Gedenken an Thomas Müntzer und den Bauernkrieg
Die Erinnerung an die Ereignisse im April und Mai des Jahres 1525 wollte nie so recht verblassen. Als sich Rat und Einwohner 1577 tatkräftig gegen die Regierungspraxis Graf Wilhelms von Schwarzburg-Frankenhausen (1534 - 1598) auflehnten, wurde Kurfürst August von Sachsen (1526 - 1586), Neffe Herzog Georgs des Bärtigen von Sachsen, berichtet: »die Leute laufen zu Hauf wie ſeinerzeit im Aufruhr 1525.«
errichtet 1962.
Foto: H. Nieft, Bad Frankenhausen, Inv.-Nr. 1306
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Foto: © Regionalmuseum Bad Frankenhausen
Anlässlich des 400. Jahrestages der „Schlacht bei Frankenhausen“, 1925, wurde der Gedanke aufgegriffen, an ereignisreichen Orten des Geschehens in und außerhalb der Stadt Gedenksteine zu errichten und dafür Spenden zu sammeln. Oberhalb des Gedenksteins wurde das Gebäude des Panorama Museums errichtet.
Der am 13. Mai 1962 auf dem Schlachtberg errichtete Gedenkstein trägt die Aufschrift: »Bauernschlacht unter der Führung von Thomas Müntzer 15. Mai 1525«.
Darüber angedeutet die Fahne der Aufständischen mit der Aufschrift „FREYHEIT“.
Der Stadtschreiber Johann Friedrich Müldener (1715 - 1766) flocht 1747 den Bauernkrieg in seine Geschichte des Nonnenklosters St. Georgii ein. Gegenüber späteren Literaten standen ihm seitens des städtischen Archivs heute nicht mehr vorhandene Archivalien zur Verfügung.
Eine Flut in der literarischen Bearbeitung und Darstellung der Abläufe als ebenso des Wirkens Thomas Müntzers setzte allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts ein. Obwohl Frankenhausen zu diesem Zeitpunkt bereits ein Zentrum der thüringischen Arbeiterbewegung war und Tomas Müntzer und der Bauernkrieg von dieser zunehmend für sich vereinnahmt wurde, gelangte auch die bürgerliche Geschichtsschreibung innerhalb der Stadtmauern zu einer überaus positiven Darstellung der Begebenheiten.
Foto: Paul Bark, Foto Bark, Bad Frankenhausen
© Thüringer Allgemeine Zeitung, Magazin „Der Ring“, Nr. 31 / 1. August 1931
© Stadtarchiv Bad Frankenhausen
Während es im 20. Jh. immer wieder aufwendige, historische Festumzüge zu den Ereignissen gab, so anlässlich des „Ersten deutschen Bauerntreffens“ 1955 und zum 450. Jahrestag der Schlacht bei Frankenhausen 1975, war die Aufarbeitung in Theater und Film eine Ausnahme. Die wohldurchdacht initiierten „Thomas-Müntzer-Festspiele“ von 1931 fanden keine alljährlich wiederkehrende Neuauflage und der „Thomas Müntzer“ - Film von 1956, zum Teil an historisch verbürgten Schauplätzen gedreht, blieb bislang die einzige Verarbeitung der historischen Abläufe in einem Kinofilm.
Auf der Grundlage des Film-Exposé des Schriftstellers Friedrich Wolf (1888 - 1953) entstand 1955/56 unter der Regie von Regisseur Martin Hellberg (1905 - 1999) der DEFA-Spielfilm „Thomas Müntzer“. An einigen Spielszenen wirkten zahlreiche Laiendarsteller der Region mit. Die Titelrolle ‚Thomas Müntzer‘ spielte der Hamburger Schauspieler Wolfgang Stumpf (1909 - 1983). Am 17. Mai 1956 wurde der Film in Bad Frankenhausen uraufgeführt.
Foto: „Progress-Film-Programm Nr. 42/56“, herausgegeben vom Presse- und Werbedienst des VEB Progress-Film-Vertrieb, Berlin, 1956“
© DEFA-Stiftung 1999
Foto: Regionalmuseum Bad Frankenhausen
Zitate: Günter Meißner, „Chronologie des Monumentalgemäldes“, in: „Werner Tübke – Monumentalbild Frankenhausen“, Dresden 1989
Ausgelöst durch die Feierlichkeiten zum 400. Jahrestag, 1925, wurden eingehende Überlegungen angestellt, historisch verbürgte Örtlichkeiten mit Gedenktafeln und Gedenksteinen zu versehen. Umgesetzt und erhalten geblieben sind der Gedenkstein auf dem Schlachtberg und die Gedenktafel am ehemaligen Standort des Angertores in der Zinkestraße. Letztere entsprechend den gesellschaftlichen Verhältnissen mehrere Male erneuert und mit neuem Text versehen.
Einen Höhepunkt im Gedenken stellte der Bau des Panoramas auf dem Schlachtberggelände dar. Das in seinem Inneren befindliche Monumentalgemälde von Prof. Werner Tübke, „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“, versinnbildlicht weit mehr, als eine reine Wiedergabe der militärischen Handlungen.