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Spaziergang 4

Kalkthal - Stilles Glück - Fürstenplatz - Weiße Küche – Kattenburger Weg - Wolfsthal - Kattenburg - Eschenecke-Krumme Spitze - Anger

Heute wollen wir zur Abwechselung einen etwas weiteren Spaziergang unternehmen. der zwar nicht viel mehr Zeit beansprucht als die beiden ersten, uns aber ein gutes Stück westlich von Frankenhausen fortbringen wird. Auf dem Heimwege werden wir uns zwar keines Waldschattens mehr erfreuen, aber zu der Zeit wird die Sonne auch nicht mehr brennen, da sie dann schon zu tief steht, um uns lästig werden zu können.

Zum vierten Male schlagen wir den Weg ins Kalkthal ein, verlassen jedoch diesmal nicht die Chaussee beim Kilometerstein 1, sondern gehen auf ihr weiter. In der Nähe des Kilometersteins 1,3 bemerken wir links einen Weg, der vom Berge herunterkommt. Es ist dies derjenige, der den Wilhelmsteig bei dem mit der Bezeichnung, »Amindensruh« versehenen Wegweisersteine Spazg. 1 kreuzt. Ein Stückchen weiter, dicht hinter dem letzten Felsenbierkeller, steht links im Schatten der Bäume eine Bank am Fuße desjenigen Bergvorsprunges, auf dem, hoch über ihr, Amindensruh den Spaziergänger zur Umschau einladet. Gleich darauf biegt sich die Chaussee nach rechts und nimmt nordöstliche Richtung an. An der Ecke sind links ein paar Bänke angebracht, auch mündet an dieser Stelle der Weg ein, der von Amindesruh herabkommt. Spazg. 3

Beim Weiterschreiten bemerken wir am linken Berghang über einander die laufenden Wege, von denen der obere bei Gelegenheit des letzten Spazierganges von uns benutzt ist; dagegen ist auf der rechten Seite der Rudolfsteig unsern Blicken zumeist durch Buschholz entzogen. In der Nähe des Kilometersteins 1,5 geht rechts der Weg ab, der zum untern Rudolfsteig führt Spazg. 2 und nur wenige Schritte weiter, da wo die Chaussee sich nach links biegt, befindet sich rechts, ein Stück von der Straße entfernt und dicht am Fuße des Berges der mit einer denkmalähnlichen Hinterwand geschmückte Ruheplatz »Marthas Andenken«.

Zur Rechten wird hier und noch eine kleine Strecke weiter die Chaussee von einer künstlich verschnittenen Hecke begrenzt, die aus einem Strauche besteht, der hier vielfach fälschlicherweise Ölweide genannt wird, während es in Wirklichkeit der von der Ostseeküste und in einem großen Teile Süddeutschlands wildwachsende Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ist.

Auch zur Linken wird die Chaussee von einer dichten, breiten und wohlgezogenen Hecke besäumt, die, wie man an ihrem dunkelgrünen, derben und glänzenden Laube leicht erkennen kann, aus Buchen hergestellt ist, die durch frühes und immer wiederholtes Verschneiden strauchartig gewachsen sind. Diese Buchenhecke beginnt schon bei der vorigen Biegung und erstreckt sich mit einigen Unterbrechungen bis hinter den Kilometerstein 8, wo die Straße beinahe die Höhe des Gebirges erreicht hat. Auf der rechten Seite ist eine ebensolche Hecke nur an kleineren Strecken angepflanzt nämlich immer da, wo neben der Chaussee ein tiefer Graben oder etwas Ähnliches sich befindet, sonst fehlt sie meistens. Von der Stelle ab, wo die Chaussee ihren höchsten Punkt erreicht hat und nun am jenseitigen Hange des Kyffhäusergebirges in einer großen Anzahl von Windungen zu Thale führt, schützt dagegen auf der rechten Seite bis zum Fuße des Berges eine ebenso.

Zur Rechten wird hier und noch eine kleine Strecke weiter die Chaussee von einer künstlich verschnittenen Hecke begrenzt, die aus einem Strauche besteht, der hier vielfach fälschlicherweise Ölweide genannt wird, während es in Wirklichkeit der von der Ostseeküste und in einem großen Teile Süddeutschlands wildwachsende Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ist. Auch zur Linken wird die Chaussee von einer dichten, breiten und wohlgezogenen Hecke besäumt, die, wie man an ihrem dunkelgrünen, derben und glänzenden Laube leicht erkennen kann, aus Buchen hergestellt ist, die durch frühes und immer wiederholtes Verschneiden strauchartig gewachsen sind. Diese Buchenhecke beginnt schon bei der vorigen Biegung und erstreckt sich mit einigen Unterbrechungen bis hinter den Kilometerstein 8, wo die Straße beinahe die Höhe des Gebirges erreicht hat. Auf der rechten Seite ist eine ebensolche Hecke nur an kleineren Strecken angepflanzt nämlich immer da, wo neben der Chaussee ein tiefer Graben oder etwas Ähnliches sich befindet, sonst fehlt sie meistens. Von der Stelle ab, wo die Chaussee ihren höchsten Punkt erreicht hat und nun am jenseitigen Hange des Kyffhäusergebirges in einer großen Anzahl von Windungen zu Thale führt, schützt dagegen auf der rechten Seite bis zum Fuße des Berges eine ebenso schöne Buchenhecke Wagen und Fußgänger vor dem Absturz.

Wir wenden uns nun links um die Ecke herum und bemerken am linken Rande der Straße, theilweise vom Laube der Hecke versteckt, die 13 Steine, die sogenannten 12 Apostel von denen ich Dir schon beim letzten Spaziergange erzählt habe. Zähle selbst nach und überzeuge Dich von der Wahrheit meiner Angabe, dass es 13 und nicht 12 Steine sind. Beim Zählen findest Du auch die Mündung des Weges, der bis hierher am Berghang mit der Chaussee parallel läuft. Spazg. 3

Wenige Schritte weiter ist rechts eine Lücke in der Hecke, hier mündet der Weg aus, der in der Schlucht abwärts führt, die den Rudolfsteig nicht weit von Hornungs Kapelle kreuzt. Spazg. 2

Beim Weiterschreiten wird nach kurzer Zeit links der Waldfriede sichtbar, bald darauf folgt die Biegung der Chaussee nach rechts, und wir stehen vor dem Eingang zum Buchenwäldchen. Wir gehen wieder durch die Pforte des Wildgatters, wenden uns diesmal aber nach links und folgen dem Wege, der allmählich, bald mit schwächerer, bald mit stärkerer Steigung am Hange des Berges nach aufwärts führt.

An einer Stelle, wo der Weg ungefähr im rechten Winkel sich nach rechts biegt, steht links, gerade in der Ecke, eine Bank, rechts erblickt man aber einen Baum, den man sonst nicht im Walde zu finden gewohnt ist, nämlich eine prächtige, große Linde. Übrigens giebt es deren noch mehrere in den Forsten des Kyffhäusergebirges, das ja in botanischer Beziehung so überaus reich an Seltenheiten ist.

Nach wenigen Minuten weiteren Steigens treffen wir auf den Fußweg, der von der Chaussee her kommt, und stehen vor den Stufen, die zum »Stillen Glücke« hinauf führen. Spazg. 3 Wir steigen zu diesem empor, halten uns aber nicht auf, sondern gehen gleich den uns schon bekannten Weg weiter, der auf den Waldschlösschenfahrweg Spazg. 3 stößt. Wir kreuzen diesen und verfolgen nun den Weg, der durch die Kiefern hindurch den Berg allmählich weiter ansteigt, denselben Weg, den wir bei unserem letzteren Spaziergange aus Zeitmangel uns für ein anderes Mal aufsparen mussten. Spazg. 3

Bald kommen wir auf kahles, nur mit Gras bewachsenes Terrain, der Weg wendet sich im spitzen Winkel nach links und führt in einem großen Bogen zunächst bis zu einer viereckigen, aus Brettern errichteten und nach Süden zu offenen Hütte, an deren Wänden entlang eine Holzbank läuft. Dieser Ruheplatz, von dem aus man einen Ausblick auf das Thal und eine prächtige Fernsicht nach Osten, Süden und Westen hat, heißt der »Fürstenplatz«. Da die Aussicht derjenigen bei der »Hohen Linde« ähnlich ist, auch keine Einzelheiten sichtbar sind, die Dir nicht schon von einem der von uns besuchten Aussichtspunkte her bekannt wären, so ist eine genauere Beschreibung bei dieser Gelegenheit überflüssig, und können wir nach einer kleinen Erholungspause unsere Wanderung fortsetzen.

Gleich hinter der Hütte beginnt wieder dichter und schattiger Buchenhochwald, durch welchen hindurch der Weg sich in mehreren Biegungen hin und her schlängelt, bis wir auf eine kleine mit Schlehen- und Rosengestrüpp bewachsene Lichtung hinaustreten, gleich darauf die »Weiße Küche« kreuzen und uns an einer Stelle befinden, die uns schon bekannt ist. Spazg. 2

Wir gehen jenseits der »Weißen Küche« wieder in den Wald hinein und verfolgen von jetzt ab den Chattenburger Weg. Nach wenigen Schritten geht links ein Weg ab, der bergab und in das Hornissenthal führt, wir bleiben aber auf der Höhe und legen eine längere grade Strecke in ziemlich westlicher Richtung zurück, wobei wir an einer Bank vorbeikommen, die
unter einer schönen alten Eiche steht und von dieser vollständig beschattet wird. Zur Linken haben wir auf dieser ganzen Strecke und auch noch weiterhin das immer tiefer werdende Hornissenthal, zur Rechten erhebt sich ein allmählich ansteigender Hang der abwechselnd bewaldet oder mit niedrigen Schlehen- und Rosenbüschen bedeckt ist, zwischen denen auf grasigem Boden allerlei Blumen wachsen und durch ihre bunten Farben das Auge erfreut.

Ein gutes Stück hinter der Bank, an einer Stelle, wo der Hang zur Rechten ziemlich steil ist, wendet sich der Weg in einem nahezu rechten Winkel nach links und nimmt südliche Richtung an, die er, von einigen kleinen Abweichungen nach rechts abgesehen, im Ganzen auf eine längere Strecke hin behält. Die Bewaldung ist in dieser Gegend des Weges zu beiden Seiten, besonders aber links, sehr licht, so dass man auf dieser Seite tief ins Thal hinabsehen kann, mit dem der Weg annähernd parallel verläuft. Nach längerer Zeit macht der Weg eine scharfe Biegung nach links, und wir kommen wieder in schattigen Buchenhochwald, jedoch nur vorübergehend, denn nach kurzer Zeit führt der Weg, der hier einen großen Bogen um den Berg herum beschreibt, wieder ins Freie, und zwar gleich hinter einer auffällig großen und prächtigen alten Eiche.

Von dieser Stelle aus hat man einen herrlichen Blick in das tiefe, bewaldete Hornissenthal, dessen Verlauf man nach links aufwärts und nach rechts abwärts weithin verfolgen kann. Jenseits desselben gewahrt man ziemlich weit nach links, hoch oben auf der Höhe, das Waldschlösschen, dessen blau-weiße Fahne lustig in der Luft flattert und grüßend herüberwinkt.

Nachdem der große Bogen zurückgelegt ist, wenden wir uns links, denn der Weg bekommt südwestliche Richtung, die sich wieder auf eine lange Strecke hin, von ganz schwachen Hin- und Herbiegungen des Weges abgesehen, nicht ändert. Zur Linken fällt der Berghang, der nur mit dünnstehendem Gebüsch und Gras bewachsen ist, je weiter wir gehen, immer steiler ab, und zwar ins Hornissenthal, das immer noch am Fuße des Berges, fast parallel mit dem von uns begangenen Wege, weiter verläuft. Rechts ist der Hang vollkommen unbewaldet und nur mit Gras bedeckt, zwischen welchem eine interessante Flora gedeiht.

Besonders bemerkenswert ist das reiche Vorkommen von »Farx« an dieser Stelle, wie der Frankenhäuser das Federgras (Stipa pennata L.) nennt. Dieses Gras, von dem Du jetzt nur noch einzelne vertrocknete Halme findest, falls Du danach suchst, wird im Frühjahr in großen Mengen, meist leider allzu früh, gesammelt, in Gefäßen, deren Boden mit feuchtem Sande bedeckt ist, zur weiteren Entwickelung gebracht, sodann getrocknet und später an die Badegäste oder an die Gärtner verkauft, welch letztere es bei der Herstellung der Makartsträuße mit verwenden oder auch nach auswärts an größere Gärtnereien zu gleichem Zwecke weiter verkaufen.

Woher der eigenthümliche, hier gebräuchliche Name »Farx« kommt, dessen richtige Schreibweise mir nicht einmal jemand mit Bestimmtheit bisher angeben konnte, habe ich trotz aller Erkundigungen und trotz wiederholten Nachschlagens in botanischen und andern Büchern bis jetzt nicht feststellen können.

Wenn Du jetzt zwischen dem Grase näher nachsiehst, so findest Du in reicher Menge den nächsten Verwandten des Federgrases, das Haargras (Stipa capillata L.), sowie das niedliche und auch zu einem Strauße sehr verwendbare Zittergras.

Du fragst mich, was das für eine eigentümliche Pflanze links am Hange ist. Sie käme Dir sehr bekannt vor, aber Du wolltest Dich nicht blamieren, denn diejenige Pflanze, der sie so ähnlich sei, könnte es doch nicht sein, die stände ja nur im Garten und verlange ganz besonders guten Boden und gute Pflege. Wie sollte die hier auf diesen ziemlich kahlen und unfruchtbaren Berg kommen und noch dazu in einer größeren Anzahl von Exemplaren hier und da zerstreut? Ja, lieber Freund, und dennoch hat Dich Dein Auge nicht betrogen, denn die Pflanze ist wirklich weiter nichts als Spargel, der hier wild wächst, derselbe Spargel, der im Garten angebaut wird und dessen zarte Sprossen Du Dir im Verein mit Schinken oder Bratrippchen (fein deutsch: Cotelette) schon manches Mal hast gut schmecken lassen.

Nachdem wir mehrere Minuten in südwestlicher Richtung weiter geschritten sind, biegt sich der Weg ganz allmählich immer weiter nach rechts um, entsprechend der Form des Berges. An dieser Stelle, wo der letztere am weitesten nach Südwest vorspringt, ist der Abfall nach links ganz besonders steil, und es ist allen denen, die leicht schwindelig werden, anzurathen, nicht zu lange direkt in die Tiefe zu sehen, wenn auch nicht gerade große Gefahr damit verbunden ist. Bevor wir nach Nordwest weitergehen, bleiben wir einen Augenblick stehen. um die Aussicht zu genießen.

 

Wir haben von unserem Standpunkte aus einen schönen Ausblick auf das Thal westlich von Frankenhausen bis zu seinem Ende. Links unter uns sehen wir das untere Ende des Hornissenthales und einen weit nach Südwesten vorragenden bewaldeten Bergrücken, der ein Lieblingssitz der Kuckucke zu sein scheint, denn man hört im Frühling und Frühsommer dort stets ihren Ruf. Dicht unter uns, am Fuße des Berges, führt ein Fahrweg entlang, den wir auf der Rückkehr benutzen werden. Geradeaus vor uns in der tiefsten Thalsohle liegt an einem Bache ein größeres Gehöft, die »Teichmühle«, die jetzt als Vorwerk zur fürstlichen Domaine in Frankenhausen gehört und im Sommer einer größeren Schaar von polnischen Arbeitern beiderlei Geschlechts zum Aufenthalt dient. Etwas weiter rechts fällt uns oben auf dem Berge das zu dem Rittergute Rottleben gehörige Vorwerk ins Auge, das wir schon auf der »Hohen Linde« gesehen haben, und noch weiter rechts liegt unten im Thale das Dorf Rottleben, aus dessen Häusern das zum Gute gehörige Schloss durch seine Höhe und gelbe Farbe weithin hervorleuchtet. Ziemlich genau westlich, am Ende des Thals, wird auch noch das Dorf Bendeleben sichtbar, das schon zum Schwarzburg-Sondershäuser Gebiete gehört, und aus größerer Ferne grüßt von einem der den Horizont begrenzenden Berge der uns schon bekannte Turm des »Possen« herüber.

 

Wir setzen nach dieser kleinen Unterbrechung den Weg in nordwestlicher Richtung fort, um jedoch bald darauf wieder nach rechts umzubiegen, weil jetzt der Weg nordöstlich am östlichen Hange eines kleinen Thales entlang verläuft, das an dieser Stelle in den Berg einschneidet. Da wo der Weg in das Thal einbiegt, beginnt wieder der Wald und wird allmählich dichter.

Nach kurzer Zeit kreuzen wir die Schlucht, drehen uns nach links und gehen am jenseitigen Hang im Ganzen genommen in westlicher Richtung weiter. In der Schlucht, welche überaus reich an Maiblumen ist, führt ein Fußweg abwärts, welcher am Fuße der dicht am Waldrande gelegenen Chattenburg mündet.

Wir lassen diesen Weg links liegen und bleiben oben am Hange, behalten jedoch nicht lange die westliche Richtung bei, sondern gehen nach rechts um eine Bergecke herum und wenden uns nach Nordwesten, welche Richtung der Fußweg mit ganz geringen Abweichungen bis zu seinem Ende beibehält. Noch haben wir die Bergecke in nicht sehr großer Entfernung hinter uns, da zweigt sich links ein Weg ab, der ebenfalls am Fuße der Chattenburg mündet, und zwar an derselben Stelle, wo die von uns durchschrittene Schlucht endigt.

Wir schreiten in nordwestlicher Richtung auf unserem Wege weiter, der ganz allmählich fällt und bald darauf an einem vom Wald entblößten aber mit Gras bedeckten und an allerlei Blumen sehr reichen Hange entlang führt. Über uns rechts würdest Du, falls Du zu suchen Lust hättest, eine Anzahl seltener und interessanter Pflanzen finden, links vom Wege befindet sich Schlehen- und Rosengestrüpp, tiefer Syringenbüsche und am Fuße des Berges breitet sich eine fruchtbare Ackerfläche aus.

Immer tiefer senkt sich der Weg, noch einmal durchschreiten wir mit wenigen Schritten den Wald, dann stehen wir auf einem Fahrwege, jenseits dessen eine schmale Waldlichtung sich ausbreitet, an deren oberen Ende rechts ein verlassener Steinbruch sichtbar wird.

Bei genauerem Zusehen bemerken wir nicht weit von uns auf der Lichtung Bänke und einen Tisch, der mit großen Kerben am Rande versehen ist. Der Kundige erkennt, dass diese Einrichtung ein Schießstand ist, und ein Blick genügt ihm, um im Steinbruch den Scheibenstand aufzufinden. Wir befinden uns am unteren Ende des Wolfsthales, das von hier aus in nordöstlicher Richtung ins Gebirge einschneidet und nordöstlich vom oberen Ende der »Weißen Küche« endigt.

Wir begeben uns nun auf den Heimweg und verfolgen, uns von der Mündungsstelle des Fußwegs aus nach links wendend, ungefähr südlich gehend eine Strecke lang den Fahrweg bis zu der Stelle, wo auf der linken Seite desselben der Ackerplan endigt und auf Wiesenboden eine kleine Obstpflanzung beginnt. Hier gehen wir unter einem rechten Winkel links von dem Fahrweg ab und schreiten auf einem schmalen Fußwege direkt auf einen nach allen Seiten steil abfallenden Hügel zu, an dessen Südfuße der Weg in östlicher Richtung weiterführt, bis wir am Ostende des Hügels angelangt sind.

Dieser Hügel mit den steilen Hängen, auf dessen Gipfel sich ein vollkommen horizontales Plateau befindet, das beackert wird, ist die Chattenburg. Die jetzt gebräuchlichere Schreibweise »Kattenburg« hat zur Folge gehabt, dass im Munde des Volkes, welches die Bedeutung des Namens nicht kennt, daraus der Name »Katzenburg« entstanden ist, den man besonders von solchen Leuten zu hören bekommt, welche den Frankenhäuser Dialekt vermeiden und recht hochdeutsch reden wollen, wobei sie dann vom Regen in die Traufe kommen.

 

Die Volkssage behauptet, dass auf diesem Hügel eine Burg gestanden habe, von welcher aus die sie bewohnenden Raubritter die Kaufleute überfallen hätten, welche auf der in der Nähe, in einer tiefen Schlucht befindlichen »alten Nordhäuser Straße« gezogen kamen. Für die Wahrheit dieser Sage liegen jedoch gar keine Beweise vor, und es ist viel wahrscheinlicher, dass eine eigentliche Burg auf diesen Hügel nie vorhanden gewesen ist, sondern dass wir es hier mit einer Stelle zu thun haben, die in vorchristlicher Zeit und vielleicht auch noch etwas später als Zufluchtsort für die Greise, Kinder und Weiber der Bewohner aus der nächsten Umgebung diente, wenn die Feinde ins Land einbrachen.

Von der »Ochsenburg«, die nördlich von der Barbarossahöhle und nicht weit von dem Dorfe Steinthaleben liegt, ist es durch Fachleute, soweit dies überhaupt möglich ist, erwiesen, dass sie einem derartigen Zwecke gedient hat. Auf dem nach drei Seiten steil abfallenden Berge, der bedeutend höher ist und auch eine weit beträchtlichere Ausdehnung hat, als die Kattenburg, werden gewisse regelmäßige Erhöhungen als Überbleibsel von Ringwällen gedeutet, auch sind dort Thonscherben eigentümlicher Art, sowie Feuersteinmesser und ähnliche Sachen gefunden. Den Namen »Ochsenburg« erklärt Klopfleisch als eine Verstümmelung oder volksmundartige Veränderung von »Asaburg«, was bei der
hier im Volke gebräuchlichen dumpfen, fast o-ähnlichen Aussprache des a durchaus nicht unwahrscheinlich klingt.

Die Ochsenburg wäre demnach eine sog. Wallburg der alten Deutschen gewesen und die Kattenburg, deren Namen auf den germanischen Volksstamm der Chatten oder Katten zurückzuführen ist, nicht minder, nur mit dem Unterschiede, dass die letztere räumlich viel kleiner, und auch viel niedriger ist.

Von der Südecke der Kattenburg aus gehen wir ein paar Schritte weiter durch Gebüsch, dann treffen wir auf das Ende eines Fahrwegs, der von hier aus an dem etwas gebogenen Waldrande entlang in südöstlicher Richtung weiter führt.

An dieser Stelle münden gemeinsam die beiden Fußwege aus, die von dem Kattenburger Wege abzweigen und von uns vorher auch beobachtet worden sind. Spazg. 4

Wir verfolgen den Fahrweg, den wir schon hoch oben am Berge gesehen haben, als wir die Aussicht auf den westlichen Teil des Frankenhauser Thales genossen Spazg. 4 und gelangen zu einer Einbuchtung des Waldes, vor welcher sich eine kleine in regelmäßigen Zwischenräumen mit Eschen bepflanzte Lichtung befindet.

Dieser Platz hat davon den Namen »die Eschenecke« erhalten und ist das untere Ende des Hornissenthales. Von hier aus geht ein Weg im Thale aufwärts, der sich später gabelt. Der linke Ast folgt der Fortsetzung des Thales, steigt allmählich an, verläuft erst nördlich, dann ostnordöstlich und mündet auf den Kattenburger Weg in der Nähe der »Weißen Küche«. Spazg. 4

Die rechte Abzweigung hat starke Steigung, führt in einigen flachen Bogen ziemlich ostwärts und endigt unterhalb der »Weißen Küche« bei der Wildgatterpforte hinter dem Waldschlösschen. Wir sind schon an der Mündung des Weges vorbeigekommen, dieselbe liegt jedoch etwas versteckt und wird deshalb von der Mehrzahl der Vorübergehenden nicht bemerkt.

Wir gehen nun von der Eschenecke aus auf dem Fahrwege, immer noch am Waldrande entlang, weiter, zuletzt in südwestlicher Richtung, bis an das Ende des nach dieser Himmelsgegend weit vorspringenden Berges. Hier überschreiten wir eine tiefe Schlucht, welche in der Nähe der Kattenburg beginnt und auf die Sondershäuser Chaussee mündet. Diese Schlucht ist die »alte Nordhäuser Fahrstraße«, welche von dieser Stelle ab bis zur Chaussee ziemlich südöstlich verläuft.

Jenseits derselben kommen wir auf einen Fahrweg, welcher dicht an dem Hohlweg entlang führt, sich dann rechts wendet und, in südlicher Richtung verlaufend, bald darauf einen Fahrweg kreuzt, der wieder südöstliche Richtung hat und diese beibehält, bis er auf die Chaussee stößt.

Ob wir nun dem Fahrwege folgen oder in die Schlucht hinabsteigen und den Hohlweg benutzen, ist ziemlich gleichgültig, denn beide treffen nahe zusammen auf die Chaussee in der Nähe des sogenannten »Kosakensteines«. Dieser ist eine kleine Steinsäule mit einer darauf ruhenden Kugel, die oben auf dem Berge zur Linken zum Andenken daran errichtet sein soll, dass zur Zeit der Freiheitskriege ein Kosak an dieser Stelle den steilen Berghang im vollen Galopp hinuntergeritten ist, ohne Schaden zu nehmen.

Von hier aus haben wir wieder die Wahl zwischen zwei Wegen, um zur Stadt zurückzukommen. Verfolgen wir die Chaussee, so kommen wir an Mehlers Brauerei und an der neuen, noch namenlosen Straße vorbei, die beide rechts liegen, bis zum Chausseehause, wo wir etwas oberhalb der Gottesackerkirche auf die Kelbraer Chaussee treffen und gleich darauf in der Stadt sind.

 

Wir können aber auch dem Kosakensteine schräg gegenüber die Wipper, die hier nahe an die Chaussee herankommt, auf einer kleinen Brücke überschreiten und dem Fußwege folgen, der immer dicht an dem Flüsschen entlang führt. Dieser Weg wird viel von den Frankenhäusern zum Spazierengehen benutzt, besonders in der kälteren Jahreszeit, wenn man nicht den Schatten, sondern die Wärme der Sonne aufsucht.

Die Stelle, wo die Brücke über den Wasserlauf führt, heißt die »Krumme Spitze«. Auf diesem Wege kommen wir an »Müllers Villa«, an der Kinderheilanstalt, dem unteren Ende der neuen Straße und dem Krankenhause vorbei und gelangen bei der Gottesackerkirche an das obere Ende der Zinkestraße, die zum Anger führt.

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