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Schloss Rathsfeld

Jagd- und Lustschloss Rathsfeld

Im Jahre 1689 verheerte ein Brand den südlichen Teil der Stadt Frankenhausen, dem das Schloss, die Unterkirche, die Domäne und weitere Gebäude zum Opfer fielen. Während Schloss Frankenhausen zwischen 1694 und 1704 unter Einbeziehung älterer Bauteile in schlichter Bauweise wieder errichtet wurde, ließ der regierende Graf Albert Anton (1641-1710) inmitten des Kyffhäusergebirges von 1694 bis 1699 ein neues Jagd- und Lustschloss erbauen, dass nach dem Flurnamen Rathsfeld genannt wurde.

Schloss Rathsfeld
(1910)

Beide Bauvorhaben wurden dem erfahrenen Baumeister Johann Moritz Richter dem Jüngeren (1647-1705) anvertraut. Zukünftig wurde Schloss Rathsfeld und nicht das Stadtschloss zum Lieblingsaufenthalt der Angehörigen des Hauses Schwarzburg, wenn sie in ihrer Herrschaft Frankenhausen weilten. Dem Schloss in Frankenhausen blieb es vorbehalten, in seinen Mauern einen Teil der schwarzburgischen Behördenverwaltung aufzunehmen.

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Schloss Rathsfeld am 1. September 1908
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Das Schloss 1901

Kaiser Wilhelm II. gastierte 1896

Für die Schwarzburger war die Jagd nicht allein Selbstzweck. Bis zum Ausklang der Monarchie 1918 wurden hier zahlreiche Angehörige regierender Häuser und hohe Staatsbeamte anderer Länder begrüßt. Als wohl bedeutendster Gast wurde anlässlich der Einweihung des »Kaiser-Wilhelm-Denkmals« auf dem Kyffhäuserberg, 1896, Kaiser Wilhelm II. auf Schloss Rathsfeld empfangen.

Das Forstwesen nahm im Wirtschaftsleben des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt einen hohen Stellenwert ein. Daher waren die Regenten des Landes darum bemüht, soviel als möglich Wald im Kyffhäuser zu erwerben. Insbesondere die Fürsten Friedrich Günther (reg. 1814-1867) und Georg Albert (reg. 1869-1890) mehrten den Waldbesitz des Fürstenhauses. Dies spiegelt sich noch heute in dem beträchtlichen Anteil des Landes Thüringen am Waldbestand im Kyffhäuser, der nach 1920 in seinen Besitz übergegangen war.

Fürst Günther Viktor verblieben Wohn- und Jagdrecht

Der letzte Regent des Landes, Fürst Günther Viktor (reg. 1890-1918), ließ Schloss Rathsfeld zwischen 1893 und 1908 zweimal nach seinen Vorstellungen umbauen. In dieser Gestalt weitgehend unverändert, blieb das Schloss bis zum unerklärlichen Brand im Februar 2005 bestehen. Zusammen mit Schloss Frankenhausen wurde das Jagdschloss ein Bestandteil der nach dem letzten Fürsten benannten ‚Günther-Stiftung für die Unterherrschaft des Freistaates Schwarzburg-Rudolstadt‘. Dem abgedankten Fürst Günther Viktor verblieben sowohl Wohn- als auch das Jagdrecht bis zu seinem Tod 1925. Aus dem Stiftungsvermögen herausgelöst, nahm der Reichskriegerbund (»Kyffhäuser-Bund«) das Schloss in Besitz und richtete ein Erholungsheim für seine Mitglieder ein.

FDGB-Erholungsheim und Kinderferienlager

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt das Land Thüringen den Besitz zurück. Wenige Wochen vor dem Ableben von Fürstin Anna Luise (1871-1951), Witwe von Fürst Günther Viktor, am 07. November 1951 auf Schloss Sondershausen, übertrug das Land Thüringen am 01. Juni des Jahres Schloss Rathsfeld in die »Rechtsträgerschaft« des »VEB Olympia Büromaschinenwerk Erfurt« (später VEB Optima). Der Betrieb richtete daraufhin ein eigenes Erholungsheim in den Schlossräumen ein. Im darauffolgenden Monat, am 15. Juli 1951, eröffnete der Ministerpräsident des Landes Thüringen, Werner Eggerath (1900-1977), das nach dem Reformator und der führenden Persönlichkeit des Bauernkrieges in Frankenhausen benannte Pionier(ferien)lager »Thomas Müntzer«. Das Pionierferienlager nahm fast die gesamte Fläche südlich des Schlosses einschließlich der einstigen Schlossallee ein.

2012 von der Liste der Denkmale in Thüringen genommen

Nach der Umbruchszeit 1989/90 wurden beide Einrichtungen aufgegeben. Schloss Rathsfeld, nun wieder in Besitz des Landes Thüringen, wurde 1996/97 in private Hände veräußert. Seitdem verfällt die Schlossanlage zusehends. Den wiederholten Aufforderungen des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, das Schloss baulich zu sichern, kam die wohl mittellose Eigentümerin nicht nach. So musste sich das Landesamt wider Willen Ende 2012 dazu entschließen, Schloss Rathsfeld von der Liste der Denkmale in Thüringen zu nehmen.

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Überreste eines ehemaligen Kleinods
Das Schloss im Jahr 2009

Ab 1969 nahm man - statt der bisherigen Unterbringung in Zelten - den Aufbau fester Unterkünfte für die Kinder des Ferienlagers in Angriff. Ebenso gab es Pläne dieses Ferienlager als Internierungslager für politische Häftlinge der damals (1989) gerade niedergehenden DDR zu nutzen.

Für die Summe von etwa 75.000 Euro wechselte das ehemalige Jagd- und Lustschloss im Jahr 1998 in Privatbesitz. Säumige Sanierung, diverse Brände, Regenwasser und nicht zu letzt Vandalismus beschleunigten seither den Verfall.

Die Wiesenfläche des ehemaligen Pionierferienlagers wurde in den Jahren 2005–2006 einer Rekultivierung unterzogen. Das bedeutete eine Aufforstung einer Fläche von 7,5 Hektar mit verschiedenen Baumarten, darunter auch eine Streuobstwiese, gedacht als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Autobahn A71. Ferner wurden Wanderwege und ein sogenannter Geo-Pfad angelegt.

Ursprünglicher Stiftungsgedanke wurde hinfällig

Die ursprüngliche Planung des Freistaates Schwarzburg-Rudolstadt aus dem Jahre 1919, beide Schlösser, Frankenhausen und Rathsfeld, nebst wirtschaftlichen Einrichtungen der einst fürstlichen Domäne, in eine Stiftung aufzunehmen, hatte das Land Thüringen allerdings schon 1924 wieder verworfen. Damit war der Stiftungsgedanke, die durch die Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen und von Schlossräumlichkeiten erzielten Einnahmen für die bauliche Erhaltung der denkmalwürdigen Gebäude als auch der Ruinen von Burg Kyffhausen und Rothenburg sowie der Unterhaltung des Museums in Schloss Frankenhausen zu verwenden, hinfällig geworden. Künftig teilten sich Stadt, Landkreis und Land in diese Aufgaben.

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