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Galgenberg

Die letzte Hinrichtung auf dem Galgenberg bei Frankenhausen im Jahre 1824

Es war Sonntag, der 25. Juli 1824, als eine in den Augen der Zeitgenossen außergewöhnlich abscheuliche Bluttat in Frankenhausen verübt wurde.

Am Markt der im Werden begriffenen Kurstadt wohnte das hochbetagte, an die 80 Jahre alte Ehepaar Beck, auch Becke geschrieben. Johann Christoph Beck war bereits seit mehr als zwanzig Jahren erblindet, seine Ehefrau Veronika Christiane, verwitwete Vonnoh, durchaus noch rüstig. Sie galten zwar nicht als reich, jedoch als eine eher wohlhabende Familie. Ihre vermeintlichen Reichtümer und das Alter der beiden ließen den Frankenhäuser Maurer Johann Anton Karnstedt zu dem Schluss gelangen, dass hier auf leichte Art an Geld zu gelangen sei.

Besuch behinderte eine schnelle Ausführung der Tat

Am Sonntagmorgen, die Magd war zum Gottesdienst in die Kirche geeilt, betrat er das Haus und sprach Frau Beck um ein vermeintliches Darlehn an. Sie lehnte das Ansinnen zum jetzigen Zeitpunkt ab. Daraufhin tat er so, als ob er das Haus verlassen wollte, versteckte sich allerdings in diesem. Hier wartete er auf einen günstigen Augenblick, den wahrscheinlich schon im Vorfeld angedachten Raub auszuführen. Zwei Mal hinderte ihn der Besuch weiterer Personen im Hause an der Ausübung der Tat und zwangen ihn zum Verbleib in seinem Versteck.

Spitzhammer als Tatwaffe

Doch dann waren nur noch er und das alte Ehepaar im Haus. Er betrat abermals die Küche, verschloss jedoch bereits die Tür hinter sich und sprach Frau Beck wiederum um Geld an. Doch die Frau verneinte erneut. Er griff nach dem mitgeführten Spitzhammer unter seiner Jacke und schlug bis zu 17mal auf die alte Frau ein. Beim zu Boden stürzen fiel ihr ein Schlüsselbund aus den Kleidern, die Maurer Karnstedt ergriff und letztlich in einer Kommode in der Stube zwei »Pakete« Geld entdeckte. Hier saß der alte, erblindete Mann auf dem Sofa und fragte ihn, wer er sei. Maurer Karnstedt nannte seinen Namen, wobei Herr Beck Verdacht schöpfte und versuchte, ihn zu überwältigen. Doch dieser schlug ihn mit dem Spitzhammer nieder. Nun ergriff er eiligst die Flucht.

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Die Hinrichtungsstätte wurde in den vergangenen Jahren in ihrem ursprünglichen Zustand wieder hergerichtet und beschildert, jedoch jüngst teilweise erheblich beschädigt.
Aufnahme im Frühjahr 2014.

Sein eiliges Laufen vom Markt durch die Kräme ließ Vorrübergehende Verdacht schöpfen. Kurz nach dem Gottesdienst wurde die Tat entdeckt. Während Frau Beck sofort tot war, rang ihr Mann noch bis zum Nachmittag mit dem Tod, bevor er einschlief. Diejenigen, die ins Haus geeilt waren, beschrieben sein Auffinden in einer Lache aus Blut und 5 tiefen Wunden am Hinterkopf, der in 11 Teile zerfiel.

Leugnung, Folter, Geständnis

J. A. Karnstedt wurde in seinem Hause festgenommen, das gestohlene Geld sichergestellt. Er wurde ins Frankenhäuser Gefängnis, die Fronveste, in Gewahrsam genommen und verhört. Zunächst leugnete er die Tat. Davon überzeugt, dass nur er der Täter sein könne, wurden ihm Daumenschrauben angelegt. Nun gestand er Raub und Mord.

In zwei Briefen, die er im Gefängnis verfasste, bot er im Fall seiner Freilassung an, für das wirtschaftliche Wohl der Stadt ein Steinkohlenrevier, einen Wasserlauf und ein Gold- und Silberlager zu entdecken. Doch alle Versprechungen halfen nichts. Die Justiz ließ sich nicht bestechen.

Schauprozess auf Frankenhäuser Markt

Der eigentliche Prozess fand in aller Öffentlichkeit am 16. Dezember 1824 auf dem Marktplatz statt. Für Verhandlung als auch Urteilsverkündung war ein Podium errichtet worden. Unter militärischer Bedeckung wurde Karnstedt auf einem Leiterwagen von der Fronveste zum Markt überführt.

Die Schwere der Tat als auch die Vorsätzlichkeit, mit der sie begangen wurde, ließen die Justizbeamten ein Todesurteil fällen. Es lautete auf Hinrichtung durch das Schwert. Der Präsident des so genannten »Gerichtshofes« nahm den Stab und brach ihn über dem überführten Mörder. Im Anschluss wurde er dem Scharfrichter Fuchs aus Frankenhausen übergeben. Auf dem Leiterwagen ging es nun zur Richtstätte auf dem Galgenberg. Dieser befindet sich noch heute am Wanderweg vom Stadtpark vorbei an Haus Hoheneck in Richtung Waldschlösschen und »Weiße Küche« und der letztlich zunächst links der Kyffhäuserstraße zum Rathsfeld führt.

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Blick auf den nördlichen und östlichen Teil des Frankenhäuser Marktplatzes. Hier hatte die Familie Beck/Becke ihr Haus.
Ansicht um 1900.

Richtstätte neu hergerichtet

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Fürst Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt,
Bildnis um 1829. Der Fürst, der von 1814 bis 1867 regierte, galt bereits seinen Zeitgenossen als gutherziger Mensch. Das 1824 vollstreckte Todesurteil ist das einzige im Herrschaftsteil Frankenhausen vollstreckte.

Im Vorfeld der Hinrichtung war die Richtstätte neu hergerichtet worden. Zur Hinrichtung hatten sich zahlreiche Schaulustige aus Frankenhausen und den umliegenden Dörfern eingefunden. J. A. Karnstedt wurde in den eigens angefertigten Richtstuhl gesetzt und mit dem Schwert geköpft. Der Hieb des Scharfrichters, der in Frankenhausen in der Schäferei der fürstlichen Domäne beschäftigt gewesen sein soll, ließ nicht zu wünschen übrig. Der Kopf rollte zu Boden.

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