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Bauernkrieg

Lutherstein

Der so genannte »Lutherstein« gilt als das bedeutendste, regionale kulturhistorische Zeugnis aus Reformation und Bauernkrieg. Zu besichtigen ist es in der ständigen Ausstellung des Regionalmuseums Bad Frankenhausen, das 1920 sein Zuhause im Schloss Frankenhausen gefunden hat.

Auffindung beflügelte Historiker

Der Stein wurde bei umfangreichen Sanierungsarbeiten, im Herbst 1973, in einem Fensterpfeiler im Schloss Frankenhausen gefunden. Bis zu seiner Wiederauffindung war der Stein mit seinen insgesamt drei medaillonartigen Bildnissen aus der bewusst nachvollziehbaren Baugeschichte von Schloss Frankenhausen verschwunden gewesen. Seine Auffindung beflügelte sofort die Fantasie von Heimatforschern als auch Historikern. Die Darstellung eines Mönches, dem gewisse porträtähnliche Züge Martin Luthers zugesprochen werden, gab dem Stein dann schließlich seine Bezeichnung, „Lutherstein“.

Dem Versuch, alle drei Bildnisse der Lebensgeschichte Martin Luthers zuzuordnen, wird jedoch nun kaum noch entsprochen. In dieser Hinsicht wird hinter einem der Bildnisse der Bauherr des Schlosses und Zeitgenosse Martin Luthers, Graf Heinrich XXXIV. von Schwarzburg-Frankenhausen (gest. 1537), zu vermuten sein. Graf Heinrich XXXIV. gelangte im Jahre 1533 in den Besitz der Stadt Frankenhausen und ihres unmittelbaren Umlandes. Im besagten Jahre teilten er und sein Bruder, Graf Günther XL.. von Schwarzburg-Sondershausen (geb. 1499, reg. 1526 - 1552), den väterlichen Erbteil am Besitz der Grafschaft Schwarzburg. Günther XL. erhielt dabei die Stadt Sondershausen mit Umland.

Verwüstungen des Bauernkrieges Anlass für Schlossbau

Während des Bauernkrieges 1525 waren in beiden Städten die bis dahin stehenden burgartigen Anlagen geplündert und baulich in Mitleidenschaft gezogen worden. Sowohl Graf Günther als auch Graf Heinrich entschlossen sich, an Stelle der Wiederherstellung der burgartigen Anlagen, jeweils einen Schlossbau zu errichten. Durch den frühen, kinderlosen Tod von Graf Heinrich im Jahre 1537 fiel sein Herrschaftsbereich seinem Bruder Graf Günther XL. zu. In welchem Stadium sich der Frankenhäuser Schlossbau befand, ist nicht überliefert. Für Graf Günther XL., genannt »der Reiche« oder »der mit dem fetten Maule«, gibt es allerdings keine Hinweise darauf, dass er in Frankenhausen Bauarbeiten durchführen ließ. Er konzentrierte sich seit der Grundsteinlegung 1534 auf seinen Schlossbau in Sondershausen, der im Jahr seines Todes 1552 als abgeschlossen galt. Erst sein Sohn, Graf Wilhelm von Schwarzburg-Frankenhausen (1534-1598, reg. 1560/71-1598), investierte nach 1571 wieder in den Schlossbau. An der Nordseite des Schlosses ließ er eine Schlosskapelle anbauen, die 1973/74 abgetragen wurde. Im unmittelbar an die Schlosskapelle angrenzenden Mauerwerk wurde der »Lutherstein« aufgefunden.

Günther XL. - ein treuer Katholik

Gegenüber reformatorischen Bestrebungen in seinem Herrschaftsbereich verhielt sich Graf Günther XL. vorsichtig. Günthers und Heinrichs Vater, Graf Heinrich XXXI. von Schwarzburg (reg. 1493-1526), blieb bis zu seinem Tod 1526 dem katholischen Glauben treu. Reformatorischen Bestrebungen in einigen Städten und Dörfern seines schwarzburgischen Herrschaftsbereiches (Gebiete um Sondershausen und Frankenhausen) scheint er sich jedoch nicht widersetzt zu haben. Unter dem Eindruck der um sich greifenden Bauernunruhen legte er die Regentschaft in die Hände seines wahrscheinlich ältesten Sohnes, Graf Günther XL. , und floh selbst in die sichere Reichsstadt Nordhausen.

Günther XL. oblag es, sich zwischen den Forderungen der Aufständischen und den verbündeten Fürsten zu behaupten. Bezüglich letzterer waren sowohl die Wettiner ernestinischer als auch albertinischer Linie seine Lehnsherren. Sein Lavieren zwischen den Parteiungen wurde ihm nach der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 fast zum persönlichen Verhängnis.

Kompromissloser Herzog Georg von Sachsen

Herzog Georg »der Bärtige« von Sachsen (geb. 1471, reg. 1500-1539), selbst Teilnehmer an der Schlacht, trug sich mit dem Gedanken einer Bestrafung Graf Günther XL. Um seine Landesherrschaft zu behaupten und die weitere Plünderung seiner Besitzungen zu vermeiden, hatte er sich zeitweilig den Artikelbriefen der Bauernhaufen unterworfen. Herzog Georg, Zeit seines Lebens ein treuer Anhänger der römisch-katholischen Kirche, löschte als Lehnsherr Günthers und seines Bruders Heinrich jegliche Ansätze der Reformation in Frankenhausen aus.

Neubau einer Vogtei in der Klosterstraße

Für mehrere Jahre stand Frankenhausen unter dem direkten Einfluss des Sachsen. Zur Neubelebung des im Bauernkrieg in Mitleidenschaft gezogenen Zisterziensernonnenklosters Frankenhausen wurde zwischen 1529 und 1534 der Neubau einer Vogtei in der Klosterstraße bewerkstelligt.

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Portal der ehemaligen »Mainzer Propstei« in der Klosterstraße 14,
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Detail der südlichen Leibung

In diesem Haus findet sich noch heute ein ähnlicher Stein. Er ist der Fuß einer tragenden Säule in einem der Wohnbereiche des Hauses. Es ist eine Vermutung, dass dieses Haus Graf Heinrich XXXIV. vor der Fertigstellung des Schlosses als Wohnhaus diente. Von ihm ist nicht überliefert, dass er die Wiederherstellung der römisch-katholischen Ordnung durch Herzog Georg behinderte. In den schwarzburgischen Unterherrschaften Frankenhausen und Sondershausen konnte die Reformation erst nach dem Tod Herzog Georgs »des Bärtigen« in den Jahren 1539 bis 1542 ihren Siegeszug antreten. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die gesamte Unterherrschaft im Besitz von Graf Günther XL.

Schlossbrand 1689 wahrscheinlich für Platzierung verantwortlich

Die Einordnung des »Luthersteines« ins Zeit- wie ins Baugeschehen erweist sich daher als noch kaum gelöst. Sein Aufgehen im Mauerwerk könnte dem verheerenden Schlossbrand vom September 1689 geschuldet sein. Das Renaissanceschloss wurde in den Jahren 1694 bis 1704 weitgehend im Stil des Barock wiederaufgebaut. Stilelemente der Renaissance wie sie sich in der Vogtei in der Klosterstraße erhalten konnten, sind in den Schlossräumen heute kaum mehr anzutreffen. Den Bezug des »Luthersteines« zum Reformator und zum Zeitgeschehen hat vor allem die Geschichtsforschung der 70er Jahre des 20. Jh. hergestellt. In der neu konzipierten und im Mai 1975 eröffneten, ständigen Ausstellung im damaligen Kreisheimatmuseum Bad Frankenhausen wurde der Stein dann als »Lutherstein« präsentiert. Dieser Bezug hat sich bei der heimischen, geschichtsinteressierten Bevölkerung bis heute eingeprägt.

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