischen Herzog Georg. Solange dieser lebt, darf Heinrich hier überhaupt nichts machen. Er regiert somit ein Land im Thüringer Wald schon Lutherisch, im Norden (Clingen und Greußen) dagegen katholisch. Er selbst bekennt sich eindeutig zu Luther. Aber in Clingen und Greußen geht solange nichts vorwärts, bis Herzog Georg stirbt.
Gleichzeitig ist Arnstadt auch ein Zentrum des sich gebildeten Schmalkaldischen Bundes, an der Spitze der Kurfürst von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen. Aber auch viele andere niedrige Adlige und Reichstädte sind vertreten. In Arnstadt werden aber auch Bundestage abgehalten, also auf schwarzburgischen Boden. Es gibt sogar eine Bundesfahne, die zwar nie ins Feld geführt wird, aber hier sind die Mansfelder und auch die Schwarzburger mit ihrem Wappen vertreten. Für jeden deutlich zu sehen, wir gehören dazu. Man fühlt sich bei den Mansfeldern mit Martin Luther sehr verbunden. Graf Abrecht VII. Zeit seines Lebens wird er dem Glauben treu bleiben, nicht davon abfallen. Sogar an Luthers Sterbebett ist er zugegen als Luther einschläft.
Die Zeiten werden indes härter.
Der »Schmalkaldische Bund« hat sich gebildet, welcher auch die Wettiner trennt. Der Kurfürst ist Mitglied, er hat immer versucht, zusammen mit Landgraf Philipp, auch den Herzog Moritz von Sachsen dazu zugewinnen. Er hat katholische Räte, die ihm folgendes raten:
Den Kurfürsten nebst Landgrafen hinhalten, auch wenn es die eigene Verwandtschaft ist und somit dem Habsburger Kaiser signalisieren: ich bleibe auf deiner Seite.
Warum dieses Vorgehen? Das Ziel ist eindeutig. 1485 hat es eine Teilung gegeben. Das Kurfürstentum Sachsen mit dem Kurhut. Der jüngere Bruder jedoch bekommt das Herzogtum ohne Kurhut. Wir haben also zwei Linien, die hier miteinander konkurrieren. Moritz will den Kurhut. Seine Absicht: am Ende in Freiberg eine Koalition zu schaffen, bei der die Grafen Vorort eingebunden werden - die dabei genannten »Harzgrafen« sind nichts anderes als die Hohensteiner, Stollberger und die Schwarzburger.