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Teichmühle

Zwischen Frankenhausen und Rottleben gelegen, hat die Teichmühle zweierlei mit der vorgestellten Bachmühle gemeinsam: ihr Wasserrad wurde vom Thaleber Bach angetrieben und sie gehörte ursprünglich dem Zisterzienser-Nonnenkloster von Frankenhausen.

Frankenhäuser Mühlen

In der Umgebung der Teichmühle soll sich ja einstmals eine ganze Siedlung namens »Helmersdorf« befunden haben, so dass die Mühle vermutlich deren Bewohner versorgte und somit eine weitaus längere Geschichte besitzt, als die schriftlich überlieferten Dokumente ausweisen. Letztere beginnen 1505, als die Mühle an einen Stephan Schieken als Erblehn gegeben wurde. 

Fachbaum wurde eigenmächtig gesenkt

Nach Einführung der Reformation und Auflösung der Klöster kam die Mühle zum Amt Frankenhausen, welches die Mühle verpachtete. Im Pachtvertrag war vermerkt, dass der Müller und das Amt gleichermaßen den Unterhalt der (2) Wasserräder zu tragen haben; dass die Mühlwellen, Mühlsteine und alle weiteren Werkzeuge auf Amtskosten auf die Mühle gebracht werden, wo der Müller sie auf eigene Kosten herrichten und einbauen muss.

Von 1599-1626 war ein gewisser Andreas Thomas Pächter. Als danach Wolf Sonderhoff, ein gelernter Zimmermann, die Mühle übernahm, merkte er sehr bald, dass sein Vorgänger den Fachbaum gesenkt hatte. Als Folge lief weniger Wasser auf die zwei oberschlächtigen Räder der Mühle und die Leistung fiel entsprechend geringer aus. Sonderhoff meldete diese Veränderung und sie wurde von mehreren Müllern aus der Umgebung begutachtet und bestätigt. Daraufhin wurde der vorige Pächter Thomas vernommen, der jedoch die Tat abstritt und sich obendrein so ungebührlich benahm, dass er umgehend in Arrest genommen wurde. Später stellte sich heraus, dass er die Dorfmühle Rottleben übernommen hatte und bei jener den Fachbaum erhöht hatte. Somit hatte die Teichmühle doppelten Nachteil zu leiden. Allerdings musste sich Thomas wegen der eigenmächtigen Manipulationen vor Gericht verantworten.

Mühlenbann

Um solche Manipulationen in Zukunft auszuschließen, wurde am 20.Mai 1628 bei der Teichmühle ein Sicherpfahl gesetzt, ein amtlicher Akt, bei welchem sogar Graf Albrecht Guenther zu Sondershausen und Hohnstein zugegen war.

Um 1700 gibt es eine Auseinandersetzung anderer Art um die Teichmühle. Zur damaligen Zeit hatte die Teichmühle einen Mühlenbann über das Dorf Esperstedt, d.h. die Einwohner waren gezwungen, sich mit ihrem Mahlgut zur Teichmühle zu begeben und dort mahlen und schroten zu lassen. Die damalige Besitzerin hatte sich beschwert, dass einige Esperstedter diesen Mühlenbann umgingen, indem sie ihr Korn zu anderen Mühlen schafften. Auf diese Anschuldigung hin, beschwerte sich der Dorfschulze von Esperstedt gleichermaßen, dass die Esperstedter Mahlgäste an der Teichmühle oftmals schlecht bedient wurden. Man ermahnte beide Parteien, ihren gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen.

Teichmüller erstattet Anzeige

Doch wie man sich denken kann, dauerte es nicht lange, bis neuer Streit aufflammte. Als in Esperstedt 1743 die erste Windmühle errichtet wurde, ließen viele Dörfler nun dort mahlen, zumal sich die Verhältnisse an der Teichmühle nicht gebessert hatten und sie manchmal bis zu 8 Tagen warten mussten! Der Teichmüller jedoch pochte auf die Einhaltung seiner Rechte. Er zeigte zahlreiche Einwohner Esperstedts an und veranlasste die Beschlagnahme der Metze des Windmüllers. Außerdem forderten die Besitzer 1200 Reichstaler Schadenersatz.

Um weiteren Auseinandersetzungen vorzubeugen kaufte Windmüller Bloße 1750 selbst die Teichmühle, mitsamt dem Zwangsmahlrecht! In den folgenden Jahrzehnten wandert die Immobilie nun durch zahlreiche Hände, wobei es ebenfalls genug Streit gibt, denn manche der neuen Besitzer können oder wollen den vereinbarten Preis nicht bezahlen.

Erst 1794 zieht unter dem Müller Gottfried Heinrich Runkewitz wieder ein beständiges Leben und Wirtschaften ein. 1798 wird ihm gestattet, eine Öl- und Graupenmühle anzulegen. Im gleichen Jahr kommt es zu einem Vergleich mit der Gemeinde Esperstedt, welche für 325 Reichstaler die Aufhebung des Mahlzwanges erkauft. Den Einwohnern steht es nun frei, wohin sie ihr Getreide zum Mahlen und schroten bringen. Ebenso darf die Teichmühle Getreide aus dem Ort abholen und Mehl oder Schrot wieder zurückliefern. Aber noch im Jahr 1849 beschweren sich die Einwohner:

Die Gemeinde Eſperſtedt muß ihr Getreidig von dort in die Teimühle bei Roleben zum Mahlen ien und was iſt das für ein Weg, namentli bei Regenweer, eine Chauee haben e dort nit und die leiteſten Wagen vernken auf dem Wege den Solgraben entlang bis an die Aſen in den Slamm.

Warum der oben erwähnte Vergleich nicht durchgesetzt wurde, muss wahrscheinlich ein Rätsel bleiben. 1843 verkaufen die Runkwitzschen Erben die Mühle und der neue Besitzer lässt sie modernisieren. Am 4.4. 1846 erscheint im Frankenhäuser Intelligenzblatt folgende Anzeige:

Weizenmehl, gemahlen auf der neu erriteten amerikanien Walzmühle, wird angeboten.
Friedri Voe.

Die Teichmühle vermahlt auch Roggen und betreibt Mehlhandel. Bereits wenige Jahre später investiert Vocke wieder in die Mühlentechnik, und in einer weiteren Anzeige gibt er bekannt:

Da der Mühlenbau ſeinem Ende naht, ſo bin i in den Stand geſet, von jet ab aes große und kleine Mahlen wieder aufnehmen zu können. Auf der Walz-Mahlmühle wird unter den alten Bedingungen gemahlen; dagegen aber werden auf Verlangen auf der neu hergeriteten Zylinder-Mühle kleine und große Poſten aufgenommen und gemahlen.

Das Geschäft floriert in jener Zeit, und die Stadt Frankenhausen bemüht sich um die Eingemeindung des einzeln gelegenen Mühlengehöfts. Wegen der pfarrrechtlichen Zugehörigkeit zur Gemeinde Rottleben und anderer Punkte gab es darüber Auseinandersetzungen, die sich bis nach 1859 hinzogen. 1861 trifft den Mühlenbesitzer persönliches Unglück, denn innerhalb von 10 Wochen sterben eine Tochter und ein Sohn.

Zwanzig Jahre später befindet sich die Mühle im Besitz des Kommerzienrates Hugo Hornung, aber genauere Angaben sind ab da kaum noch verzeichnet. Für die Landwirtschaft, die seit jeher zur Teichmühle gehörte, werden ab und an Arbeitskräfte gesucht; und 1910 wird die Mühle nur noch im Nebenerwerb betrieben. Wann sie endgültig stillgelegt wurde, konnte bisher noch nicht festgestellt werden.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges spielen sich dramatische Szenen an der Mühle ab, als ein Trupp Volkssturm dort versucht, die vorrückenden Amerikaner aufzuhalten und dabei ums Leben kommt. 1945 werden die Mühlenländereien im Zuge der Bodenreform der Stadt Bad Frankenhausen übergeben, und ein Jahr später an Neu- und Umsiedler aufgeteilt. Die Gebäude werden für die neuen Bewohner umgebaut, dabei wird auch die Mühlentechnik entfernt. Nur vom Wasserrad kann man noch heute wenige Überreste erkennen.

Autor: Steffen Rödiger

Quellennachweis

Unter Verwendung von:

Akten aus dem Stadtarchiv Bad Frankenhausen,
Thüringer Staatsarchiv Rudolstadt,
Artikeln des Frankenhäuser Intelligenzblattes,
Eintragungen der Kirchenbücher sowie
persönlichen Angaben von Gertrud und Heinz Haake

 

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