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Kyffhäuser-Technikum

Das »Kyffhäuser-Technikum« – Schmelztiegel der Religionen

Das zwischen 1896 und 1946 bestehende »Kyffhäuser-Technikum Frankenhausen« war eine höhere technische Lehranstalt, die aus heutiger Sicht mit einer Fachhochschule vergleichbar wäre. Der Hauptstandort befand sich auf dem Gelände des ehemaligen Klosters südlich der Unterkirche. Die vom jüdischen Direktor Prof. Siegmund Huppert ins Leben gerufenen Fachrichtungen Landmaschinentechnik und Flugzeugbau machten es zu einem beliebten Studienort von Studierenden aus dem Ausland.

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Nordansicht der Pension Hilpert, 1905
Foto: Sammlung Regionalmuseum
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Empfangszimmer der Pension Hilpert
Foto: Sammlung Regionalmuseum

Von rund 600 Studierenden Mitte der 1920er Jahre stammte fast jeder Vierte nicht aus Deutschland. So unterschiedlich ihre Herkunftsländer so verschieden ihre Religionen: Belgien, Luxemburg, Österreich (meist Katholiken), China (Buddisten, Konfuzianer) oder Türkei und Persien (Moslems). Juden kamen vor allem aus Deutschland, Tschechien und Polen. Studierende und Dozenten aus Deutschland waren mehrheitlich protestantisch.

In den Jahren 1921 bis 1931 kam es immer wieder zu offenen und teils gewaltsam ausgetragenen, religiös motivierten Auseinandersetzungen. Anfangs richteten sich die Anfeindungen zumeist deutscher Studierender und Dozenten gegen diejenigen jüdischer Herkunft. Dabei spielte es keine Rolle, ob diese aus Deutschland oder Österreich, Tschechien und anderen Ländern kamen. Jedoch auch Katholiken aus Österreich und Tschechien waren betroffen. Ihnen wurde von protestantischer Seite eine Mitschuld an der Niederlage im Ersten Weltkrieg vorgeworfen.

Im Jahre 1923 wurden erstmals nicht vornämlich Juden angefeindet. Die nun gewaltsamen Ausschreitungen machten auch vor den von Ausländern bevorzugten Unterkünften, wie der Pension Hilpert (Bahnhofstraße), oder dem Stadtpark (Nordhäuserstraße) nicht Halt. Um sich zu schützen, organisierten die betroffenen Studierenden einen Personenschutz. Die Personenschützer kamen aus der örtlichen Arbeiterschaft und standen den deutsch-völkisch eingestellten Studierenden und Dozenten ablehnend gegenüber. Der Freistaat Thüringen, als Kontrollbehörde des in freier Trägerschaft befindlichen Technikums, suchte den Auseinandersetzungen durch eine Begrenzung der ausländischen Studierenden auf maximal 5% zu begegnen. Da dies die Existenz des Technikums finanziell bedroht hätte, war die Anordnung nur bedingt durchsetzbar.

Eine neue Dimension erreichten die Auseinandersetzungen mit dem Regierungseintritt der NSDAP in die thüringische Landesregierung und der Übernahme des Innen- und des Volksbildungsministeriums 1930. Sowohl auf der Straße als auch in den Unterkünften wurden wiederum nicht allein Juden attackiert, sondern auch Moslems. Im Februar 1931 war die Stadtverwaltung gezwungen, in den Botschaften der Türkei und Chinas in Berlin vorzusprechen. Die Botschaften beider Länder – Persien (heute Iran) hatte Gespräche abgelehnt – erklärten, an einem Studium in Deutschland interessierten jungen Menschen ihrer Länder zukünftig auch einen anderen Studienort zu empfehlen. Ein Auslöser hierfür war die Nichtweiterführung des Vertrages mit dem jüdischen Direktor Prof. Huppert, worin allein schon ein religiöser Vorbehalt gesehen wurde.

Bewerber um die Nachfolge im Direktorat verschwiegen ihre Religion bzw. machten falsche Angaben. Selbst ein katholischer Bewerber zog seine Bewerbung zurück, weil er Vorbehalte der protestantischen Mehrheit unter den Studierenden und Dozenten befürchtete.

Von dem Imageschaden vermochte sich das »Kyffhäuser-Technikum« in den kommenden Jahren nur mühsam zu befreien. Zwischenzeitlich, 1932, ging die in freier Trägerschaft geführte Lehreinrichtung in Konkurs und musste in die Verwaltung der Stadt Bad Frankenhausen übernommen werden.

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Kyffhäuser-Technikum Hauotgebäude, um 1920
Foto: Sammlung Regionalmuseum

 

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