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Lebensmielknappheit und Volksküe

Schon Mitte August 1914 reagierten die Gemeindevorstände und gewährten Familien, deren Angehörige eingezogen wurden, Unterstützung in Form von Geld und Lebensmittelzuteilungen. Ab Jahresbeginn 1915 gab es kaum eine Zeitungsausgabe, die keine Anzeigen wie

Sparsamkeit mit dem Brote

ist eine patriotische Pflicht.
Jeder gebe ein gutes Beispiel

enthielt. Ende Januar 1915 wurde die Brotkarte eingeführt und Brot rationiert. Nach und nach galt dies auch für Milch, Butter, Eier und andere Lebensmittel. Frankenhausens Oberbürgermeister Martin Sternberg veranlasste bis zum April 1915 den verstärkten Aufkauf von Korn, um es gemahlen an die heimischen Bäcker ausgeben zu können.

Im Oktober des Jahres veranlasste die schwarzburg-rudolstädtische Landesregierung die Vereinheitlichung der Butterpreise im Land, um Wucher vorzubeugen. Dennoch kam es schon im Sommer 1915 zu Versorgungsengpässen. Kriegerfamilien und ärmere Menschen vermochten sich schwerlich zu ernähren. In Frankenhausen wurde eine Volksküche eingerichtet, die bereits im Winter 1915/16 Kohlrüben verarbeiten musste. In den Gemeinden wurden Lebensmittelverteilungsstellen eingerichtet. Nur gegen Bezugsmarken wurden Lebensmittel ausgegeben.

Der Mangel an Brot, Kartoffeln und Fleisch war noch lange Jahre nach dem Krieg nicht behoben. Im Januar 1923 wurde die Volks- bzw. Notstandsküche im Frankenhäuser Altenheim »Marienstift« in der Stiftstraße neu eingerichtet. Aufgebrachte Einwohner in Frankenhausen und Esperstedt verlasen am 9. August 1923 eine Resolution auf dem Marktplatz und forderten die restlose Wiedereinführung der Zwangswirtschaft aus dem Krieg. Der aus dem »Arbeiter- und Soldatenrat Frankenhausen« hervorgegangene Wohlfahrtsausschuss zwang schließlich im September des Jahres den aus einer linken Mehrheit bestehenden Stadtrat unter Bürgermeister Friedrich Schünzel (SPD) zur Unterhaltung der wiedererrichteten Volksküche. Ein Appell von Bürgermeister und Stadtrat unterband mit Mühe die Besetzung von Lebensmittelgeschäften:

An die Bevölkerung aber richten wir das dringende Ersuchen, die Ruhe zu bewahren und es nicht zu Unbesonnenheiten kommen zu lassen.

Die Einrichtung von Schrebergärten erfreute sich regen Zuspruchs. Pachtland stellten sowohl die Gemeinden als auch die fürstlichen Domänen bereit. Allein von 1919 bis 1920 verzeichnete die im Juli 1918 gegründete Schrebergarten-Genossenschaft Frankenhausen einen Zuwachs von 222 auf 240 Mitglieder.

 

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