
Anlässlich der 200 Jahrfeier der Wiedererrichtung der Unterkirche, im Oktober 1903, fasste der Frankenhäuser Cäcilienverein und sein Dirigent, Musikdirektor und Kantor Ottomar Töpfer, den Entschluss, im Jahre 1904 ein Musikfest zu veranstalten.
Das Musikfest sollte an die erste große Konzertaufführung Kantor J. G. F. Bischoff im Jahre 1804 in der Unterkirche erinnern. Das daraufhin zur Vorbereitung gebildete Festkomitee umfasste rund 40 Personen.
Als Termin der Veranstaltung wurde das Wochenende am 28. und 29. Mai festgelegt. Insgesamt wirkten 365 Personen an der Durchführung des Jubiläumsmusikfestes mit. Unter ihnen die Cäcilienvereine von Frankenhausen und Sondershausen, beides gemischte Chöre und die »Stadt- und Kurkapelle« unter der Leitung von Musikdirektor Töpfer.


Ankündigung
So ist schon hinlänglich bekannt, daß ich und der Stadt-Musikus Löscher das Unternehmen wagen wollen: die Schöpfung, von Joseph Haydn, auch hier in Frankenhausen aufzuführen. Obgleich die Zahl der Subscribenten bis jetzt noch sehr gering ist, und kaum den 4ten Theil der Unkosten, welche sich beynahe auf 300 Rthlr. belaufen, beträgt: So können wir doch, da schon mehrerer Kostenaufwand gemacht werden mußte, diese schöne Hoffnung ohne beträchtlichen Schaden nicht schwinden sehen. Ich fordere also nochmals die Einwohner hiesiger Stadt und Gegend auf, dieses für Frankenhausen, durch die Zusammenkünfte der vielen Freunden, gewiß sehr vortheilhaften Unternehmen als theilnemende Zuhörer zu unterstützen.Bischoff
Einen besonderen Höhepunkt bildete die Teilnahme der Fürstlich Schwarzburg- Sondershäusischen Hofkapelle, deren Leitung der Fürstlich Schwarzburg-Rudolstädtische Hofkapellmeister Rudolf Herfurth (1844 - 1917) innehatte.
Ihre Teilnahme ermöglichte die ausdrückliche Erlaubnis des Fürsten Karl Günther von Schwarzburg-Sondershausen (1830 - 1909), obwohl fast zeitgleich die Festveranstaltungen zur 1200 Jahrfeier der schwarzburgischen Stadt Arnstadt stattfanden. Seine Einwilligung und die Verständigung zwischen den beiden Fürstenhäusern, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen, verhinderten einen Eklat.

(1844 - 1917)

Carl Schroeder

Wegen einer zu hohen Gagenforderung hatten die Frankenhäuser kurzerhand die Fürstlich Schwarzburg-Rudolstädtische Hofkappelle ausgeladen. Da Hofkapellmeister Herfurth auf die musikalische Leitung bestand, trat Sondershausens Hofkapellmeister, Gründer und Leiter des Sondershäuser Konservatoriums der Musik, Carl Schroeder (1848 - 1935), diskret zurück. Jedoch nur unter der Bedingung, dass sein Erster Konzertmeister, Carl Corbach, einen Soloauftritt erhält.
Hofkonzertmeister Carl Corbach (1867 - 1947), später Leiter der Hofkapelle und des Musikkonservatoriums in Sondershausen, erhielt seinen Soloauftritt. Mit vielfach gewürdigtem musikalischem Können trug er Stücke von Brahms vor. Die Konzerte fanden in Anwesenheit von Fürstin Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt (1871 - 1951) statt, der zuvor die Schirmherrschaft angetragen worden war. Ihr Gemahl, der regierende Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, Günther Viktor (1852 - 1925), hatte sich dazu nicht entschließen können. Er ging indessen lieber im Kyffhäusergebirge auf die Jagd. Das Hauptkonzert verfolgten fast 1.000 Zuhörer.

(Glockenweihe 1926)
Zu Ehren von Kantor Bischoff wurde am 28. Mai 1904 die heute noch am Turm der Unterkirche befindliche Gedenktafel angebracht. Sie trägt die Aufschrift:
»In dieser Kirche veranstaltete
Kantor Johann Georg Friedrich
Bischoff
die ersten deutschen Musikfeste
1804 – 1810 – 1811 – 1815«
Die Gedenktafel trug der Auffassung Rechnung, das »Erste Deutsche Musikfest« im Jahre 1804 anzusetzen. Diese Überzeugung kam im Verlauf des 20. Jh. nur selten ins Schwanken. Im Jahre 1930 brachte die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Haydn’s »Die Schöpfung« zur Aufführung. Die Kirchgemeinde vermied jedoch weitgehend, einen Bezug zum Musikfest des Jahres 1810 herzustellen. Es blieb daher dabei: alle folgenden, großen Jubiläumsfeierlichkeiten knüpften nun an das Jahr 1904 an.