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Gefängnis Frankenhausen

 Das alte Gefängnis in Bad Frankenhausen

Das Gebäude, in dem sich heute (2015) die griechische Taverne »Athos« befindet, war einst Folterkammer und Gefängnis. Im Frankenhäuser Volksmund wurde das alte Gefängnis auch als »Fronveste« oder »Fronfeste« und »Fängerhof« bezeichnet. Der Name »Fronfeste« nahm Bezug auf die einst westlich angrenzende Domäne. Hier befindet sich seit wenigen Jahren das Einkaufsgebiet »Klostergarten«.

Auf der Domäne der Grafen und seit 1710 Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt hatten Bauern und Ackerbürger der Stadt zeitlich bestimmte Frondienste zu leisten. Wurden diese nicht erbracht oder Abgaben nicht geleistet, wurde der Betroffene in das Gefängnis - die »Fronfeste« - eingeliefert und festgesetzt. Die umgangssprachliche Bezeichnung als »Fängerhof« dagegen leitete sich vom Fangen bzw. Einfangen und dem Einsperren wirklicher und vermeintlicher Übeltäter her.

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Blick auf das Gefängnis bzw. die Fronveste südwestlich von Schloss Frankenhausen im Jahre 1909

Roter Turm fiel Brand zum Opfer

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Abriss von Teilen der Gefängnisgebäude und des Gefängnishofes im Jahre 1922. Im Hintergrund Schloss Frankenhausen, Sitz des Amtsgerichtes

Baugeschichtlich vereint das Haus zwei verschiedene Bauepochen. Die Bauzeit der Gewölberäume fällt ins 16. Jahrhundert. Der darüber befindliche Fachwerkbau wurde zwischen 1707 und 1713 errichtet. Im Jahre 1711 wird das Gewölbe als »Folterkammer« bezeichnet. Dies deutet daraufhin, dass bereits vor 1689 das Gewölbe für Verhöre oder die Peinliche Befragung genutzt wurde. Es gehörte zu den Baulichkeiten, die den Stadtbrand vom 17. September 1689 weitgehend unbeschadet überstanden hatten. Diesem verheerenden Brand waren das herrschaftliche Schloss nebst Kanzlei und Versorgungsgebäuden, die Unterkirche und weite Teile der Unterstadt und der Domäne zum Opfer gefallen. Östlich des Schlosses, auf dem heutigen Schlossplatz, stand bis dahin der so genannte »Rote Turm«. Bis zum Brand wurden in ihm vor allem die übelsten Missetäter inhaftiert. Nun fehlte ein Gefängnis.

Strafgelder für den Neubau

Im Zeitraum von 1339 bis 1918 gehörte Frankenhausen und sein Umland zum Herrschaftsbereich des Hauses Schwarzburg, einem der ältesten Adelsgeschlechter in Thüringen. Auf Veranlassung des zur Zeit des Stadtbrandes regierenden Grafen Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt (1641 - 1710, reg. 1662 - 1707) wurde 1690 mit dem Wiederaufbau begonnen. In den Jahren 1690 - 1696 erfolgte die Instandsetzung der Domäne, 1691 - 1703 der Neubau der Unterkirche und 1694 - 1704 die Wiederherstellung des Schlosses im zum Teil barocken Stil. Einzelne Haus- und Hofstellen blieben bis um 1740 unbebaut. Unter seinem Sohn und Nachfolger, Fürst Ludwig Friedrich I.(1667 - 1718, reg. 1707/10 - 1718), wurde 1707 mit dem Neubau des Gefängnisses auf dem alten Gewölbe begonnen.

Durch Flucht und Veruntreuung des Amtsschreibers gerieten die Bauarbeiten ins Stocken und wurden erst 1713 vollendet. Für den Neubau wurden überwiegend die Einnahmen aus Strafgeldern verwendet. Für mehr als 200 Jahre, bis zum Ende der Monarchie 1918, wurde das Gebäude als Gefängnis durch Landes- und seit dem 19. Jh. auch Stadtbehörden genutzt.

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Zustand des verbliebenen Gebäudes des Gefängnisses Mitte der 90er Jahre 20. Jahrhundert
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Das verbliebene Gefängnisgebäude nach umfangreichen Umbauarbeiten im Jahre 2014

Zeitweilig Polizeidienststelle, Gefängnis für politischen Dissidenten

Während der Napoleonischen Fremdherrschaft 1806 - 1814 wurden in der Fronfeste auch Angehörige des Militärs, vor allem Deserteure, inhaftiert. In dieser Zeit kam es zu erheblichen Beschädigungen. In den Jahren 1816 und 1821 wurden Sanierungs- und Umbauarbeiten durchgeführt. Zwischen 1840 und 1850 wurden neuerlich umfangreichen Umbauten vorgenommen. Ab 1866 nutzte die örtliche Polizei das Gebäude auch zeitweilig als Dienststelle. Neben Straftätern saßen seit 1848 zunehmend politische Dissidenten in den Zellen ein. Besonders in der Zeit des 1878 durch Kaiser Wilhelm I. erlassenen Sozialistengesetzes füllten sie bis zu dessen Aufhebung 1890 das Gefängnis.

Im Ersten Weltkrieg wurden in der alten Fronfeste Studierende des Kyffhäuser-Technikum, einer von 1896 bis 1946 bestehenden höheren, technischen Lehranstalt, die aus den so genannten »Feindstaaten« stammten, inhaftiert. Mit Ende der Monarchie 1918 verlor die Fronfeste ihre Bedeutung als staatliches Gefängnis und wurde nach und nach Wohnzwecken zugeführt. Ein Teil der Außenbereiche einschließlich der äußeren Umfassungsmauer wurden 1922 abgetragen. Sie hatten der Erweiterung der Straße, der heutigen »Kyffhäuserstraße« Platz zu machen.

In einem der Räumlichkeiten des heutigen Restaurants können noch immer Spuren aus der Zeit als Gefängnis betrachtet werden. Dabei handelt es sich um Einkerbungen, die von den Inhaftierten in den Wänden angebracht wurden und sich auf die Anzahl der Tage der Inhaftierung beziehen.

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